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Analyse: Österreich: Diese sechs Gründe verhalfen Sebastian Kurz zum Wahlerfolg

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Österreich: Diese sechs Gründe verhalfen Sebastian Kurz zum Wahlerfolg

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    Der große Sieger: ÖVP-Chef Sebastian Kurz beruft sich bei seinen Analysen gerne auf den «Hausverstand», was in Deutschland der «gesunde Menschenverstand» wäre. Die Bürger honorieren das.
    Der große Sieger: ÖVP-Chef Sebastian Kurz beruft sich bei seinen Analysen gerne auf den «Hausverstand», was in Deutschland der «gesunde Menschenverstand» wäre. Die Bürger honorieren das. Foto: Matthias Schrader. AP/dpa

    Die konservative ÖVP in Österreich erlebt im Gegensatz zu ihrer deutschen Schwesterpartei CDU einen spektakulären Höhenflug. Als Sebastian Kurz die Partei im Sommer 2017 übernahm, stand die ÖVP in Umfragen bei 20 Prozent und war nur Juniorpartner in einer Koalition mit der SPÖ. Heute dominiert die ÖVP das politische Geschehen im Land und hat politisch alle Karten in der Hand. Kurz ist unter seinen vielen Anhängern Kult. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe:

    Klare Botschaften Der 33-Jährige ist ein Meister einer aufs Wesentliche reduzierten Kommunikation. Seine Botschaften sind zum Leidwesen von Journalisten oft formelhaft, prägen sich aber ein. Kurz redet oft nur kurz. Dabei hätte er Stoff genug. Die ÖVP hat ein 39-seitiges Wahlprogramm mit 100 Punkten. Kurz beruft sich bei seinen Analysen gerne auf den "Hausverstand", was in Deutschland der "gesunde Menschenverstand" wäre. Die Bürger honorieren das.

    Themen Kurz hat im Wahlkampf sein altes Erfolgsthema Migration mit weiteren Themen flankiert. Dabei kamen ihm die gute Konjunktur und die in weiten Teilen der Bevölkerung positiv abgespeicherten eineinhalb Jahre Regierungszeit entgegen. Mit den Schlagworten "Steuern gesenkt", "Schuldenpolitik beendet", "illegale Migration reduziert" warb die ÖVP für eine Fortsetzung des Kurses von Kurz.

    Integration Kurz sieht Integration sehr fordernd als eine Bringschuld der Zuwanderer. Dazu gehört die Einschränkung von Sozialleistungen für Migranten bei ungenügenden Deutschkenntnissen. Der Anspruch bringt ihm bei vielen Österreichern Sympathien.

    Haltung Kurz scheut sich nicht, auch dann zu widersprechen, wenn im Publikum kein Beifall zu erwarten ist. Als er in einer TV-Diskussion zum Thema Kopftuchverbot für bis zu 14-jährige Mädchen von einer Betroffenen scharf kritisiert wurde, hielt er freundlich aber sehr bestimmt dagegen. Das wichtige Signal: Ich verbiege mich nicht, auch wenn ich für Konzilianz gegenüber der Jugendlichen jetzt Applaus bekommen würde.

    Auftreten Kurz schafft es oft, bei persönlichen Begegnungen sehr gewinnend zu wirken. Er ist authentisch höflich, wendet sich wirklich zu, sucht den Blickkontakt. Im fast immer gleichen Look - Slimfit-Anzug, weißes offenes Hemd, nach hinten gegelte Haare - wird er als dynamischer Macher wahrgenommen. Er ist der Typ Politiker, dem der Wähler etwas zutraut.

    Glück Der Erfolg ist zu einem Teil auch gegründet auf die massiven Probleme der politischen Gegner. Die FPÖ hat sich mit dem Ibiza-Video und der jüngsten Spesen-Affäre selbst geschadet und der ÖVP in Scharen enttäuschte Wähler zugetrieben. Die SPÖ hat mit ihrer Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner zwar eine redlich bemühte Frau an der Spitze, der aber das Regierungsamt einfach nicht zugetraut wird. Diese Wahlkampfstrategie wird in der CDU als Grundlage für den Wahlerfolg gesehen. (dpa)

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