Negativ-Kampagne #GrünerMist2021: Wer steckt dahinter?
Unter dem Motto "Grüner Mist 2021" zielt eine Plakat-Kampagne mitten im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 direkt auf die Grünen. Wer steckt hinter der Aktion?
In zahlreichen deutschen Städten sorgen seit einigen Tagen grüne Plakate mit hetzerischen Schlagwörtern für Aufsehen. "Masseneinwanderung", "Arbeitslosigkeit" und "Klimasozialismus" sind etwa auf einem davon gelistet, die Adjektive "totalitär", "sozialistisch", "heimatfeindlich" auf einem anderen. Anders als bei den Wahlkampf-Plakaten der Partei Bündnis 90/Die Grünen lassen die symbolisch abgebildeten Sonnenblumen hier die Köpfe hängen. Versehen sind die Schmäh-Plakate allesamt mit dem Hashtag #GrünerMist2021, der prompt in den Sozialen Medien trendete. Wer steckt hinter dieser Negativ-Kampagne gegen die Grünen?
David Bendels ist der Kopf hinter der Plakat-Kampagne "Grüner Mist 2021"
Bei genauerem Hinsehen, lässt sich am unteren Bildrand der Plakate kleingedruckt in weißer Schrift der Verweis auf die "Conservare Communication GmbH" samt Hamburger Anschrift erkennen. Das Unternehmen ist auch im Impressum der offiziellen Internetseite von "Grüner Mist" aufgeführt, der Geschäftsführer David Bendels zeichnet redaktionell verantwortlich für die Kampagne. Der Chefredakteur des rechtspopulistischen Deutschland-Kuriers ist nach eigenen Angaben seit seinem CSU-Austritt 2016 parteilos. Bei der Bundestagswahl 2017 rief Bendels in den Sozialen Medien allerdings aktiv zur Wahl der Alternative für Deutschland auf und steht der Partei bis heute sehr nahe.
Der rechtskonservative "Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten", dessen Vorsitzender ebenfalls David Bendels ist, produzierte bereits in vergangenen Wahlkämpfen inhaltlich entsprechende Plakate und Broschüren. "Grüner Mist 2021" wendet sich als rechtsgerichtete, hetzerische Persiflage zwar gezielt gegen die Grünen, entspringt vor diesem Hintergrund aber an sich keiner neuen Bewegung. Wie der ehemalige CSU-Politiker und offizielle Sprecher der Kampagne gegenüber der Deutschen Presse-Agentur betont, steht die aktuelle Kampagne dennoch "in keinerlei Zusammenhang mit der AfD". Die AfD teilte ihrerseits mit, es gebe "keinerlei Verbindung zwischen der AfD und der in Rede stehenden Anti-Grünen-Kampagne".
In einem wohlwollenden Artikel im Deutschland-Kurier heißt es, die "Großplakate sollen unübersehbar die wahren Absichten von Baerbock, Habeck & Co demaskieren". Am Ende des Artikels merkt die Redaktion knapp an, die Funktion von David Bendels als Chefredakteur des Deutschland-Kuriers stünde in keinem Zusammenhang mit der Bürgerkampagne. Über die selbsterklärte "Mission" hinter der Plakataktion heißt es im offiziellen Kampagnenvideo auf der Videoplattform YouTube: "Die Bürger aufklären, was ihnen mit einer grünen Regierung wirklich blüht."
Plakat-Kampagne "Grüner Mist": Grünen-Minister setzt Außenwerber Ströer unter Druck
Nach Angaben von "Grüner Mist 2021" wurden in 50 deutschen Großstädten mehrere tausend Großplakate angebracht. Der damit beauftragte Außenwerber Ströer steht dafür nun in der Kritik. Gegenüber der ARD-Plattform tagesschau.de erklärte ein Sprecher des Konzerns, Ströer sei als Plakatflächenvermieter nicht für die Inhalte und Gestaltung der Werbung verantwortlich. Werbung, die nicht gegen Gesetze oder freiwillige Selbstbeschränkungen verstoße, könne man außerdem nicht ablehnen, so der Sprecher weiter. Lediglich einzelne Motive der Kampagne sollen von Ströer abgelehnt worden sein, da diese offenbar nicht rechtskonform waren.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht von den Grünen hat über den Kurznachrichtendienst Twitter mehr Transparenz bei der Kampagnen-Finanzierung gefordert und Zweifel an der Machtlosigkeit von Ströer geäußert. Albrecht vermutet hinter der Negativ-Kampagne gegen seine Partei Auslandsfinanzierung und Einflussnahme auf die Bundestagswahl 2021, bleibt jedoch bislang konkrete Belege dafür schuldig.
"Grüner Mist 2021" bezeichnet sich selbst in einer Pressemitteilung als überparteiliche und unabhängige Bürgerinitiative. Internetauftritt und Großplakate seien aus Spenden "von Mittelständlern und engagierten Bürgern" finanziert worden, heißt es darin.
SPD und CDU solidarisieren sich nach rechter Negativ-Kampagne mit Grünen
Die politische Konkurrenz im Rennen um die Kanzlerschaft zeigt sich nach der Schmäh-Aktion solidarisch mit den Grünen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil positionierte sich am Donnerstag auf Twitter mit den Worten "#GrünerMist ist #Rechtermüll" und "Demokraten halten zusammen." Dazu veröffentlichte er eine rot-grüne Kachel mit dem programmatischen Satz: "In den Farben getrennt, in der Sache vereint gegen Rechts".
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schloss sich der Kritik an der Plakataktion an und sprach dabei dem Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner über Twitter volle Solidarität aus. "Zu fairem Wahlkampf gehört es, auch das Wort zu ergreifen, wenn es nicht gegen die eigene Partei geht: Der Dreck, der aktuell von AfD- und NPD-nahen Kreisen über die Grünen ausgegossen wird & mit einer Plakatkampagne befeuert wird, ist widerwärtig."
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Jürgen, wenn man "seine Meinung" schreibt, dann schreibt man auf einen neutralen Hintergrund "Ich bin für mehr Einwanderungskontrolle und mehr Polizei" und zeigt sein Gesicht. Die Leute wie Sie, die jetzt angesichts dieser Hetze mit harmlosem Lächeln von Meinung sprechen und dann gleich in die Opferrolle gehen, sind genau die, die das dritte Reich ermöglicht haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das erkennen und Ihre Haltung ändern. Kein/e Deutsche/r sollte diese feigen Hetzmethoden tolerieren.
>> CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schloss sich der Kritik an der Plakataktion an und sprach dabei dem Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner über Twitter volle Solidarität aus. "Zu fairem Wahlkampf gehört es, auch das Wort zu ergreifen, wenn es nicht gegen die eigene Partei geht: Der Dreck, der aktuell von AfD- und NPD-nahen Kreisen über die Grünen ausgegossen wird & mit einer Plakatkampagne befeuert wird, ist widerwärtig." <<
Zu einem Wahlkampf gehört auch, dass sich Parteien positionieren - CDU/CSU überzeugen da aktuell nicht.
Die CDU möchte ja mit Laschets Gesicht und "Für ein modernes Deutschland" nicht weiter in die Details einsteigen. Man hätte die Plakate auch in schwarz drucken können - einen guten Teil der Schlagworte hätte man unverändert lassen können. Mehrfachidentitäten von Asylbewerbern kann man auch kaum einer Oppositionspartei im Bund anhängen...
Man erkennt nun aber schon, dass die Grünen die genannten Themenbereiche sehr nervös betrachten und offensichtlich keinesfalls von der Sicherheit der eigenen Position überzeugt sind.
Welche Partei will sich denn mit Schmutzkampagnien überzeugend positionieren?
"Man erkennt nun aber schon, dass die Grünen die genannten Themenbereiche sehr nervös betrachten und offensichtlich keinesfalls von der Sicherheit der eigenen Position überzeugt sind."
So wie sich die Grünen darstellen, scheinen sie von der Sicherheit der eigenen Position überzeugt zu sein. Ganz im Gegensatz zur Union und AfD.
Ohne jemals ein AFD Wähler gewesen zu sein, noch zu werden, inhaltlich kann ich den Plakaten durchaus folgen. Und was den Ton, bzw. die Art und Weise angeht, das muss eine Demokratie aushalten, oder wie war das mit "Stoppt Strauss"?
Das Problem ist doch, dass alles was nicht in eine gewisse Ordnung passt inzwischen per se in eine rechte Ecke gedrängt wird.
Dagegen verwahre ich mich, und ich bin bei weitem nicht der Einzige der nicht "rechts" ist, sich aber bitte dieser aufkommenden "Sprachpolizei" entgegen stellt.
Ein Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen, und das ist gut so.
Und - ist es schlimm wenn man in eine Ecke gestellt wird? Wichtig ist, daß man in der Früh in den Spiegel schauen kann und ein Bild kommt zurück. Ich fürchte mich vor keiner Ecke, insbesondere erst recht wenn ich objektiv recht habe.
Wäre es nicht besser gute eigene Ideen auf die Füße zu bringen, anstatt Schmutzkampagnien zu starten?
Im Übrigen halten engagierte Bürger und Demokraten zusammen und verurteilen diese Schmutzkapagnien.
Außerdem trifft die rot-grüne Kachel mit dem programmatischen Satz: "In den Farben getrennt, in der Sache vereint gegen Rechts" die Angelegenheit sehr gut.
Hallo Wofgang und Richard
danke und 2 Anmerkungen
1. Auch wenn es mir persönlich ziemlich egal ist, ja ich finde es schlimm, dass heute jede Meinung die auch nur ein ganz klein wenig anders ist als die, die politisch gerade opportun ist dazu führt dass man in eine Ecke gedrängt wird.
2."Außerdem trifft die rot-grüne Kachel mit dem programmatischen Satz: "In den Farben getrennt, in der Sache vereint gegen Rechts" die Angelegenheit sehr gut."- was ist mit in der Sache verein gegen Links? Hatte wir nicht auch mal den Umstand dass sich alle "demokratischen Parteien" verpflichtet hatten, nicht mit der SED Nachfolgepartei zusammen zu arbeiten.. bis ja bis zu dem tag, an dem es um Macht ging... und dann waren es natürlich nur "Sachthemen" die das rechtfertigten.
Wie gesagt, ich werde aus diversen Gründen niemals AFD wählen, aber in einzelnen Punkten sprechen sie Dinge an, die nun mal auf die Tagesordnung gehören - aber egal wie, der Vorschlag einer AFD wird schon abgelehnt weil er von der AFD kommt.
Das hat für mich nichts mehr mit Demokratie zu tun und das treibt die Wähler eher noch in die Arme dieser Rattenfänger, aber das will wohl keiner verstehen.