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Porträt: Cornelia Froboess ist ein Phänomen

Porträt

Cornelia Froboess ist ein Phänomen

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    Cornelia Froboess wird 75 Jahre alt.
    Cornelia Froboess wird 75 Jahre alt. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archiv)

    Das geht natürlich auch: Cornelia Froboess würdigen und an ihre Bühnenerfolge erinnern. „Das Theater war für mich ein Traum“, bekennt die Schauspielerin. Den hat sie sich auch erfolgreich erfüllt. Lessings Minna von Barnhelm, Wedekinds Lulu, Brechts Mutter Courage und viele große Frauenrollen mehr, das war das eine. Kaputte Typen mit gebrochenen Biografien waren das andere.

    Genügend Stoff also für Feuilletons, wenn es darum ging, die Froboess einzuordnen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum ihr etwa Ibsen und Strindberg besonders lagen. Dass sie eine große Vergangenheit als Teenager-Idol vorweisen konnte, übersahen Kritiker gern.

    Schlager? Das war ja keine Kultur. Tatsächlich hatte kaum jemand der „Conny“ zugetraut, zu einer brillanten Theaterschauspielerin heranzureifen. Denn Conny war in den Wirtschaftswunderjahren die Königin der Teenie-Herzen. Sympathisch ihr Auftreten, sang sie – mit 15 nur ein klein wenig kess – im Petticoat „Schicke, schicke Schuh“, „ I Love You Baby“ oder „Jolly Joker“, wo es heißt: „Heute verliebt, morgen betrübt, wer kennt von uns denn schon das Leben?“

    Mütter waren beruhigt. Mit einem solchen Mädchen konnte selbst der eigene Sohn ausgehen, ohne Schaden zu nehmen. Das war keine gefährliche Bardot mit Schmollmund, sondern die sah aus wie jene Verkäuferin im Bäckerladen, die sich einen Leberfleck auf die Wange gemalt hatte, weil Conny da auch einen hatte.

    Cornelia Froboess wird 75: "Ist doch schön, Falten zu sehen"

    Und tanzen wie die Conny wollten viele, selbst mit einer Magermilch-Variante von Peter Kraus. Das Prinzip Conny als Fortsetzung der „kleinen Cornelia“, die 1951 als Berliner Göre den Wannsee-Schlager „Pack die Badehose ein“ trällerte. Doch bereits in den frühen 60er Jahren fühlte sich Cornelia nicht mehr wohl mit einer klischeehaften Gastarbeiterhymne wie „Zwei kleine Italiener“.

    1963 hatte die ausgebildete Schauspielerin am Salzburger Landestheater als Dienstmädchen in Frantisek Langers „Peripherie“ ihr Debüt. 1972 folgte sie Hellmuth Matiasek nach München, wo sie fast 30 Jahre lang zum festen Ensemble der Münchner Kammerspiele gehörte. Bis sie 2001 zum Bayerischen Staatsschauspiel wechselte. Cornelia Froboess hatte den Regisseur und Intendanten Matiasek 1967 geheiratet. An diesem Sonntag wird die zweifache Mutter, die in der Nähe des Wendelsteins lebt, 75. Und erfreut im Fernsehen ihre Fans, die sie vor allem als Frau aus dem Volk mögen.

    In den beiden „Almuth und Rita“-Filmen ist sie die polternde „Putze“ (O-Ton Rita), die die von Senta Berger gespielte vereinsamte etepetete-Almuth ins Leben zurückholt. „Ich bin ganz überrascht“, sagt Cornelia Froboess angesichts der Klagen von älteren Kolleginnen, „es gibt viele Stoffe, bei denen man nicht nur tüdelige Omas spielt.“ Und sie bekennt sich zum Alter: „Es ist doch schön, Falten zu sehen und dass das Gesicht lebt – oder gelebt hat.“

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