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Corona-Krise: So dramatisch ist die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland

Corona-Krise

So dramatisch ist die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland

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    Intensivmediziner schildern in einer Pressekonferenz der DIVI die ernste Lage auf Deutschlands Intensivstationen.
    Intensivmediziner schildern in einer Pressekonferenz der DIVI die ernste Lage auf Deutschlands Intensivstationen. Foto: Matthias Balk, dpa (Symbolbild)

    "Die Corona-Lage ist sehr besorgniserregend", sagt Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Klinikdirektor der Uniklinik Aachen. In einer Pressekonferenz informierten Experten aus verschiedenen Bereichen am Montagmittag über die Lage auf Deutschlands Intensivstationen.

    Es liegen aktuell 3657 Patienten mit Covid-19 auf Intensivstationen in Deutschland. 51 Prozent davon werden invasiv beatmet, wie Marx mitteilt. Diese Entwicklung sei identisch zu der im Herbst vergangenen Jahres. Dazu komme jedoch, dass etwa 4000 Betten weniger zur Verfügung stehen. Der Grund dafür sei, dass viele Intensivpflegerinnen und -pfleger wegen der hohen Belastung ihre Arbeitszeit reduziert oder gar gekündigt hätten.

    Überlastung auf Bayerns Intensivstationen, Kliniken schränken Betrieb ein

    In Bayern, wo die Inzidenz hoch und die Impfquote niedrig ist, seien die Intensivstationen bereits akut überlastet. Wie Intensivmediziner Marx mitteilt, gebe es bereits in weiten Teilen Deutschlands Priorisierungen der Behandlungen. Daraus folgt: Planbare Operationen müssen aufgeschoben werden. Das sei nötig, damit jeder Notfall versorgt werden könne, so Marx.

    Christian Karagiannidis, der in Köln das Zentrum für Beatmung leitet, berichtet in der Pressekonferenz, dass in Bayern das Allzeithoch bereits überschritten wurde und die Corona-Fälle weiter ansteigen. Die Kliniken melden zunehmend Betriebseinschränkungen – sie können also keine Intensivpatienten mehr aufnehmen. Die unterschiedlichen Werte der Bundesländer sind "eng verknüpft mit der Erstimpfquote", so Karagiannidis.

    Andreas Schuppert von DIVI kalkuliert für Bayern Inzidenzen zwischen 400 und 900. Seine Zahlen zeigen: Da Covid-Patienten auf Intensivstationen ein Bett etwa 15 bis 20 Tage belegen, laufen die Stationen voll, auch wenn das ungebremste Infektionsgeschehen gestoppt wird. Es sei höchste Zeit, die Infektionsdynamik zu stoppen, sagt Schuppert.

    DIVI-Präsident appelliert an Bürger: Bei Stopp der Infektionsdynamik helfen

    Daher appelliert auch DIVI-Präsident Gernot Marx an die Bürger: "Wir, die Intensiv- und Notfallkräfte, brauchen Unterstützung." Jeder Bürger könne helfen, indem er die AHA-Regeln einhalte, Kontakte reduziere und sich regelmäßig testen lasse – das gelte auch für Geimpfte. Dazu sei es wichtig, dass sich mehr Menschen impfen lassen.

    Steffen Weber-Carstens von der Charité Berlin verdeutlicht die Relevanz der Impfung. Die jüngeren Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen seien überwiegend ungeimpft. Er beobachte aktuell auch mehr schwangere Patientinnen. Patienten mit Impfdurchbrüchen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, seien älter und hätten Vorerkrankungen. Etwa 65 Prozent der Intensivpatienten seien über 60 Jahre alt. Vollständig geimpfte Personen ohne zusätzliche Erkrankungen seien gut geschützt.

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