Die Bundesregierung will eine Ausnahmeregelung für annullierte Flüge durchsetzen. Verbraucherschützer protestieren - zurecht.
Was für Kulturveranstaltungen richtig ist, kann ja für Flugreisen nicht falsch sein. Hat sich die Regierung gedacht und Brüssel aufgefordert, schnell eine entsprechende Anordnung vorzulegen. Statt eines Geldscheins soll es zwingend einen Gutschein geben, wenn ein Flug wegen Corona annulliert werden muss. Die Gutscheine sollen die Airlines in der Luft halten, denn so verbleibt das Geld erst einmal bei ihnen.
Doch was ist mit der Liquidität der Fluggäste? Geschäftsreisende mögen mit Gutscheinen ja noch leben können. Viele Privatreisende jedoch können nichts mit einem Coupon anfangen, der ihnen einen Flug in ferner Zukunft oder die Rückerstattung des Ticketpreises Ende 2021 verspricht. Sie haben sich das Ticket in der Regel zusammengespart, und sie brauchen das Geld jetzt zurück. Denn nicht nur vielen Airlines geht es gerade wirtschaftlich schlecht.
Fluggesellschaften profitieren von Gutscheinen
Außerdem profitieren von einer Gutschein-Regelung alle Fluggesellschaften, die unter die entsprechenden Vorschriften fallen. Also auch die, die wegen fragwürdiger Arbeitsbedingungen und undurchsichtiger Preisgestaltung von der Politik kritisiert werden.
Die Corona-Pandemie mag viele Schnellschüsse rechtfertigen. Dieser gehört nicht dazu.
Die Diskussion ist geschlossen.
Wenn die vom Ausfall ihrer Fernreise betroffenen Personen bereit sind, auf ihre Reise etwas zu warten und das Geld per Gutschein vorübergehend der Airline zu lassen, warum nicht. Wer auch in Zeiten des Klimawandels seine Flugreise zukünftig unbedingt noch möchte, soll das so machen, wir müssen noch nicht alles verbieten. Aber bezahlen soll er seinen Wunsch bitte eigenständig. Und zumutbar ist das sicher auch, bis auf wenige Härtefälle, die begründet ihr Geld haben sollen. Aber jetzt nach einer staatlichen Rettung der Condor zu rufen, bedeutet staatliche Schulden zu machen, die bleiben dann unseren Kindern, genau wie die Probleme nach dem Klimawandel. Den Kindern gegenüber finde ich das unzumutbar!
Ein Gutschein ist nichts weiter als eine Zwangsanleihe ohne Verzinsung und mit höchst ungewissem Ausgang. Die Verbraucherzentralen kritisieren aus meiner Sicht völlig zurecht eine solche Regelung. Es mag durchaus sein dass der Lufthansa das Geld irgendwann knapp wird und dass der Staat ein Interesse daran hat, die Airline zu retten. Dann soll er das mit dem Geld der Steuerzahler tun und Anteile erwerben oder KFW Darlehen gewähren. Es kann aber nicht sein dass der Staat ein Problem dadurch löst, in dem er es einfach zum nächst Schwächeren weiterschiebt. Das ist in diesem Fall der Kunde, der sich nicht wehren kann und auf Geld verzichten muss, dass er vielleicht selbst dringend braucht weil er gerade kurzarbeitet oder sein Geschäft schließen muss. Zudem würden von einer solchen Regelung nicht nur europäische sondern auch alle internationalen Airlines profitieren. Die sollen sich aber bitte dort retten lassen wo sie auch ihre Steuern bezahlen.
Manchmal wäre es sicher hilfreich wenn unsere Politik trotz Krise auf Schnellschüsse verzichtet und ein Problem erst zu Ende denkt und dann handelt.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass auch die Reiseveranstalter und Fluglinien nichts für das Virus können? Wer sich eine Reise leisten kann, wird auch nicht daran zugrundegehen, wenn er auf einem Teil der Kosten sitzenbleibt. Das wäre gelebte Solidarität.
In jedem Produkt sind üblicherweise Gewinnanteile und variable Kosten der Leistungserbringung vorhanden.
Es kann überhaupt nicht zur Diskussion stehen, diese vor Leistungserbringung dem Unternehmer in Bar zur Verfügung zu stellen.
Eine faire Lösung kann bestenfalls gesplittet als Gutschein/TeilRückzahlung denkbar sein.