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Österreich: Das Pickerl-Land attackiert die deutsche Pkw-Maut

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Das Pickerl-Land attackiert die deutsche Pkw-Maut

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    Die deutsche Pkw-Maut soll 2016 kommen.
    Die deutsche Pkw-Maut soll 2016 kommen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv (dpa)

    Ausgerechnet Österreich. Ausgerechnet die Regierung in Wien, die seit 1997 für Autobahnen und Schnellstraßen ein Pickerl fordert, macht gegen die deutsche Pkw-Maut mobil. Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) hat jedenfalls die EU-Kommission aufgefordert, die deutschen Pläne so rasch wie möglich auf ihre Rechtmäßigkeit zu prüfen und schon mal mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gedroht. Weil die Maut unterm Strich nur ausländische Autofahrer belaste, was wiederum diskriminierend, sagen wir’s salopp, „gemein“, sei.

    Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kann sich über die Attacke aus dem Nachbarland nicht einmal mehr wundern. „Nichts Neues aus Österreich. Das ist eine altbekannte Position“, sagte der CSU-Politiker unserer Zeitung. Er habe schon deshalb wenig Verständnis, „weil die Österreicher seit Jahrzehnten Mautgebühren kassieren“. Gerade sie, meint der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), sollten doch bitte schön „die Kirche im Dorf lassen“. Denn wer mit dem Pkw durch Österreich reise, brauche nicht nur für Autobahnen und Schnellstraßen eine Vignette, sondern werde auch noch etwa für Brenner und Felbertauern zusätzlich zur Kasse gebeten.

    Mautkosten in Europa

    Autofahrer werden in vielen europäischen Ländern auf Autobahnen zur Kasse gebeten. Die Systeme sind unterschiedlich. Einige Beispiele:

    FRANKREICH: Die Autobahnen sind von einigen Ausnahmen abgesehen gebührenpflichtig. Der Tarif hängt von der gefahrenen Strecke ab. So fällt beispielsweise für die 465 Kilometer von Paris nach Lyon für Autos eine Maut von etwa 33 Euro an.

    ITALIEN: Fast alle Autobahnen sind mautpflichtig. Auch hier richtet sich der Preis nach der Entfernung. Die 450 Kilometer lange Strecke von Rom nach Bari kostet etwa 33 Euro.

    ÖSTERREICH: Eine Jahresvignette kostet für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen rund 83 Euro, zwei Monate schlagen mit etwa 25 Euro zu Buche, zehn Tage kosten 8,50 Euro.

    SCHWEIZ: Für die Jahresvignette für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen werden 33 Euro fällig.

    SLOWAKEI: Für zehn Tage kostet die Vignette für Autos 10 Euro, für einen Monat 14 und ein Jahr 50 Euro.

    SLOWENIEN: Eine Sieben-Tage-Vignette ist für 15 Euro erhältlich, für einen Monat kostet sie 30 und für ein Jahr 110 Euro.

    DEUTSCHLAND: Im März 2015 hat der Bundestag die Pkw-Maut für deutsche Autobahnen und Bundesstraßen beschlossen. Ausländer können entweder eine Zehn-Tages-Vignette oder eine Zwei-Monats-Vignette erwerben. Die Preise liegen - je nach Gültigkeitsdauer und Motorgröße sowie Schadstoffausstoß - zwischen fünf und 30 Euro. Für in Deutschland registrierte Fahrzeuge wird ein jährlicher Betrag erhoben, der sich auf maximal 130 Euro beläuft.

    Droht da ein neuer Pickerl-Streit? Nicht vergessen ist das Scharmützel zwischen Bayern und Österreich, als das Wiener Verkehrsministerium Ende 2013 auf der Inntal-Autobahn zwischen der bayerischen Landesgrenze und Kufstein-Süd den Verzicht auf die Vignetten-Kontrolle aufhob. Schon damals war – mit Blick auf die deutsche Pkw-Maut – von einer Wiener Retourkutsche die Rede.

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