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Debatte um Sarrazin: Kommentar: Befangen

Debatte um Sarrazin

Kommentar: Befangen

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    Christian Wulff.
    Christian Wulff. Foto: DPA

    Der Bundespräsident jedoch, als Staatsnotar zur Neutralität verpflichtet, hat die Bundesbank regelrecht ermuntert, die Abberufung ihres umstrittenen Vorstands bei ihm zu beantragen - und das gewünschte Ergebnis wird vermutlich auch nicht allzu lange auf sich warten lassen.

    Man mag über Thilo Sarrazin denken, wie man will: Das Image der Bundesbank als unabhängige, weltweit geachtete Instanz nimmt nicht wegen seines Buches und der provozierenden Interviews Schaden, sondern wegen der unsensiblen Art, mit der Bundeskanzlerin und Bundespräsident die Notenbank unter Druck gesetzt haben. Der Antrag, Sarrazin zu entlassen, ist nicht mehr das Ergebnis einer eigenen, souveränen Entscheidung, sondern das Resultat politischer Zurufe.

    So frei und unabhängig, wie es scheinen soll, ist die Bundesbank ohnehin nicht mehr - zumindest in personellen Fragen. Sarrazin, zum Beispiel, ist zwar ein kompetenter Finanzexperte. Notenbanker aber wurde er vor allem, weil Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit seinen widerspenstigen Senator elegant loswerden wollte. Wenig später zog mit dem FDP-Mann Carl-Ludwig Thiele bereits der nächste Politiker in den Vorstand der Bank ein: Er war beim Berliner Postenpoker nach der Bundestagswahl leer ausgegangen.

    Eigentlich will Wulff ja, wie er selbst sagt, zwischen Politik und Bürgern vermitteln. Im Fall Sarrazin allerdings hat er diesen Versuch gar nicht erst unternommen. Noch dazu läuft der Präsident Gefahr, sich auch persönlich nachhaltig zu blamieren - falls der Provokateur klagen und gewinnen sollte.

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