Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Deutsche Minister: Dicke Autos statt Klimaschutz

Politik

Deutsche Minister: Dicke Autos statt Klimaschutz

    • |
    Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) steht am Dienstag (13.02.07) in Bonn vor seinem Dienstwagen. Tiefensee stellte in Bonn eine Plakat-Aktion gegen Alkohol im Strassenverkehr vor. Im Streit um Massnahmen fuer mehr Klimaschutz haben fuehrende Politiker von Union und SPD den Vorstoss von Gruenen-Fraktionschefin Renate Kuenast zurueckgewiesen, auf japanische Hybrid-Autos umzusteigen. "Ein Verbraucherboykott gegen deutsche Autos ist eine billige und populistische Forderung", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagausgabe vom 13.02.07). Es sei vernuenftig, von der Automobilindustrie wesentlich mehr Engagement beim Umweltschutz zu verlangen: "Aber Frau Kuenast schiesst weit ueb
    Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) steht am Dienstag (13.02.07) in Bonn vor seinem Dienstwagen. Tiefensee stellte in Bonn eine Plakat-Aktion gegen Alkohol im Strassenverkehr vor. Im Streit um Massnahmen fuer mehr Klimaschutz haben fuehrende Politiker von Union und SPD den Vorstoss von Gruenen-Fraktionschefin Renate Kuenast zurueckgewiesen, auf japanische Hybrid-Autos umzusteigen. "Ein Verbraucherboykott gegen deutsche Autos ist eine billige und populistische Forderung", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagausgabe vom 13.02.07). Es sei vernuenftig, von der Automobilindustrie wesentlich mehr Engagement beim Umweltschutz zu verlangen: "Aber Frau Kuenast schiesst weit ueb Foto: ddp

    Berlin (mgo/afp). Beim Klimaschutz gehen deutsche Spitzenpolitiker mit schlechtem Beispiel voran. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) überschreiten alle Dienstwagen der Bundesminister und Staatssekretäre weit den von der EU-Kommission vorgegebenen Emissionszielwert von 130 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenem Kilometer.

    Auch beim Spritverbrauch seien die Dienstautos alles andere als sparsam. Die DUH hat die Mitglieder der Bundesregierung aufgefordert, ihre Dienstwagen durch weniger klimaschädliche Modelle zu ersetzen.

    Ein Festhalten an den bisherigen schweren Limousinen sei angesichts der aktuellen Diskussion um die Verbrauchs- und Schadstoffwerte von Autos unverantwortlich, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. "Die Mitglieder der Bundesregierung müssen mit gutem Beispiel vorangehen", verlangte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

    Laut DUH wird bei allen Dienstwagen der Bundesminister und Staatssekretäre der von der EU-Kommission vorgegebenen Emissionszielwert von durchschnittlich 130 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenen Kilometer weit überschritten. Die schlechtesten Werte beim Schadstoffausstoß erreichte demnach der Wagen von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit 286 Gramm CO2/km, vor dem von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mit 271 Gramm CO2/km und dem von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) mit 267 Gramm CO2/km. Auch beim Kraftstoffverbrauch führt Schmidts Mercedes-Benz S500 die Liste nach Angaben der DUH mit 17,7 Liter auf 100 Kilometer im Stadtverkehr an.

    Das Gesundheitsministerium wies die Angaben der DUH zum Benzinverbrauch des Ministerin-Autos zurück. Messungen des eigenen Hauses hätten ergeben, dass der Wagen im Schnitt auf 100 Kilometer 13,77 Liter verbrauche, sagte eine Sprecherin. Die Umwelthilfe habe "sehr schlecht recherchiert". Abgefragt worden seien Wagentyp, Leistung und Motorisierung. Aus Sicherheitsgründen bewusst nicht genannt worden sei, ob ein Auto gepanzert sei oder nicht.

    Resch trat den Vorwürfen entgegen. Die Angaben zu den Verbrauchs- und CO2-Werten beruhten auf Herstellerangaben zu den von den Ministerien genannten Fahrzeugtypen. Sie bezögen sich jeweils auf die Grundausstattung, also ohne Klimaanlage und mögliche weitere Extras, die aber die Umweltbilanz eher noch verschlechtern würden.

    Mehrere Spitzenpolitiker, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU), waren laut DUH nicht zu Auskünften über den Spritverbrauch ihrer Dienstwagen bereit. Noch am umweltfreundlichsten fährt der Organisation zufolge Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), deren Mercedes-Benz E200 212 Gramm CO2/km ausstößt. Noch weniger klimaschädlich wäre nach Angaben der DUH ein Mercedes-Benz E-220D mit 170 PS, 227 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit und einem moderaten Emissionswert von 167 Gramm CO2/km.

    Die Umwelthilfe verweist in ihrer Erklärung auf die Dienstvorschrift, wonach "bei der Auswahl der Fahrzeuge auf einen kostengünstigen Unterhalt und geringen Spritverbrauch" zu achten ist. Dabei müssten deutsche Minister nicht einmal, wie von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast angeregt, ein japanisches Hybrid-Auto kaufen, um einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

    Künast selbst fuhr früher als Verbraucherministerin einen 326 PS starken Audi, der zwar laut Presseinformationen vom Dienstag ökologisch vorbildlich mit einem Dieselrußfilter ausgestattet war, jedoch keinen Hybrid-Antrieb hatte. Seit dem Regierungswechsel benutzt die Grünen-Politikerin nach Angaben einer Sprecherin den Fahrdienst des Bundestages. Ein eigenes Auto hat sie demnach nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden