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Weihnachtspredigten: Deutscher Bischof über Pegida: "Hat einiges mit Gottlosigkeit zu tun"

Weihnachtspredigten

Deutscher Bischof über Pegida: "Hat einiges mit Gottlosigkeit zu tun"

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    Der Kölner Erzbischof Rainer Woelki schrieb in einer Weihnachtskarte: «Auch Jesus war ein Flüchtling. Öffnen Sie Ihr Herz für unsere neuen Nachbarn!»
    Der Kölner Erzbischof Rainer Woelki schrieb in einer Weihnachtskarte: «Auch Jesus war ein Flüchtling. Öffnen Sie Ihr Herz für unsere neuen Nachbarn!» Foto: Oliver Berg dpa

    Die deutschen Bischöfe haben in ihren Weihnachtspredigten an die deutsche Bevölkerung appelliert, sich solidarisch mit Flüchtlingen und anderen Menschen in Not zu zeigen. Die Bischöfe verurteilten vor Tausenden Gläubigen jede Form von Ausgrenzung. Zugleich erinnerten sie in ihren Predigten an die Weihnachtsgeschichte, die von der Suche der Heiligen Familie nach Zuflucht berichtet. Die Geistlichen verwahrten sich außerdem gegen eine Vereinnahmung des Christentums durch die Dresdner "Pegida"-Bewegung.

    Bischof in Predigt: Wer Flüchtlingen Hilfe verwehre, verrate christliche Werte

    Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst kritisierte, wer unter dem Vorwand, das christliche Abendland vor Überfremdung bewahren zu wollen, Flüchtlingen Hilfe verwehre, verrate christliche Werte, auf denen das Abendland gründe. Wer Weihnachtslieder singe, müsse deren Sinn erfassen: dass Gott mit den Notleidenden und Heimatlosen sei.   

    Der Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, nannte bizarr, wenn Menschen, die überwiegend keiner christlichen Gemeinschaft mehr angehörten, sich aufschwängen, das christliche Abendland zu retten. "Was ich bei den erwähnten Demonstrationen wahrnehme, hat mit Christentum wenig, einiges aber mit Gottlosigkeit zu tun", sagte der Bischof Heiligabend im Hildesheimer Dom.

    Pegida-Demo: Von Weihnachtssingen zu ausländerfeindlichen Parolen

    Das ist Pegida

    DER NAME: "Pegida" steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Im Kern handelt es sich um ein Demonstrationsbündnis, das sich gegen eine angeblich drohende Ausbreitung des Islamismus in Deutschland und Europa einsetzt.

    DIE DEMOS: Das Bündnis führt an Montagen Proteste in Dresden durch. Zur ersten Demonstration im Oktober kamen etwa 500 Menschen. In Spitzenzeiten waren es 17.000. Inzwischen ist der Trend rückläufig.

    DER ORGANISATOR: Initiator der Proteste ist Lutz Bachmann, Inhaber einer Werbeagentur. Bachmann ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung sowie Einbruch und Diebstahl. 1998 floh er nach Südafrika, um einer fast vierjährigen Haftstrafe in Deutschland zu entgehen.

    DIE ZIELE: Die Teilnehmer des Bündnisses protestieren unter anderem für eine „Null Toleranz“-Politik gegenüber „straffällig gewordenen Zuwanderern", für den "Schutz der deutschen Identität“ und gegen "Asylmissbrauch".

    DIE GRUPPEN: Mittlerweile gibt es nicht nur in Dresden ein solches Bündnis, sondern auch in Magdeburg, Rostock, Würzburg und München. Der bayerische Ableger nennt sich "Bagida" ("Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes").

    DIE KRITIK: Experten sehen in Pegida eine Gruppierung mit rechtsextremistischen Tendenzen. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke beschreibt die Proteste als "rechtsextreme, rechtspopulistische und rechtsnational motivierte Massenbewegung".

    Auch von CDU und SPD kam Kritik an den Protesten. Bernd Lucke, Vorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD), bezeichnete Pediga hingegen als "gut und richtig".

    Das Bündnis "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ("Pegida") hatte am Montagabend in Dresden mehr als  17.000 Menschen mobilisiert. Angekündigt war ein gemeinsames Weihnachtssingen, tatsächlich aber wurden Beschimpfungen von Politikern ebenso bejubelt wie ausländerfeindliche Parolen.

    Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger nannte die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten den Beweis dafür, "dass Gott bei all denen ist, die auf dieser Welt kein Zuhause mehr haben". Der Kölner Erzbischof Rainer Woelki schrieb in einer Weihnachtskarte: "Auch Jesus war ein Flüchtling. Öffnen Sie Ihr Herz für unsere neuen Nachbarn!"

    Die evangelische Landeskirche in Baden feierte ihren ARD-Weihnachtsgottesdienst mit einer schwarzen Jesusfigur. An einer Krippe mit einem Christkind aus dunklem Ebenholz erinnerte Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh an den tausendfachen Tod von Flüchtlingen im Mittelmeer in diesem Jahr. 

    Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, wer nur "halbwegs menschlich empfinde", könne nicht unbeteiligt an der Seite stehen, wenn über 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht seien.

    Warnung in Predigt vor dem Aufrechnen des Leids der Flüchtlinge

    Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, warnte davor, das Leid der Flüchtlinge aufzurechnen. "Gerade Menschen auf der Flucht haben bei Gott einen unzerstörbaren Wert, haben Würde, lange bevor sie auch nur einen Cent zur Steigerung des Bruttosozialproduktes beigetragen haben."

    Die Weihnachtspredigt des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, war schon am Dienstag veröffentlicht worden. Er forderte eine Asylpolitik in Europa, die sicherstelle, "dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, warnte vor einfachen Antworten auf politische Krisen. dpa/AZ

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