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Krise: EU-Krisengipfel: Merkel glaubt nicht an den großen Wurf

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EU-Krisengipfel: Merkel glaubt nicht an den großen Wurf

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    Europa brauche nicht nur eine Währungsunion, sondern auch eine  Fiskalunion, also mehr gemeinsame Haushaltspolitik, sagte Merkel. 
    Europa brauche nicht nur eine Währungsunion, sondern auch eine  Fiskalunion, also mehr gemeinsame Haushaltspolitik, sagte Merkel.  Foto: dpa/Archiv

    Merkel kündigte für den nächsten EU-Gipfel Ende des Monats die Vorlage eines  Arbeitsplanes zum Ausbau einer politischen Union an.  Europa brauche nicht nur eine Währungsunion, sondern auch eine  Fiskalunion, also mehr gemeinsame Haushaltspolitik, sagte Merkel  dem ARD-"Morgenmagazin" laut vorab verbreitetem Wortlaut. Notwendig  sei vor allem eine politische Union, "das heißt, wir müssen Schritt  für Schritt auch Kompetenzen an Europa abgeben, Europa auch  Kontrollmöglichkeiten einräumen."

    Merkel telefoniert mit Obama

    Gleichzeitig räumte Merkel ein, sie glaube nicht, dass es einen  einzigen EU-Gipfel geben werde, "auf dem der große Wurf entstehen  wird". Am Mittwoch hatte Merkel in einem Telefongespräch mit  US-Präsident Barack Obama erneut über die Schuldenkrise in der  Euro-Zone beraten. Nach Angaben des Weißen Hauses herrschte dabei  Einigkeit darüber, dass die Euro-Länder ihre "Widerstandsfähigkeit"  in der Krise stärken müssten.

    Am Dienstagabend hatte Obama bereits mit dem britischen  Premierminister David Cameron telefoniert. Nach Angaben aus London  verlangten beide Politiker dabei von der Euro-Zone "einen  sofortigen Plan zur Lösung der Krise und zur Wiederherstellung des  Vertrauens an den Märkten". Cameron reist heute nach Berlin zu  einem Treffen mit Merkel.

    Euro-Krise: Spanien unter Druck

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    Staatsanleihen: Sie sind für Staaten die wichtigsten Instrumente, um ihre Finanzierung langfristig sicherzustellen. Der ausgebende Staat sichert in der Regel die Rückzahlung der Summe plus einen festen Zinssatz zu einem festgelegten Zeitpunkt zu. Die Laufzeiten liegen bei bis zu 30 Jahren.

    Auktion: Dies ist der bevorzugte Weg für Staaten, um ihre Schuldpapiere zu verkaufen. Einige Tage vor dem Verkauf werden Summe und Laufzeiten der Anleihen bekannt gemacht. An einem festgelegten Tag können dazu berechtigte Investoren ihre Gebote abgeben. Die Bieter mit den günstigsten Geboten erhalten den Zuschlag. In der Euro-Krise haben einige Staaten, darunter auch Deutschland, bei Auktionen auch schon nicht genug Käufer gefunden. Andere Staaten mussten höhere Zinsen als geplant bieten, um ihre Papiere loszuwerden.

    Primär- und Sekundärmarkt: Die Neuausgabe von Staatsanleihen wird als Primärmarkt bezeichnet. Danach werden sie wie gewöhnliche Wertpapiere weitergehandelt, am sogenannten Sekundärmarkt. Er funktioniert wie ein Gebrauchtwarenmarkt - bereits ausgegebene Staatsanleihen werden während ihrer Laufzeit weiterverkauft. Dabei können sie im Laufe der Zeit an Wert zunehmen oder verlieren. Ein Verkauf vor Ablauf der Laufzeit kann also Gewinn bringen - oder Verlust.

    Zins: Dies ist die Summe, die ein Schuldner - bei Staatsanleihen also der Staat - pro Jahr zusätzlich zahlen muss, damit er für eine bestimmte Zeit Geld geliehen bekommt. Bei den Staatspapieren haben die Zinsen für kriselnde Länder wie Italien in den vergangenen Wochen ständig neue Höchstwerte erreicht. Bei einer Neuausgabe zehnjähriger Staatsanleihen musste das Land zuletzt mehr als sieben Prozent Zinsen bieten - schon sechs Prozent Zinsen gelten als kritischer Wert, ab dem Länder wie Irland oder Griechenland um internationale Hilfe bitten mussten.

    Rating: Rating ist das englische Wort für Bewertung. Es wird für die Noten benutzt, die Prüfunternehmen - die Ratingagenturen - vergeben, um die Kreditwürdigkeit von Staaten zu beurteilen. Verschlechtern diese Unternehmen etwa wegen hoher Schulden die Note eines Landes, ist von einer Herabstufung die Rede. Das betroffene Land muss dann höhere Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen.

    Rendite: Damit wird im Prinzip der tatsächliche Gewinn bezeichnet, den ein Käufer von Schuldpapieren am Ende eines Jahres macht. Depotgebühren werden dabei eingerechnet genauso wie Kursgewinne oder -verluste. Die Rendite liegt derzeit in der Regel höher als der Zinssatz, der bei der Erstausgabe für die Staatsanleihen festgelegt wurde. Denn aufgrund der krisenhaften Entwicklung verlangen die Investoren am Sekundärmarkt Risikoaufschläge, wenn sie Staatspapiere kaufen. Unterm Strich zahlen sie damit für eine Anleihe also einfach weniger - und machen am Ende einen größeren Gewinn. An der aktuellen Rendite orientiert sich der künftige Zinssatz, der für neue Staatsschuldtitel bezahlt werden muss.

    Spread: Damit wird der Unterschied am Markt bei der Rendite von zwei Staatsanleihen angegeben. Dieser Wert, der in Basispunkten oder Prozentpunkten angegeben wird, ist umso höher, je größer das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Landes ist. In der Euro-Krise sind die zehnjährigen Staatsanleihen Deutschlands ein Referenzwert, weil diese als besonders sicher gelten: Wenn also der «Spread» für Frankreich auf zwei Prozentpunkte steigt, dann bedeutet dies, dass das Land einen um diesen Wert höheren Zinssatz als Deutschland bei einer Neuausgabe von Schuldpapieren zahlen muss.

    In der Euro-Krise war zuletzt Spanien wieder verstärkt unter  Druck geraten, dessen Bankensektor wegen der geplatzten Immobilien-  und Kreditblase mit weiteren Milliardensummen gestützt werde muss.  Diese Hilfen kann Spanien aber wohl nicht ohne Unterstützung  aufbringen. In der Euro-Zone wird daher darüber diskutiert, ob das  Land Finanzhilfe aus dem Euro-Rettungsfonds erhält. afp

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