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Eurogegner: Alternative für Deutschland holt Schwung

Eurogegner

Alternative für Deutschland holt Schwung

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    Bernd Lucke will mit seiner neuen Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland den Sprung in den Bundestag schaffen.
    Bernd Lucke will mit seiner neuen Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland den Sprung in den Bundestag schaffen. Foto: Marc Tirl

    So eine Parteigründung ist keine einfache Sache. Mit großem Enthusiasmus waren rund 1500 Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) nach Berlin gekommen, mit großer Lust, sich selbst zu feiern und den Euro-Gegnern endlich eine schlagkräftige Organisation zu geben. Aber zweieinhalb Stunden nach Beginn des Gründungsparteitags hatte sich die Versammlung an der Satzung festgebissen, etwa an der Frage, ob der Name der Partei mit oder ohne Anführungszeichen geschrieben werden soll.

    Alternative für Deutschland: Neue Partei für Eurogegner

    Dass am Ende doch ein großer Schritt vorwärts Richtung Bundestag gelang, ist vor allem einem einzigen Mann zu verdanken. Prof. Bernd Lucke (50), alter und voraussichtlich neuer Sprecher der Alternative, nahm die Sache gegen Mittag mit einer streckenweise fulminanten Rede in die Hand.

    Der Ökonom sprach von einer "Degeneration des Parlamentarismus", die meisten Abgeordneten der Altparteien seien zu "meinungslosen und überforderten Erfüllungsgehilfen" der Bundesregierung geworden. "Diesen Euro, den Haftungs- und Schuldeneuro, wollte das Volk nicht", rief er aus, immer wieder von tosendem Beifall aus dem Saal unterbrochen.

    Fast handstreichartig peitschte Lucke, Vater von fünf Kindern und drei Jahrzehnte Mitglied der CDU, den Beschluss zur Teilnahme an der Bundestagswahl per Akklamation durch. Und weil es so einfach war, kam das Wahlprogramm gleich hinterher. Ohne Debatte. Lucke wusste genau, dass der Parteitag nicht ohne Programm auseinandergehen durfte. Deshalb wurde die inhaltliche Diskussion kurzerhand nach hinten verschoben.

    Ex-CDU-Mitglied Lucke mit markigen Sprüchen

    Mit manchmal markigen Sprüchen machte der schmale Professor Stimmung: "Wollt Ihr, dass mit Euren Steuern Griechenland finanziert wird? Wollt Ihr für ein Land zahlen, in dem Steuerhinterziehung Volkssport und Korruption Gewohnheit ist?"

    Schwer, solche Sätze nicht als populistisch einzustufen. Aber damit hat die neue Partei anscheinend kein Problem. "Wir sollten den Vorwurf des Populismus als Auszeichnung betrachten", sagt Konrad Adam, konservativer Publizist und ein weiterer Wortführer der neuen Partei. Schließlich müsse in einer Demokratie das Volk das letzte Wort haben. Seitenhiebe gegen "die Berufspolitiker" waren auch immer wieder zu hören.

    Das "Volk" ist an diesem Sonntag im Berliner Hotel InterContinental zwar nicht so kunterbunt wie etwa bei den Piraten, aber doch erstaunlich gemischt. Frauen sind auch hier klar in der Minderheit, aber längst nicht nur Volkswirtschaftsprofessoren bevölkern den Kongress. Zu einem kurzen Tumult kommt es, als ein Mann mit einer Deutschlandfahne aufsteht. Fotografen stürzen sich auf ihn, Lucke muss seine Rede unterbrechen.

    Wie rechts ist Alternative für Deutschland?

    Nicht endgültig beantwortet wird in Berlin die Frage, wie es die neue Partei mit rechten Positionen hält. Gelingt es ihren politischen Gegnern, sie in diese Ecke zu drängen, dürften die Erfolgsaussichten dramatisch sinken. Zuwanderer müssten "integrationsfähig und integrationswillig sein", sagt Lucke etwa. Das ist zumindest nicht weit von rechtspopulistischen Positionen entfernt.

    Der Traum vom Einzug in den Bundestag darf nach dem erfolgreichen Gründungsparteitag der AfD noch etwas heftiger geträumt werden. Protestwähler, Nichtwähler, vor allem aber enttäuschte Rechtskonservative in der Union dürfen sich von der Alternative für Deutschland angesprochen fühlen. Und manche ihrer Mitglieder träumen sogar noch weiter. Ob denn vor einer Regierungsbeteiligung ein Bundesparteitag einberufen werden müsse, werden die Versammlungsteilnehmer in der Satzungsdebatte gefragt. Die große Mehrheit ist dafür. dpa/AZ

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