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Europäische Union: Plastikverbot in der EU: Diese Produkte soll es bald nicht mehr geben

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Plastikverbot in der EU: Diese Produkte soll es bald nicht mehr geben

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    Das EU-Verbot von Plastiktellern, Trinkhalmen und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff ist unter Dach und Fach.
    Das EU-Verbot von Plastiktellern, Trinkhalmen und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff ist unter Dach und Fach. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Das EU-Verbot von Wegwerfprodukten aus Kunststoff ist unter Dach und Fach. Nun fragen sich viele: Was genau bedeutet das eigentlich? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

    Warum sollen Wegwerfprodukte aus Plastik verboten werden?

    Tonnen an Müll landen Jahr für Jahr in den Ozeanen. Der Großteil besteht aus Plastik - um genau zu sein, mehr als 80 Prozent, die die Europäische Kommission erklärt. Mehr als zwei Drittel dieses Plastikmülls sind Produkte, die nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden. Da sich Plastikmüll nur sehr, sehr langsam zersetzt, sammelt sich mehr und mehr davon in Meeren und an Stränden an. Für viele Meeresbewohner bringt Plastikmüll den Tod. Immer wieder verenden Meerestiere an Plastikmüll im Magen, mittlerweile wurden Plastikrückstände auch schon in Fischen und Meeresfrüchten nachgewiesen - und gelangen somit auch in unsere Nahrungskette.

    Zwar ist Plastik ein zweckmäßiges, flexibles und günstiges Produkt - sollte laut Europäischem Parlament aber mit mehr Bedacht benutzt, wiederverwendet und recycelt werden. "Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Plastikmüll umfassen nicht nur den eigentlichen Wertverlust des Materials, sondern auch die Kosten für Entsorgung sowie Verluste für die Tourismusindustrie, Fischereien und die Schifffahrt, die dadurch verursacht werden", erklärt die Europäische Kommission.

    Welche Plastik-Produkte werden in der EU verboten?

    Verboten werden sollen ab Anfang 2021 solche Plastik-Gegenstände, für die es bereits bessere Alternativen gibt. Darunter fallen zum Beispiel:

    • Plastikteller
    • Plastikbesteck (Messer, Gabeln, Löffel, Stäbchen)
    • Trinkhalme
    • Ballonstäbe
    • Wattestäbchen
    • Fast-Food-Verpackungen aus Styropor
    • Produkte aus sogenannten oxo-abbaubaren Kunststoffen, wie Tüten oder Verpackungen. Hintergrund: Der Stoff zerfällt in Mikroplastik und kann Umwelt und Gesundheit belasten.

    Was ist mit Wegwerfprodukten aus Plastik, für die es keine Alternativen gibt?

    Für manche Wegwerfprodukte gibt es (bislang) keine plastikfreien Alternativen. Die EU-Mitgliedstaaten sollen deren Verbrauch bis zum Jahr 2025 aber um mindestens 25 Prozent reduzieren. Produkte, die davon betroffen sind, sind:

    • Wegwerf-Burgerschachteln
    • Sandwich-Schachteln
    • Behälter für Obst, Gemüse, Nachspeisen oder Eiscreme

    Einige Einmalartikel mit Kunststoffgehalt sollen einen Hinweis für eine geeignete Entsorgung erhalten, um auch Verbraucher in die Pflicht zu nehmen. Dazu gehören zum Beispiel Feuchttücher.  

    Die Mitgliedstaaten sollen laut Europäischem Parlament nationale Pläne entwerfen, wie die Verwendung von mehrfach verwendbaren Produkten vorangetrieben werden kann, ebenso wie deren Wiedernutzung oder Recycling. Bis 2025 sollen auch andere Plastikprodukte, wie zum Beispiel Getränkeflaschen, gesondert gesammelt und zu 90 Prozent recycelt werden.

    PET-Flaschen müssen ab 2025 zu mindestens 25 Prozent aus Recycling-Plastik bestehen, was den EU-Staaten einen Anreiz für Sammelsysteme geben soll. Bis 2030 soll der Anteil auf 30 Prozent klettern. Deutschland hat ja bereits das Einwegpfand, hier dürfte sich für Verbraucher wenig ändern. Neu ist aber, dass Deckel von Einwegflaschen aus Kunststoff spätestens fünf Jahre nach Inkrafttreten der Regelung immer mit der Flasche verbunden sein müssen, damit sie nicht einzeln in der Umwelt landen.

    Immer mehr Müll in Deutschland

    Deutschland schmückt sich zwar gerne mit dem Titel eines Weltmeisters beim Mülltrennen, doch gleichzeitig produziert es auch besonders viel Verpackungsmüll.

    In den vergangenen zehn Jahren stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Plastik um 30 Prozent, mittlerweile produziert jeder Bundesbürger 37 Kilo Plastikmüll im Jahr.

    Hinzu kommen die gewerblichen Abfälle, ergibt zusammen etwa sechs Millionen Tonnen pro Jahr.

    Rund ein Viertel des Mülls wird exportiert, davon wiederum ging die Hälfte, 760.000 Tonnen, nach China.

    Die Mitglieder des Europäischen Parlaments beschlossen zudem, dass die Maßnahmen auch Müll von Tabakprodukten umfassen sollen - insbesondere Zigarettenfilter, die Kunststoff enthalten. Ein einzelner Zigarettenstummel kann zwischen 500 und 1000 Liter Wasser verunreinigen. Ein Stummel, der einfach so auf die Straße geschnippt wird, benötigt bis zu zwölf Jahre, um sich vollständig abzubauen. Müll aus Tabakprodukten soll deshalb bis 2025 um 50 Prozent, bis 2030 um 80 Prozent reduziert werden. Die Entwicklung von Filtern ohne Kunststoffe solle vorangetrieben werden, mahnen die EU-Unterhändler in ihrem Kompromisspaket.

    Desweiteren sollen die EU-Staaten gewährleisten, dass pro Jahr mindestens die Hälfte der verloren gegangenen oder aufgegebenen Fischereiausrüstung gesammelt wird. Diese macht 27 Prozent des Mülls an europäischen Stränden aus. Darunter fallen zum Beispiel Fangnetze oder Angelleinen. Das Ziel: Bis 2025 sollen mindestens 25 Prozent davon recycelt werden.

    Bei Tabakmüll sowie Fischereiausrüstung soll die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung gelten. Das bedeutet, dass Hersteller und nicht Verbraucher die Kosten der Müllbeseitigung tragen.

    Ab wann gelten die neuen Plastik-Regeln in der EU?

    In Kraft treten werden die Änderungen voraussichtlich 2021, also in etwa zwei Jahren. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat müssen die Einigung der Unterhändler noch offiziell bestätigen. Das gilt allerdings als Formalie. Der Umweltausschuss wird im Januar 2019 über den Entwurf abstimmen. (sli mit dpa)

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