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Aufnahmelager Moria: Explosive Stimmung auf Lesbos: Lage im Flüchtlingslager nach Bränden angespannt

Aufnahmelager Moria

Explosive Stimmung auf Lesbos: Lage im Flüchtlingslager nach Bränden angespannt

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    Im griechischen Flüchtlingslager Moria kam es nach mehreren Bränden am Sonntag zu Ausschreitungen.
    Im griechischen Flüchtlingslager Moria kam es nach mehreren Bränden am Sonntag zu Ausschreitungen. Foto: InTime News/AP, dpa

    Lokalpolitiker und Hilfsorganisationen warnten seit Wochen vor drohenden Unruhen im überfüllten Aufnahmelager Moria auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos. Am Sonntagabend bewahrheiteten sich die Befürchtungen: Bei schweren Ausschreitungen starb eine junge Frau in einem brennenden Wohncontainer. Auch am Montag blieb die Lage in dem Camp angespannt.

    Feuer im Flüchtlingslager Lesbos ausgebrochen

    Am späten Sonntagnachmittag brachen an zwei Stellen im Lager Brände aus. Augenzeugenberichten zufolge sollen randalierende Migranten die Feuer gelegt haben. Polizei und Feuerwehr rückten an, wurden aber von den Randalierern mit Steinwürfen, Knüppeln und Eisenstangen angegriffen. So konnten sich die Flammen ausbreiten. „Wir hatten Angst um unser Leben“, sagte der Feuerwehrmann Georgios Dinos. Als die Feuerwehr löschen konnte, waren bereits acht Wohncontainer ausgebrannt. In einem fanden die Feuerwehrleute die verkohlte Leiche einer jungen Frau. Für anfängliche Berichte, wonach auch ein Säugling in den Flammen ums Leben kam, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Die Nachricht vom Tod der Frau sorgte für neue Ausschreitungen. Die Randalierer zerstörten zahlreiche Einrichtungen des Camps, steckten Müllcontainer in Brand und verwüsteten die Büros der Lagerleitung.

    Migranten und Flüchtlinge stehen neben ausgebrannten Hauscontainern im Flüchtlingslager Moria.
    Migranten und Flüchtlinge stehen neben ausgebrannten Hauscontainern im Flüchtlingslager Moria. Foto: Angelos Tzortzinis, dpa

    In Moria, dessen Unterkünfte und sanitäre Anlagen für 3000 Menschen ausgelegt sind, sind nach offiziellen Angaben vom vergangenen Freitag 12.305 Menschen eingepfercht. Sie müssen dort auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten. Aber das dauert Jahre. Insgesamt harren auf den Ägäisinseln 29.223 Menschen aus – mehr als doppelt so viele wie noch im April. Und der Migrationsdruck wächst ständig: Im August kamen 8103 Schutzsuchende aus der Türkei zu den griechischen Inseln, doppelt so viele wie im Vorjahresmonat. Im September waren es bereits über 9000.

    Bundesregierung will mehr und schnellere Rückführungen

    Am Donnerstag und Freitag kommen Bundesinnenminister Horst Seehofer, sein französischer Amtskollege Christophe Castaner und der EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos nach Ankara und Athen. Die Bundesregierung pocht auf mehr und schnellere Rückführungen von Griechenland in die Türkei. Die EU-Türkei-Vereinbarung vom Frühjahr 2016 sieht vor, dass Griechenland syrische Migranten, die aus der Türkei auf die griechischen Inseln übergesetzt sind, dorthin zurückschicken kann. Die Türkei erhält finanzielle Hilfe von der EU für die Versorgung der Menschen. „Diese Unterstützung wird geleistet“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Man hat immer wieder Anlass, darüber nachzudenken, ob die Zahlungen vielleicht noch schneller geleistet werden könnten.“ Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bemängelt, die europäischen Hilfszusagen würden nicht vollständig eingehalten.

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