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Brandschutz: Feuerkatastrophe in London: Könnte das auch in Deutschland passieren?

Brandschutz

Feuerkatastrophe in London: Könnte das auch in Deutschland passieren?

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    Der ausgebrannte Grenfell Tower: Wie viele Menschen sich noch in dem 24-stöckigen Gebäude befinden, ist weiter unklar.
    Der ausgebrannte Grenfell Tower: Wie viele Menschen sich noch in dem 24-stöckigen Gebäude befinden, ist weiter unklar. Foto: Rick Findler (dpa)

    Nach der Feuerkatastrophe von London gerät auch der Brandschutz in Deutschland in die Kritik. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will nach dem Inferno mit inzwischen mindestens 17 Toten prüfen, "ob die aus energetischen Gründen geforderte Außendämmung eine zusätzliche Brandgefahr auslöst", wie er sagte.

    Brandschutzexperten sehen ein hohes Risiko, dass Feuer extrem schnell auf die gesamte Fassade übergreift, sofern die Wärmedämmung nicht den heutigen Erkenntnissen der Brandsicherheit entspricht. In Deutschland ist aber die Verwendung von als brennbar deklarierten Materialien beim Bau von Hochhäusern verboten. Der Augsburger Feuerwehrchef Frank Habermaier schätzte gegenüber unserer Zeitung die Gefahr eines Fassadenbrandes bei einem Hochhaus in Deutschland deshalb als "eher gering" ein. Er verweist jedoch darauf, dass durchaus Verbundstoffe in Hochhäusern eingebaut werden können, die brennbare Materialien enthalten. Durch Tests müsse sichergestellt sein, dass die Baustoffe nicht feuergefährlich sind.

    In Augsburg noch kein Fall, bei dem eine Fassade in Vollbrand geriet

    Seit einigen Jahren läuft in Deutschland eine Diskussion zwischen Brandschützern, Politik und Kunststoff-Industrie über die Verwendung von Styropor als Dämmmaterial. Im Zuge der Diskussion wurden auch die Brandtests für Styropor hinterfragt und als teilweise unrealistisch bezeichnet. Hochhäuser sind von der Thematik nicht betroffen, als Folge der energetischen Sanierungswelle wurden in den vergangenen zehn Jahren aber Mehrfamilienhäuser unter 22 Metern und Einfamilienhäuser mit zentimeterdicken Styroporschichten versehen. In Augsburg habe es noch keinen Fall gegeben, wo eine Fassade in Vollbrand geriet, aus anderen Städten in Deutschland seien aber derartige Fälle bekannt geworden, so Feuerwehrchef Habermaier.

    Besondere Vorschriften für Hochhäuser

    Hochhäuser sind Gebäude mit besonderen Gefahren, daher gibt es im deutschen Baurecht auch besondere Vorschriften.

    Jedes moderne Hochhaus über 22 Meter muss einen geschützten Feuerwehraufzug und eine Steigleitung haben.

    Das sind Wasserleitungen, die nur für die Feuerwehr zur Verfügung stehen und in jedem Stockwerk Wasser zum Löschen bereitstellen.

    Die Grenze von 22 Metern ist deshalb wichtig, da man bis dahin mit Leitern kommt.

    Nach den deutschen Baubestimmungen dürfen die Fassadenmaterialien hoher Gebäude nicht brennbar sein, damit die Flammen sich nicht darüber ihren Weg nach oben bahnen.

    Nach Meinung mancher Experten gelten in Deutschland in dieser Hinsicht europaweit die schärfsten Richtlinien.

    Das Feuer in dem Londoner Hochhaus war am Mittwoch ausgebrochen. Nach der Katastrophe mehren sich Anschuldigungen über mangelnden Brandschutz. Wie die Polizei mitteilte, wird mit weiter steigenden Opferzahlen gerechnet. Bisher ist von 17 Toten die Rede. Die Feuerwehr kann die oberen Stockwerke des Wohnturms aus Sicherheitsgründen noch nicht gründlich durchsuchen. Bei dem Brand wurden am Mittwoch 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht. Dutzende Verletzte werden noch in Kliniken behandelt. In dem Sozialbau mit 120 Wohnungen lebten wohl zwischen 400 und 600 Menschen. mit dpa

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