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G7: Das war der Gipfel des Emmanuel Macron

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Das war der Gipfel des Emmanuel Macron

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    Alles im Griff. Der französische Präsident Macron beim G7-Gipfel.
    Alles im Griff. Der französische Präsident Macron beim G7-Gipfel. Foto: Francois Mori, dpa (Archiv)

    Emmanuel Macron ist wieder in Paris, mit gebräuntem Teint nach seinen Ferientagen am Mittelmeer und dem G7-Gipfel in Biarritz an der Atlantikküste, der am Montag zu Ende ging. Noch am selben Abend rundete er das Treffen mit einem Interview im französischen Fernsehen ab, bei dem er sich zufrieden zeigte: „Der Gipfel ist uns toll gelungen. Frankreich hat geglänzt.“ Und der Präsident, so schwang mit, glänzte mit.

    In der Tat war die Begegnung der sieben Staats- und Regierungschefs unter schwierigen Vorzeichen gestartet. Bei vielen Themen auf der Agenda von den Handelsstreitigkeiten bis zu den Konflikten im Iran und der Ukraine schienen die Positionen festgefahren. US-Präsident Donald Trump hatte schon im Vorfeld mit hohen Zöllen auf deutsche Autos und französischen Wein gedroht. Ihn fing Macron von Anfang an ein, der auf freundschaftliche Tätscheleien und persönliche Nähe setzte. Trump zeigte sich denn auch von einer überraschend milden Seite, sah alle Probleme plötzlich lösbar, lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel als „brillante Frau“ und Macron als „tollen Kerl“.

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    Konkrete Beschlüsse blieben zwar wie erwartet aus. Doch als Erfolg bewerten lässt sich der Gipfel von Biarritz zumindest atmosphärisch, organisatorisch und für Macrons Image, der sich als dynamischer Gastgeber mit großem außenpolitischen Ehrgeiz präsentierte. Kühnheit und Durchsetzungskraft habe er geschickt als diplomatische Hebel eingesetzt, urteilte am Dienstag die Zeitung „Le Monde“. Vor allem konnte er durch das überraschende Auftauchen des iranischen Außenministers Mohammad Dschawad Sarif Bewegung in den Konflikt mit Iran bringen – und will bei einer möglichen baldigen Begegnung zwischen dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani und Trump eine Vermittlerrolle einnehmen.

    War die Furcht vor Ausschreitungen am Rande des Gipfels groß, so ließ ein massives Aufgebot an Sicherheitskräften und eine weitgehende Abriegelung der Stadt potenziellen Krawallmachern kaum eine Chance. Vielleicht sei es mit den Sicherheitsvorkehrungen ein wenig übertrieben worden, räumte am Ende ein Polizist ein. Zugleich habe es in seinen Augen „in den vergangenen Jahren keinen G7- oder G20-Gipfel mit so wenigen Zwischenfällen gegeben“. Unter dem Eindruck der monatelangen Proteste der „Gelbwesten“-Widerstandsbewegung und der wachsenden Aufmerksamkeit für Klima- und Umweltschutz hatte Macron eigentlich den Kampf um mehr Gerechtigkeit sowie eine Öko-Agenda zu Prioritäten erklärt – für beides ließ er in den Augen seiner Kritiker bislang an Engagement vermissen.

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    Vor allem das Thema der sozialen Ungleichheit wird Macron bald wieder einholen, wenn er sich nun wieder der Innenpolitik zuwendet. Im Herbst stehen heikle Reformen der Arbeitslosen- und Rentenversicherungssysteme an, die Gegner rüsten sich schon zum Widerstand. Das Fingerspitzengefühl, das er im Umgang mit den anderen Staatenlenkern an den Tag legte, wird er bald wieder brauchen können.

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