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Familienpolitik: Im Trend: Spätes Mutterglück

Familienpolitik

Im Trend: Spätes Mutterglück

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    Die Politik fördert Ehe und Familie mit insgesamt 200 Milliarden Euro im Jahr. Gleichwohl kommen in Deutschland immer weniger Kinder zur Welt.
    Die Politik fördert Ehe und Familie mit insgesamt 200 Milliarden Euro im Jahr. Gleichwohl kommen in Deutschland immer weniger Kinder zur Welt. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Der Trend ist eindeutig: Späte Schwangerschaften werden immer häufiger. Die Eltern sind immer älter, wenn sich der ersehnte Nachwuchs einstellt. Hatten im Jahre 2002 noch 18 Prozent aller Neugeborenen eine Mutter, die bei der Geburt 35 Jahre oder älter war, so ist der Anteil innerhalb eines Jahrzehnts um vier Punkte auf 22 Prozent gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, nahm die absolute Zahl der Neugeborenen mit einer mindestens 35-jährigen Mutter zwischen 2002 und 2012 von 131 000 auf 147 000 zu. Berücksichtigt wurden dabei nicht nur Erstgeborene, sondern auch nachfolgende Geschwister.

    Gleichwohl kann der Trend zur späten Schwangerschaft den Geburtenrückgang in Deutschland nicht aufhalten oder gar ins Gegenteil verdrehen. Denn im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Geburten von 719 000 auf 674 000 zurück.

    Trend zur späten Geburt zeichnet sich schon lange ab

    Für Bevölkerungsforscher kommt die Entwicklung zur späten Geburt nicht überraschend. „Das zeichnet sich schon seit langem ab“, sagt Stephan Sievert vom Berlin- Institut für Bevölkerung und Entwicklung, das sich auf die Erforschung des demografischen Wandels spezialisiert hat. Dass sich Frauen immer später für ein Kind entscheiden, sei Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels und des veränderten Rollenverhaltens. „Frauen investieren erst einmal in ihre Ausbildung und wollen beruflich etwas erreichen.“

    Waren Frauen in der Bundesrepublik im Jahr 1970 bei der Geburt ihres ersten Kindes noch durchschnittlich 24,3 Jahre alt – in der DDR sogar 21,8 Jahre – stieg dieser Wert im Laufe der Jahre kontinuierlich an und liegt mittlerweile bei 29,2 Jahren. Teenager-Schwangerschaften sind die absolute Ausnahme. 2012 waren lediglich 4126 Mütter jünger als 18 Jahre, dagegen 28 455 Mütter bei der Geburt 40 Jahre und älter. Eine weitere Erkenntnis der Statistiker: Je gebildeter eine Frau ist, desto weniger Kinder hat sie und desto älter ist sie bei der Geburt.

    Im Jahr 2012 waren nur 4126 Mütter jünger als 18 Jahre

    Nach einer vergangene Woche von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgelegten Studie fördert die Politik Ehe und Familie mit insgesamt 200 Milliarden Euro im Jahr. Dennoch kommen in Deutschland immer weniger Kinder zur Welt. Auch das ist für Bevölkerungsforscher Stephan Sievert keine Überraschung. „Es gibt weniger Geburten, weil die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter seit Jahrzehnten zurückgeht“, sagt er.

    Der „Pillenknick“ der Siebzigerjahre mache sich dabei ebenso bemerkbar wie der starke Einbruch bei den Neugeborenen nach der Wende und der Wiedervereinigung in den neuen Ländern vor 25 Jahren.

    „Kinderlosigkeit ist gesellschaftlich akzeptiert.“

    Dagegen sei die durchschnittliche Kinderzahl von knapp 1,4 Kindern pro Frau seit einem Vierteljahrhundert konstant. „Das Verhalten hat sich nicht geändert“, erklärt Sievert. Das aber führe in absoluten Zahlen automatisch zu einem Geburtenrückgang. Zudem habe sich die Einstellung zur Familie fundamental verändert. „Kinderlosigkeit ist gesellschaftlich akzeptiert.“

    Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird es nach 2020 ein „erneutes Geburtentief“ geben, weil danach die Altersgruppe der Frauen zwischen 26 und 35 Jahre „deutlich schrumpfen“ wird.

    Nach 2020: erneutes Geburtentief

    Der Politik empfiehlt der Bevölkerungsforscher Stephan Sievert einen „langen Atem“. Kurzfristig würden weder die Einführung des Eltern- und des Betreuungsgeldes noch der Ausbau der Kinderbetreuung zu mehr Geburten führen. Langfristig allerdings könnten alle Maßnahmen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbesserten, die Bereitschaft zu Kindern erhöhen. „Diese Prozesse brauchen allerdings Zeit“, sagt Sievert.

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