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Interview: Theologin Käßmann hofft auf mehr Wertschätzung für Frauenberufe

Interview

Theologin Käßmann hofft auf mehr Wertschätzung für Frauenberufe

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    Die Theologin Margot Käßmann sieht in der aktuellen Krise auch eine Chance für die Gesellschaft.
    Die Theologin Margot Käßmann sieht in der aktuellen Krise auch eine Chance für die Gesellschaft. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Die Theologin und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, fordert von Politik und Gesellschaft Lehren aus den Erfahrungen der Coronavirus-Krise zu ziehen. Sie hoffe, dass man neu auf Berufsgruppen schauen werde, die noch vor kurzem nicht die notwendige Wertschätzung erfahren hätten, sagte die 62-Jährige unserer Redaktion. „Es sind ja vor allem schlecht bezahlte Frauenberufe, die jetzt systemrelevant sind: die Kassiererin im Lebensmittelladen, die Altenpflegerin, aber auch Post- und Paketboten, die Müllabfuhr“, sagt sie. Diese Gruppen bräuchten auch auf lange Sicht höhere Wertschätzung und damit auch bessere Bezahlung.

    „Eine weitere Hoffnung, die ich habe, ist, dass wir sehen, dass ein Gesundheitssystem nicht alleine unter ökonomischen Gesichtspunkten betrieben werden kann.“ Krankenhäuser müssten ohne hohen wirtschaftlichen Druck zur Daseinsfürsorge zählen.

    Käßman fordert, das Leben Schritt für Schritt wieder zur Normalität zu führen

    Käßmann forderte zugleich, dass „Beschränkungen dort gelockert werden, wo das möglich ist“. Die Jungen täten sich mit diesem Virus offensichtlich leichter. „Es sollten also Schritt für Schritt die Schulen und Kindertagesstätten wieder geöffnet werden.“ Dies würden schwierige Entscheidungen sein, die Politiker verantworten müssten. „Deshalb bin ich froh, in einem Land zu leben, in dem ich der Politik genau das zutraue.“

    Käßmann forderte die Gesellschaft auf, angesichts der Coronavirus-Krise offener über den Tod zu diskutieren: „Was wir tabuisieren, macht uns viel mehr Angst als das, was wir aussprechen“, sagte sie. „Worüber die Gesellschaft diskutieren sollte, ist die Frage: Wie will ich eigentlich sterben? Habe ich eine Patientenverfügung? Ich erlebe immer wieder, dass Menschen das abwiegeln, nicht darüber sprechen möchten. Vielleicht rüttelt diese Krise so manchen auf.“

    Theologin Käßmann freut sich über Ostergottesdienste im Fernsehen

    Die Theologin und frühere Bischöfin Margot Käßmann ist an Ostern glücklich über die im Fernsehen übertragenen Gottesdienste. „Ein Osterfest, ohne dass ich zur Kirche gehe – das hat es für mich noch nie im Leben gegeben“, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland der „Augsburger Allgemeinen“. „Ich bin deshalb sehr dankbar, dass es Fernsehgottesdienste gibt“, betonte die 62-Jährige. „Ich werde mich also der Fernsehgottesdienst-Gemeinde anschließen.“

    Dies sei leider eine andere Erfahrung, als mit anderen Menschen gemeinsam „Christ ist erstanden“ zu singen. Sie hoffe, dass das Läuten der Kirchenglocken am Ostersonntag in ganz Deutschland auch jene Menschen erreiche, die gerade verzagt und einsam seien.

    Lesen Sie hier das ganze Interview mit Margot Käßmann: Margot Käßmann: „Der Mensch kann viel aushalten“

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