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Porträt: Kanzlerin von Österreich? Pamela Rendi-Wagner fordert Sebastian Kurz heraus

Porträt

Kanzlerin von Österreich? Pamela Rendi-Wagner fordert Sebastian Kurz heraus

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    Pamela Rendi-Wagner ist die Vorsitzende der österreichischen Sozialdemokraten.
    Pamela Rendi-Wagner ist die Vorsitzende der österreichischen Sozialdemokraten. Foto: Herbert Neubauer, dpa

    Ohne „Stallgeruch“ war es vor nicht allzu langer Zeit schwierig, in sozialdemokratischen Parteien Karriere zu machen. Das galt in Deutschland für die SPD genauso wie für die österreichische SPÖ. Doch die Dinge sind im Fluss: Als der vorerst letzte SPÖ-Kanzler Christian Kern die Quereinsteigerin Joy Pamela Rendi-Wagner im März 2017 als Gesundheitsministerin präsentierte, galt die Personalie als mutig, ja aufregend. An der fachlichen Expertise der heute 48-jährigen Medizinerin und Wissenschaftlerin, die erst kurz zuvor in die Partei eingetreten war, gab es ohnehin keinen Zweifel.

    2008 zog es Rendi-Wagner nach Tel Aviv

    Warum nennt man seine Tochter Joy Pamela? Weil die Eltern, eine Kindergärtnerin und ein Psychologe, im Jahr 1971 auf der „Flower Power“-Welle surften. Doch die Tochter hielt sich mit Hippie-Romantik nicht auf. Mit besten Noten pflügte die „kleine Streberin“ – so die rückblickende Selbsteinschätzung – durch Schule und Studium in Wien, London und Genf. 2008 ging sie nach Tel Aviv – ihr Mann war zum österreichischen Botschafter in Israel berufen worden. Auch dort forschte sie weiter. Rendi-Wagner hatte längst einen Ruf als Expertin für Infektionskrankheiten, als Kern sie ins Kabinett holte. Dort arbeitete sie sich schnell ein. Vor allem: Die Leute auf der Straße verstanden ihre klare Sprache.

    Es dürfte auch die Sehnsucht nach einer Retterin gewesen sein, die Rendi-Wagner im November 2018 auf dem Bundesparteitag eine Zustimmung von stolzen 97,8 Prozent bei der Wahl zur Parteichefin eingebracht hat. Doch sie wurde auch dafür belohnt, dass sie die sich nach dem unvermittelten Rücktritt Kerns von allen Parteiposten bietende Gelegenheit mit ansteckender Unbekümmertheit beim Schopf packte. „Es fühlt sich saugut an, von euch umarmt zu werden“, rief sie enthusiasmiert den Delegierten zu. Gleichzeitig ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie auch Kanzlerin werden will. Ob ihr bewusst war, dass sie soeben per Traumergebnis an die Spitze einer von Intrigen und endlosen Flügelstreitigkeiten traumatisierten Partei gewählt worden war? Spätestens die kleinlichen Querelen um Posten und Wahllisten in den folgenden Monaten dürften Rendi-Wagner daran erinnert haben. Doch seit dem denkwürdigen Wochenende mit den grundstürzenden Enthüllungen über Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) ist das kein Thema mehr.

    Rendi-Wagner gilt als gute Rednerin und harte Kämpferin

    Kann die zweifache Mutter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei den Neuwahlen im September gefährlich werden? Das wäre trotz aller Unwägbarkeiten eine große Überraschung. Allzu oft demontierten sich Vertreter des traditionell eher kleinbürgerlichen SPÖ-Flügels und Protagonisten des linken Spektrums mitten im Wahlkampf gegenseitig. Immerhin gilt Rendi-Wagner als gute Rednerin, ausgezeichnete Organisatorin und harte Kämpferin. Fähigkeiten, die sie in die Lage versetzen könnte, den großen Rückstand der SPÖ auf die konservative ÖVP zu verkürzen. Und das wäre schon etwas.

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