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Karibik: Corona-Randale im französischen Guadeloupe

Karibik

Corona-Randale im französischen Guadeloupe

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    Hat Ärger in Übersee: Der französische Präsident Emmanuel Macron. warnt vor einer "explosiven Situation" auf der Karibik Insel Guadeloupe.
    Hat Ärger in Übersee: Der französische Präsident Emmanuel Macron. warnt vor einer "explosiven Situation" auf der Karibik Insel Guadeloupe. Foto: Thibault Camus, dpa

    Ausgebrannte Autos blockieren die Straße. An anderen Stellen wurden Barrikaden aus Holzpaletten und Reifen errichtet. Dunkle Rauchschwaden ziehen in den Himmel, wo ein Helikopter kreist, während Anwohner ratlos herumstehen und auf das Chaos blicken. Seit mehreren Tagen erlebt die französische Karibikinsel Guadeloupe heftige Unruhen, vor allem nachts, obwohl eine Ausgangssperre zwischen 18 und 5 Uhr gilt.

    Auslöser der Gewalt waren die in Frankreich geltende Impfpflicht für alle Beschäftigten im medizinischen, Notrettungs- und Pflegebereich sowie der „Gesundheitspass“, der eine Impfung oder einen aktuellen Corona-Test beispielsweise in Restaurants, Kulturstätten oder Sporteinrichtungen vorschreibt. Als Protest dagegen hatte ein Zusammenschluss von mehreren Gewerkschaften ab Montag vor einer Woche zum Streik aufgerufen. Ab Donnerstag kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Mehrere Gebäude in der Hauptstadt Pointe-à-Pitre wurden niedergebrannt, Geschäfte geplündert, Bankfilialen angezündet.

    Präsident Macron warnt vor "explosiven Situation" auf der Insel

    Bis Dienstag sind die Schulen geschlossen. Im Krankenhaus von Pointe-à-Pitre konnten aufgrund der Verkehrsstörungen zeitweise wichtige Behandlungen wie Chemotherapien oder Dialysen nicht durchgeführt werden, da die Mitarbeiter nicht bis in die Klinik kamen. Präsident Emmanuel Macron warnte vor einer „explosiven Situation“ in dem Überseegebiet.

    Paris schickte schließlich rund 200 Einsatzkräfte, darunter auch Elitetruppen und Anti-Terror-Einheiten, die wieder für Ruhe sorgen sollten. Das heizte die Wut auf die Zentralmacht im 8000 Kilometer entfernten Paris noch mehr an. Der Präsident des Regionalrats von Guadeloupe, Ary Chalus, hat einen Aufschub der Impfpflicht gefordert.

    Das Misstrauen gegen die Impfungen ist groß

    Das Misstrauen gegen die Impfung ist auf der 390.000 Einwohner zählenden Insel groß. Gerade einmal 46 Prozent der Volljährigen haben dort eine erste Dosis erhalten, gegenüber 87,6 Prozent in der französischen Gesamtbevölkerung. Im Sommer erlitt die Insel eine Pandemie-Welle mit hohen Infektionszahlen, vielen Toten und überlasteten Kliniken. Die Maßnahmen der Regierung dagegen werden dennoch als Bevormundung wahrgenommen. „Wir sind keine Impfgegner, aber gegen den Gesundheitspass“, erklärte der Sekretär der Gewerkschaft Force Ouvrière, Jocelyn Zou. „Wie kann man akzeptieren, dass der Arbeitsvertrag von hunderten Menschen ausgesetzt wurde, die kein Gehalt und keine Entschädigung erhalten infolge einer persönlichen Entscheidung?“

    Ein Forderungskatalog der Gewerkschaften enthält 32 Punkte. Darin geht es auch um generelle Gehaltserhöhungen, das Problem der unregelmäßigen Versorgung mit Trinkwasser und Arbeitslosigkeit. 2009 machten die Inselbewohner ihrem Ärger über die hohen Lebenshaltungskosten Luft mit einer Blockade. Man befürchtet, dass es wieder zu einer derartigen Eskalation kommt – und dass die Nachbarinsel Martinique angesteckt wird, wo die Impfskepsis ähnlich hoch ist.

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