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Kirchenskandal: Der frühere Bischof Tebartz-van Elst ist zurück in Limburg

Kirchenskandal

Der frühere Bischof Tebartz-van Elst ist zurück in Limburg

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    Er ist zurück: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wohnt wieder in Limburg - zumindest übergangsweise.
    Er ist zurück: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wohnt wieder in Limburg - zumindest übergangsweise. Foto:  Fedrik von Erichsen, dpa

    Der Ende März zurückgetretene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist wieder in seinem früheren Bistum – und wohnt in der Bischofswohnung im „Diözesanen Zentrum St. Nikolaus“ auf dem Limburger Domberg. Das bestätigte Bistumssprecher Stephan Schnelle unserer Zeitung.

    Damit ist Tebartz-van Elst an den Ort zurückgekehrt, der ein Grund dafür war, dass er dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten musste: Tebartz-van Elst hatte aufgrund seiner Sonderwünsche das Bauprojekt erheblich verteuert und die tatsächlichen Baukosten von mindestens 31 Millionen Euro verschleiert.

    Aus dem Abschlussbericht einer von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Prüfungskommission geht unter anderem hervor, dass alleine die „Ausstattung des Badezimmers des Bischofs mit Sanitärgegenständen (ohne Montage)“ 37 000 Euro brutto kostete.

    Er musst seine Wohnung selbst bezahlen

    Seit wann Tebartz-van Elst die 283 Quadratmeter große Bischofswohnung nutzt und wie lange er sich noch in ihr aufhalten wird, konnte Bistumssprecher Schnelle nicht sagen. Er erklärte aber: „Franz-Peter Tebartz-van Elst bereitet seinen Auszug vor und sucht eine geeignete Wohnung außerhalb des Bistums.“ Eine solche könne ihm das Bistum Limburg allerdings nicht zur Verfügung stellen, sagte Schnelle, und ergänzte: Der emeritierte Bischof werde seine künftige Wohnung auf eigene Kosten anmieten.

    Da das Bistum Limburg bis auf Weiteres die Verantwortung für Tebartz-van Elst trage, hätte man ihm auch eine Dienstwohnung in der Diözese angeboten, so Schnelle. Im Kirchenrecht heißt es: Der Bischof, dessen Amtsverzicht angenommen wurde, könne, „wenn er es wünscht“, den Wohnsitz in seiner Diözese behalten – wenn nicht vom Apostolischen Stuhl wegen „besonderer Umstände etwas anderes vorgesehen wird“. Das scheint nicht der Fall zu sein.

    Tebartz-van Elst bekommt wohl über 6000 Euro Pension

    Die Vorwürfe gegen Bischof Tebartz-van-Elst

    Zu autoritär, zu prunkvoll, falsche Angaben: Wochenlang hatten die Vorwürfe gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Schlagzeilen bestimmt. Die zentralen Kritikpunkte:

    AMTSFÜHRUNG: Mehrere Priester warfen dem Bischof bereits 2010 einen autoritären Kurs vor. In ihrem Schreiben soll von «klerikalem Dünkel», vom «Abtauchen der Kirchenleute» und von «selbstverliebten Ritualen» die Rede gewesen sein.

    Auch Ende August 2013 wendeten sich Gläubige gegen den Führungsstil von Tebartz-van Elst: Frankfurter Katholiken sprachen in einem offenen Protestbrief von einer Vertrauenskrise.

    BISCHOFSRESIDENZ: Unter enormen Druck geriet der Bischof wegen seines millionenteuren Amtssitzes.

    Im Dezember 2010 waren die Um- und Neubaukosten noch offiziell mit 5,5 Millionen Euro beziffert worden. Mittlerweile geht es um eine Summe von mindestens 31 Millionen Euro - und der Geistliche wird wegen angeblicher Prunksucht angeprangert.

    Eine von der Deutschen Bischofskonferenz berufene Kommission begann im Oktober 2013 mit der Untersuchung der Kostenexplosion und legte den Bericht Anfang März im Vatikan vor.

    STRAFANTRAG: Auch die Justiz ermittelte gegen den Bischof. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragte einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst.

    Vorwurf: Der Bischof gab im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien eine falsche eidesstattliche Erklärung ab. Das Verfahren wurde gegen Zahlung von 20 000 Euro eingestellt.

    Laut Staatsanwaltschaft räumte der Kirchenmann die falschen Angaben ein. Die Limburger Ermittlungsbehörde prüft seit Monaten, ob sie ein Verfahren wegen Untreue gegen ihn einleitet.

    REAKTION DES BISCHOFS: Es gibt nicht viele Äußerungen von Tebartz-van Elst. Die erste Woge des offenen Protestes im August 2013 versuchte er mit einem Brief zu glätten, in dem er um Vertrauen bittet und Fehler einräumt.

    «Rückblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen würde», erklärte er.

    Zu den Verschwendungsvorwürfen sagte er später: «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche.» Man solle nicht den Stab über ihn brechen.

    Auch in finanzieller Hinsicht sorgt das Bistum Limburg weiter für Tebartz-van Elst. Nach Angaben von Schnelle erhält er 71,5 Prozent seines letzten Gehalts, das der Beamtenbesoldungsgruppe „B 8“ entsprach, als Pension. Bei dem früheren Bischofsgehalt handelt es sich demnach um einen Betrag zwischen 9145 und 9383 Euro brutto, die Pension beliefe sich etwa auf bis zu 6700 Euro. Sie wird Schnelle zufolge nicht aus Kirchensteuermitteln gezahlt, sondern aus einem Versorgungsfonds des Bistums Limburg für Priesterpensionen.

    Geklärt ist inzwischen, wer im Januar einen neuen Dienstwagen für das Bistum, einen 5er-BMW mit teurer Sonderausstattung, bestellt hat. Damals wohnte Tebartz-van Elst in einem niederbayerischen Kloster, weil ihm der Papst eine Zeit außerhalb seiner Diözese „gewährt“ hatte. Schnelle erklärte, dass ein Mitarbeiter des Bischofs einen jährlich zu verlängernden Leasingvertrag „im Auftrag des Bischofs“ verlängert habe. „Der Vertrag konnte rückgängig gemacht werden.“

    Weiterhin unklar ist, ob die Limburger Staatsanwaltschaft gegen Tebartz-van Elst ein förmliches Ermittlungsverfahren einleiten wird. Dabei geht es um den Verdacht auf Untreue im Zusammenhang mit dem Bau des Bischofssitzes. Es werde noch geprüft, hieß es gestern auf Anfrage.

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