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Plagiats-Affäre: Koch-Mehrin droht Niederlage im Doktor-Streit

Plagiats-Affäre

Koch-Mehrin droht Niederlage im Doktor-Streit

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    Vermutlich wird die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin ihren Doktortitel nicht wiederbekommen: Ihre Klage gegen dessen Entzug durch die Uni Heidelberg wird vermutlich abgeschmettert werden.
    Vermutlich wird die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin ihren Doktortitel nicht wiederbekommen: Ihre Klage gegen dessen Entzug durch die Uni Heidelberg wird vermutlich abgeschmettert werden. Foto: Jochen Lübke/Archiv dpa

    Nach Karl-Theodor zu Guttenberg geriet vor etwa zwei Jahren mit Silvana Koch-Mehrin ein weiterer politischer Jungstar ins Visier von Plagiatsjägern. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg prüfte, ob die Doktorarbeit der FDP-Politikerin in weiten Teilen abgeschrieben sei. Web-Nutzer listeten über 33 Seiten der Arbeit "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik" mit angeblichen Plagiaten in der Doktorarbeit der Abgeordneten im Europaparlament auf.

    Verwaltungsgericht Karlsruhe: Verfahrensfehler "nicht relevant"

    Im selben Jahr kam die Universität Heidelberg zu einem Urteil: Im Juni 2011 teilte die Universität mit, Teile der Doktorarbeit seien abgeschrieben. Koch-Mehrin müsse ihren Titel abgeben.

    Silvana Koch-Mehrin wollte sich nicht geschlagen geben. Sie klagte. Ihre Anwälte brachten Verfahrensfehler bei der Aberkennung des Doktortitels ins Spiel. Diese seien indes nicht relevant, deutete die Vorsitzende Richterin am Verwaltungsgericht Karlsruhe am Montag mehrfach an.

    Wenn Politiker über Doktortitel stolpern

    Gekaufte Doktortitel oder Plagiatsvorwürfe haben schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Eine Übersicht:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): Viele Passagen fremder Autoren in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers sorgten im Februar 2011 für Aufsehen. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Nach heftigen Protesten trat Guttenberg von seinen Ämtern zurück.

    Silvana Koch-Mehrin (FDP): Wegen rund 120 Plagiaten in der Doktorarbeit der Europapolitikerin entzog die Universität Heidelberg ihr den Titel Mitte Juni 2011.

    Jorgo Chatzimarkakis (FDP): Der Europaabgeordnete verlor seinen Titel im Juli 2011, da mehr als die Hälfte seiner Arbeit nach Angaben der Uni Bonn aus fremder Feder stammte.

    Dieter Jasper (CDU): Der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wurde Anfang Mai 2011 zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hatte. Jasper hatte den Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2004 an einer Universität in der Schweiz erworben, die gegen Geld akademische Grade vergeben soll.

    Kai Schürholt (CDU): Der Oberbürgermeisterkandidat der Landauer CDU hatte sich 2007 im Wahlkampf mit einem Doktortitel geschmückt, obwohl er seine Promotion noch längst nicht abgeschlossen hatte. Das Amtsgericht Landau verurteilte ihn wegen Titelmissbrauchs zu einer Geldstrafe.

    Bernd Althusmann (CDU): Der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz geriet im Juli 2011 ebenfalls wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Universität Potsdam überprüfte die Arbeit daraufhin und kam zum Schluss: Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Ein Plagiats-Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.

    Florian Graf (CDU): Der Berliner CDU-Fraktionschef gab im April 2012 seinen Doktortitel wegen gravierender wissenschaftlicher Mängel zurück. Er sei den an sich selbst gestellten Ansprüchen "im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden", teilte er mit - und kam einem Zeitungsbericht zuvor.

    Margarita Mathiopoulos (FDP): Nach Plagiatsvorwürfen entzog die Universität Bonn der Politikprofessorin und FDP-Politikerin im April 2012 den Doktortitel.

    Annette Schavan (CDU): Weil sie in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Zitierfehler gemacht und Quellen nicht richtig ausgewiesen hatte, wurde der Bundesbildungsministerin im Februar 2013 der Doktortitel entzogen.

    Andreas Scheuer (CSU): Der CSU-Generalsekretär geriet Anfang 2014 wegen seines tschechischen Doktortitels in die Kritik. Diesen durfte er eigentlich nur in zwei Bundesländern aufgrund von Ausnahmeregelungen führen. Unter Druck erklärte Scheuer, den Titel gar nicht mehr zu führen.

    Koch-Mehrin will nicht mehr ins Europaparlament

    Das bedeutet: Bei der Klärung der Frage, ob Koch-Mehrin ihre Doktorarbeit zu Teilen abgeschrieben hat, spielt es keine Rolle, ob das für die Aberkennung zuständige Gremium der Universität Heidelberg in allen Details richtig gewählt worden ist. Seine Entscheidung will das Gericht innerhalb von zwei Wochen bekanntgeben.

    Koch-Mehrin hat bereits angekündigt, sich 2014 aus dem Europaparlament zurückzuziehen. Sie könne sich für die Zeit danach andere berufliche Tätigkeiten vorstellen, hatte sie dem Magazin Der Spiegel mitgeteilt. AFP, dpa, AZ

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