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Kommentar: Dem Elektroauto gehört die Zukunft

Kommentar

Dem Elektroauto gehört die Zukunft

Stefan Lange
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    Ein Auto wird an einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge geladen. Wenn die Infrastruktur ausgebaut wird, gehört dem Elektroauto die Zukunft.
    Ein Auto wird an einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge geladen. Wenn die Infrastruktur ausgebaut wird, gehört dem Elektroauto die Zukunft. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Der Plan wird in Kürze zehn Jahre alt und darf getrost als gescheitert bezeichnet werden. Im August 2009 legte die Regierung den „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ vor.

    Das Ziel: bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf der Straße zu haben. Die Realität sieht anders aus. Anfang des Jahres gab es nach neuesten Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes 83.000 Elektroautos in Deutschland. Dazu kommen 341.000 Hybrid-Pkw sowie 67.000 Plug-in-Hybridfahrzeuge.

    Schwarz-Rot war damals mit seiner Zielsetzung viel zu weit vorgeprescht und trägt angesichts seiner aufgeladenen Zukunftsversion eine gehörige Portion Mitschuld daran, dass Elektromobilität in Deutschland heute vor allem unter dem Aspekt des Scheiterns diskutiert wird. So auch beim Autogipfel, bei dem Kanzlerin Angela Merkel am Montagabend auf Branchenvertreter und Gewerkschafter trifft.

    Streit gibt es schon vor dem Auto-Gipfel

    Neben Themen wie Absatzflaute und Diesel-Affäre steht die Elektromobilität oben auf der Tagesordnung, und die Aufregung ist mal wieder groß. Aus den Reihen der Automobilhersteller kommen Forderungen nach Steuersenkungen. Angeblich sind mit Winfried Kretschmann (Grüne) aus Baden-Württemberg und Stephan Weil (SPD) aus Niedersachsen die Ministerpräsidenten zweier wichtiger Autoländer nicht geladen. Der Autogipfel steht unter einem schlechten Stern, bevor er begonnen hat.

    Die aufgeregten Kritiker wären indes besser beraten, vom Gas zu gehen. Vor lauter Raserei hat mancher das Ziel völlig aus den Augen verloren. Es ist zwar noch nicht greifbar nahe, unendlich weit entfernt ist es aber auch nicht.

    Für die Rettung des Klimas muss der CO2-Ausstoß drastisch gesenkt werden und da gehören elektrische Pkw mit ins Portfolio. Verbrenner zählen zu den großen Dreckschleudern, sie machen laut einem Gutachten des Bundestages rund 14 Prozent der CO2-Emissionen aus. Elektroantriebe sind deutlich sauberer, vorausgesetzt, Strom und Batterien wurden sauber produziert.

    Deutsche Auto-Hersteller sind besser als ihr Ruf

    Ziemlicher Quatsch ist die Behauptung, die deutsche Autoindustrie sei bei der Elektromobilität abgehängt. Die Hersteller fahren bei Innovationen und Marktanteilen ganz vorne mit, wenn auch noch überwiegend im Premiumbereich, also mit Autos, die sich Otto Normalverbraucher nicht zwingend leisten kann. Die Bundesregierung hat hier allerdings schon reagiert und beispielsweise die Kaufprämie für E-Autos bis Ende 2020 verlängert. Der Zuschuss macht aus einer Luxuskarosse noch keinen billigen fahrbaren Untersatz. Bei Fahrzeugen wie dem e.Go Life mit Preisen ab 16.000 Euro sieht die Sache schon anders aus. Reagiert wurde zudem beim wichtigen Dienstwagen-Markt. Wer seinen E-Firmenwagen privat nutzt, versteuert seit Januar nur 0,5 statt ein Prozent des geldwerten Vorteils.

    Es geht voran, und die deutschen Autofahrer sind mit von der E-Partie. Nachdem sich jahrelang bei den Elektroautos wenig tat, explodierten die Zulassungszahlen im Vergleich Januar 2018 zu Januar 2019 förmlich, nämlich um 54 Prozent bei Elektro- und um 44 Prozent bei Hybridfahrzeugen. Noch fehlt es zwar vor allem in den großen Städten an Ladesäulen, noch dauert das Aufladen mancherorts viel zu lange. Doch daran wird gearbeitet.

    Es braucht Geduld für das E-Auto

    Wem das alles nicht schnell genug geht, sollte sich eines vor Augen halten: E-Autos sind nicht einfach nur eine Weiterentwicklung herkömmlicher Modelle. Sie setzen komplett neue Entwicklungen, neue Denkweisen und neue Infrastrukturen voraus. Der Aufwand ist enorm. Vergleichbar ist er höchstens mit der Erfindung des ersten Autos. Bis das so richtig in die Gänge kam, brauchte es auch Geduld.

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