Wahlen in der Unionsfraktion waren lange Zeit so spannend wie ein Biene-Maja-Film. Auch wenn geheim abgestimmt wurde, stand das Ergebnis schon vorher fest. Für jeden Posten gab es einen Kandidaten. Und die Kandidaten wurden vorab nach regionalem, inhaltlichem und sonstigem Proporz ausgesucht, selbstverständlich mit dem Segen der Kanzlerin. Überraschungen ausgeschlossen.
Andreas Jung war Wunschkandidat von Angela Merkel
Doch damit ist es vorbei. Erst riefen die Abgeordneten Horst Seehofer und Angela Merkel im Streit um die Zurückweisungen an der deutschen Grenze zur Ordnung. Dann wählten sie den Merkel-Intimus Volker Kauder ab und erzwangen mit Ralph Brinkhaus einen Neuanfang – und auch bei der Wahl des frei gewordenen Stellvertreterpostens gab es am Dienstag zwei Kandidaten, selbst wenn dieses Mal die Rebellion ausfiel.
Anders als vor zwei Wochen setzte sich der Wunschkandidat der Kanzlerin und der Fraktionsführung, der Konstanzer Andreas Jung, klar durch. Angela Merkel kann damit etwas aufatmen. Nicht jeder ihrer Kritiker hat automatisch die Mehrheit der Fraktion hinter sich. Gleichwohl haben deren Mitglieder Gefallen an der Unabhängigkeit und am Wettbewerb gefunden. Denn eine Wahl ist nur dann eine Wahl, wenn man wirklich eine Wahl hat.