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Kommentar: Russlands Sport betrügt – und die Welt sucht eine Antwort

Kommentar

Russlands Sport betrügt – und die Welt sucht eine Antwort

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    IOC-Präsident Thomas Bach steht vor einem Problem.
    IOC-Präsident Thomas Bach steht vor einem Problem. Foto: Barbara Walton (dpa)

    In gut zwei Wochen beginnen die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Die Eröffnungsfeier wird wie immer pompös ausfallen, allein der Einmarsch der Nationen ist ein Marathon. Es dauert seine Zeit, bis Athleten aus über 200 Nationen ihren Platz im Maracanã-Stadion gefunden haben.

    Die sportliche Großmacht Russland könnte diesmal allerdings fehlen. Der Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada bietet einen derart erschütternden Einblick in das Manipulationssystem im Land von Präsident Wladimir Putin, dass fast alle in der Sportwelt einschneidende Konsequenzen verlangen.

    Aber Doping ist keine russische Erfindung. Auch in vielen anderen Ländern haben bekannte Sportler ihren Starstatus durch betrügerische Machenschaften erworben. Die amerikanische Radsport-Legende Lance Armstrong ist nur einer der gefallenen Helden, denen irgendwann doch einer auf die Schliche kam.

    Das im Wada-Bericht detailliert aufgeführte Vertuschungssystem mit Beteiligung staatlicher Stellen bis hin zum Geheimdienst hat jedoch ein Ausmaß, das in fataler Weise an die Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Nicht nur Athleten aus der damaligen DDR leiden bis heute unter den gesundheitlichen Folgen des vom Regime erzwungenen Medikamentenmissbrauchs.

    Doping in Russland: Es muss ein eindeutiges Signal her

    Für die aktuelle deutsche Sportlergeneration muss es höchst frustrierend sein zu erfahren, wie ganz anders in Russland das Wort Wettbewerb verstanden wird: Der Zweck heiligt die Mittel. Wichtig ist in erster Linie, was größtmöglichen Medaillen-Ruhm für die eigene Nation verspricht. Tricksen und Täuschen inklusive. Wer unerlaubte Mittel nimmt, dem hilft der Staat, der Strafe zu entkommen. Das ging so lange gut, bis Athleten und der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors auspackten. Die Whistleblower sind die Stars der Neuzeit.

    Russland steht am Pranger, die Sportwelt sucht nach der richtigen Antwort auf die Betrügereien. Die Leichtathleten aus dem Reich Putins sind von ihrem Weltverband bereits suspendiert und klagen gegen diese Entscheidung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Am heutigen Donnerstag wollen die Juristen ihr Urteil sprechen. Bleiben die russischen Leichtathleten gesperrt, wird das Internationale Olympische Komitee wohl zusätzliche Strafen aussprechen, die auch andere Sportarten treffen. Bislang gab es vom IOC nur Vollmund-Rhetorik und Mini-Sanktionen.

    Dabei muss ein eindeutiges Signal her. Der Komplettausschluss Russlands von den Sommerspielen wäre eines? Doch die Olympier denken mit Schaudern an jene Zeit zurück, als die Spiele über Jahre hinweg eine umstrittene Bühne der Politik waren: 1980 boykottierte der Westen die Moskauer Spiele, 1984 revanchierte sich der Ostblock in Los Angeles.

    Russland versucht die Folgen des Sündenfalls kleinzuhalten

    Vor Rio de Janeiro steckt das IOC in der Zwickmühle: Schon aus Gerechtigkeitsgründen gegenüber den anderen Athleten müssen Präsident Thomas Bach und Co. ein Zeichen setzen. Eine Bananenrepublik stünde längst im Abseits, aber die sportpolitischen Schwergewichte in Moskau samt ihren internationalen Verbindungen versuchen mit Drohkulissen die Folgen des Sündenfalls kleinzuhalten.

    Ein paar Bauernopfer hier, ein paar Beschwichtigungen dort – Russland verkauft das Problem als das Werk einiger weniger. Dabei wäre ein umfassender Befreiungsschlag – eine wirklich glaubhafte Strategie der Schadensbegrenzung – viel wichtiger. Damit Russland nicht auch noch als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 infrage gestellt wird.

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