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Kommentar: Unauffällig, aber stark? Der neue Stil der AKK

Kommentar

Unauffällig, aber stark? Der neue Stil der AKK

Stefan Lange
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    Weit entfernt von einstigen Umfragewerten: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
    Weit entfernt von einstigen Umfragewerten: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: Christian Charisius, dpa

    Klausurtagungen können ganz unterschiedlich abgehalten werden. Nimmt man die jährliche Veranstaltung der CSU-Landesgruppe, geht es um maximale Aufmerksamkeit. Klausurtagungen der CDU hingegen verpufften in den Jahren mit Angela Merkel an der Spitze immer mehr. Mit Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer gehen sie nun sogar nahezu windstill über die Bühne. Was kein Nachteil sein muss.

    Merkel war in ihrer Zeit als Parteivorsitzende nie eine Stimmungskanone. Der Kanzlerin durfte unterstellt werden, dass sie auf Wahlkampfveranstaltungen keine Lust hatte, Klausurtagungen als Zeitverschwendung empfand und solche Termine deshalb ebenso eilig wie eisig absolvierte. Kramp-Karrenbauer scheint noch ein paar Stufen abgekühlter unterwegs zu sein. Es ist aber an der Zeit, das als ihren Stil zu begreifen.

    Kramp-Karrenbauers Arbeit ist bemerkenswert solide

    Kramp-Karrenbauer wurde vor ihrer Wahl scharf kritisiert, sie wurde auf dem Hamburger Wahlparteitag kritisiert und danach riss die Kritik nie ab. Es gibt zwei Arten, darauf zu reagieren: Attacke vorwärts ist die eine. Einfach mal den Mund halten und still seine Arbeit machen die andere.

    Kramp-Karrenbauer hat sich für die zweite Variante entschieden. Sie macht ihren Job, so wie sie ihn für richtig hält. Was sie als Parteichefin abliefert, taugt meist nicht zu Schlagzeilen, ist aber bemerkenswert solide. Nach ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden schaute sie sich zunächst alles genau an, wog ab, dachte nach. Es folgte der organisatorische Umbau des Konrad-Adenauer-Hauses. Der ist noch nicht abgeschlossen, die Parteizentrale macht aber bereits jetzt den Eindruck, viel effektiver zu arbeiten als in den Jahren unter Merkel.

    Darüber hinaus hat sich AKK einen der dicksten Brocken vorgenommen, den eine Partei zu bieten hat. Sie will der CDU ein neues Grundsatzprogramm verpassen. Besser noch: Sie wird offenbar von dem Gefühl getrieben, dass ihre Partei dringend ein neues Grundsatzprogramm braucht. Die Saarländerin ist davon überzeugt, dass es in einer sich immer schneller verändernden Welt neue Antworten braucht auf die aktuellen Fragen. Geleitet wird sie von Werten, wie sie in der CDU nach der Neupositionierung als „Partei der Mitte“ durch Angela Merkel in den Hintergrund rückten. Für AKK sind ein christliches Menschenbild und die Menschenwürde im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung Herausforderungen und keine Worthülsen.

    Zum Schwur kommt es beim CDU-Parteitag im Dezember

    Auf dem letzten Parteitag in Leipzig hatte die Vorsitzende die Vertrauensfrage gestellt und Mitgliedern wie Wählern klargemacht: Hier stehe ich, ich arbeite so gut, wie ich es vermag – und ich arbeite so, wie ich es für richtig halte. Wenn das nicht ankommt, so die Botschaft weiter, dann gehe ich. Das ist ihr Stil, einer, den es so kaum noch gibt in der Bundespolitik, weil viele mittlerweile ihr Mäntelchen nach dem jeweiligen Trend drehen.

    Kramp-Karrenbauer nimmt dafür einiges in Kauf. Schlechte Umfragewerte etwa, bei denen sie ihrem Konkurrenten Friedrich Merz unterlegen ist. Andererseits ist die CDU im Bund seit einigen Monaten unter AKK auch wieder deutlich stärker als die Grünen.

    Zum Schwur kommt es beim CDU-Parteitag im Dezember. Da wird über das Grundsatzprogramm entschieden, über eine Wiederwahl Kramp-Karrenbauers und über die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl. Siegt sie, wäre das nicht nur deshalb ein gutes Zeichen, weil damit wieder eine Frau Spitzenkandidatin würde. Es wäre auch ein wichtiges Zeichen in dieser schnelllebigen Welt, dass sich beharrliche, stille Arbeit durchsetzen kann. Es wäre ein Gewinn für die Politik.

    Lesen Sie dazu auch: CDU-Klausurtagung: Streit! Was für ein Streit?

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