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Kritik an Jürgen Todenhöfer: Der mit dem Diktator sprach

Kritik an Jürgen Todenhöfer

Der mit dem Diktator sprach

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    Der syrische Präsidenten Baschar al-Assad (r) im Gespräch mit Jürgen Todenhöfer. Bild: SWR dpa
    Der syrische Präsidenten Baschar al-Assad (r) im Gespräch mit Jürgen Todenhöfer. Bild: SWR dpa

    Freundlich habe der syrische Präsident Baschar al-Assad auch die unangenehmsten Fragen beantwortet. Ein stiller, nachdenklicher Mensch sei er – und ganz anders als all die anderen Diktatoren. Das sagt Jürgen Todenhöfer, Autor und früherer CDU-Bundestagsabgeordneter.

    Verharmlost Jürgen Todenhöfer die Gewalt von Assad?

    Er hat vor wenigen Tagen den umstrittenen Machthaber für die ARD-Sendung „Weltspiegel“ interviewt. Seither muss er sich Vorwürfe gefallen lassen, ähnlich wie Claus Kleber für sein Gespräch mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad: Zu unkritisch seien Todenhöfers Fragen gewesen, zu sehr habe er die Gewalt Assads verharmlost. Die Welt berichtet sogar von regierungsinternen syrischen E-Mails, in denen der 71-Jährige dafür gelobt wird, dass er die öffentliche Meinung über Syrien mit dem Gespräch positiv beeinflusst habe.

    Dass sich Todenhöfer kontrovers zu Krisen und Kriegen äußert, ist nicht ungewöhnlich. Seit den 80er Jahren ist er immer wieder in Unruheregionen unterwegs. In Chile verhandelte er mit dem Militärdiktator Augusto Pinochet über die Freilassung politischer Gefangener, in das sowjetisch besetzte Afghanistan schlich er sich ein.

    Bekannt wurde Todenhöfer, als er 1972, mit 32 Jahren, in den Bundestag gewählt wurde. Der Richtersohn und promovierte Jurist machte in der CDU schnell Karriere, wurde entwicklungspolitischer und später abrüstungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Stets galt er als Hardliner der sogenannten „Stahlhelmfraktion“ und wurde dem rechten Flügel der CDU zugerechnet. Er vertrat oft konservative Positionen, für die er von der Opposition gern kritisiert wurde. Der SPD-Politiker Herbert Wehner verunglimpfte ihn als „Hodentöter“ und kreierte damit einen Spitznamen, der Todenhöfer lange anhaftete.

    Credo: „Verhandlungen sind besser als Kriege“

    Gegen Ende seiner politischen Karriere kehrte der gebürtige Offenburger in seine Heimat zurück und stieg 1987 als stellvertretender Vorsitzender in den Verlag seines alten Schulfreundes Hubert Burda ein. Todenhöfer äußerte sich fortan nicht mehr zu politischen Themen – bis zu den Kriegen der USA in Afghanistan 2001 und im Irak 2003, die er entschieden verurteilte. Über beide schrieb er Bücher, das Honorar spendete er nach eigenen Angaben für Kinder in Afghanistan, im Irak, in Jerusalem und im Kongo.

    Der hagere Mann mit dem weißen Haar, der sich selbst als „Autor und Manager“ bezeichnet, gilt seither als Reizfigur. Sein Credo: „Verhandlungen sind besser als Kriege.“ Auch im Syrien-Konflikt, der für Todenhöfer ein „Krieg staatlicher Sicherheitskräfte gegen schwer bewaffnete Rebellen“ geworden ist – in seinen Augen eine Art Gleichgewicht der Gewalttaten.

    Dass er mit dieser Meinung weitgehend allein ist, zeigen die Reaktionen auf sein Interview. Unter anderem kritisiert der Münchner Kabarettist Christian Springer, besser bekannt als „Fonsi“, den Publizisten. In Todenhöfers Darstellung der Lage in dem arabischen Land reihe sich „Lüge an Lüge“, sagte Springer. Syrien habe „die größte Demonstrationswelle seiner gesamten Geschichte“ erlebt. Damit widerspricht er Todenhöfer, der sagt, dass die friedlichen Demonstranten von einst an den Rand gedrängt sind.

    Jürgen Todenhöfer: Propagandabühne für Assad

    Das Interview war auch in der ARD auf Kritik gestoßen. So sagte Nahostkorrespondent Jörg Armbruster, es sei „ein Stück Zynismus“, dass man den syrischen Diktator so reden lasse. „Weltspiegel“-Moderatorin Ute Brucker verteidigte Todenhöfer. Das Gespräch sei „interessant, weil wir uns ein besseres Bild von dem Menschen und seiner Persönlichkeit erhoffen“. So argumentiert auch Todenhöfer. Er sagt: „Man wird mir vorwerfen, Assad eine Propagandabühne geboten zu haben.“ Genau das ist jetzt passiert.

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