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Ablauf der Urheberrechte: Lehrerverband will "Mein Kampf" als Unterrichtslektüre

Ablauf der Urheberrechte

Lehrerverband will "Mein Kampf" als Unterrichtslektüre

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    Die Jubiläumsausgabe von „Mein Kampf“ erschien 1939 zu Hitlers Geburtstag. 70 Jahre später wird eine wissenschaftlilch kommentierte Neuauflage herausgegeben.
    Die Jubiläumsausgabe von „Mein Kampf“ erschien 1939 zu Hitlers Geburtstag. 70 Jahre später wird eine wissenschaftlilch kommentierte Neuauflage herausgegeben. Foto: Matthias Balk, dpa

    In der Silvesternacht endete das Urheberrecht Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf". Am 8. Januar stellt das Institut für Zeitgeschichte in München eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe vor. Mit dieser "kritischen Edition" von „Mein Kampf“ will das Institut nach Angaben auf seiner Internetseite  einen Beitrag "zur historisch-politischen Aufklärung" leisten. Man wolle mit der Kommentierung "Hitler und seine Propaganda nachhaltig dekonstruieren" und der Symbolkraft von "Mein Kampf" den "Boden entziehen".

    Der Buchinhalt wird vom IfZ also kritisch eingeordnet und bewertet. Dennoch ist das Projekt, in dem drei Jahre Arbeit stecken, umstritten. Projektleiter Christian Hartmann wundert sich etwas über die öffentliche Aufregung. "Das Buch ist ja schon lange da. Faktisch konnte man ja immer irgendwie an dieses Buch herankommen", sagte er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist im Antiquariat zu haben, im Internet. Die englischen Übersetzungsrechte wurden schon 1933 verkauft, es ist in vielen Sprachen vorhanden." Die kritische Referenzausgabe liefere jetzt eine neue Dimension: Sie soll eine "Entmystifizierung des NS-Reliktes Mein Kampf" sein.

    "Mein Kampf" erlebt wohl keinen großen Boom

    Doch kommt "Mein Kampf" auch unkommentiert wieder in die Bücherregale? Thomas Krüger, Chef der Bundeszentrale für politische Bildung, glaubt nicht an eine Neuauflage der Schrift. "Meine Vermutung ist, dass erst einmal nichts passiert", sagte er dem Deutschlandfunk. Er glaube nicht daran, dass große Verlage das Buch neu auflegen würden. Zur Begründung gab er, ähnlich wie Hartmann, die Tatsache an, dass "Mein Kampf" auch schon vor Ablauf der Urheberrechte über verschiedene Wege frei zugänglich gewesen sei.

    Lehrerverband will "Mein Kampf" als Unterrichtslektüre

    Die Schrift "Mein Kampf" durfte 70 Jahre lang nicht in Deutschland nachgedruckt werden. Um das Buch und sein Tabu ist ein reizvoller Mythos entstanden, sein Inhalt löst bei vielen Menschen Beklemmung aus und die Angst, eine Neuauflage könnte Nazideologien wieder flächendeckend verbreiten. Der Präsident des Deutschen Lehrerbands sieht in der kommentierten Ausgabe des IfZ dagegen eine Chance, genau dies zu verhindern. Da "MEin Kampf" als verboten gelte, habe es einen besonderen Reiz, den Lehrkräfte nicht ignorieren könnten, sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem Handelsblatt. Eine professionelle Behandlung von Textauszügen mithilfe der kommentierten Neuauflage könne daher "ein wichtiger Beitrag zur Immunisierung Heranwachsender gegen politischen Extremismus" sein. Man könne Jugendliche widerstandsfähig gegen extremistische Auffassungen machen, ergänzte er.

    Kraus hatte deshalb vorgeschlagen, Auszüge aus der Neuauflage des IfZ im Geschichts-, Politik oder Religionsunterricht der Oberstufe zu bearbeiten. Gegenwind kommt beispielsweise aus Thüringen. Der dortige Lehrerverband ist der Ansicht, die Lehrer könnten professionell mit dem Stoff umgehen, ohne dafür mit dem Werk arbeiten zu müssen.

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