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Interview: Markus Ferber: Zeitumstellung wird 2018 sicher noch nicht abgeschafft

Interview

Markus Ferber: Zeitumstellung wird 2018 sicher noch nicht abgeschafft

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    Eine Stunde vor, eine Stunde zurück - für viele ist die Zeitumstellung zweimal im Jahr ein Ärgernis. Was sie bringt, ist umstritten.
    Eine Stunde vor, eine Stunde zurück - für viele ist die Zeitumstellung zweimal im Jahr ein Ärgernis. Was sie bringt, ist umstritten. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

    Zuletzt war vom Thema „Zeitumstellung“ landläufig wenig zu hören. Kam die Abstimmung im EU-Parlament auch für Sie überraschend?

    Markus Ferber: Nein, überhaupt nicht. Wir haben das Ganze im Verkehrsausschuss, dem ich selbst angehöre, vorbereitet. Insofern habe ich den Termin schon sehnsüchtig herbeigesehnt.

    Nun sollen Kosten und Nutzen der Zeitumstellung geprüft werden. Was bedeutet das?

    Ferber: Zunächst einmal soll die EU-Kommission eine klare Bestandsaufnahme machen, damit dann auf der Grundlage dieser Bestandsaufnahme eine Entscheidung getroffen werden kann, ob die Zeitumstellung zweimal im Jahr beibehalten oder abgeschafft wird.

    Warum haben die EU-Abgeordneten nicht direkt für die Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt?

    Ferber: Dafür habe ich geworben und auch gestimmt. Leider gab es im Parlament keine Mehrheit dafür. Die Mehrheit der Abgeordneten wollte zunächst eine Studie haben.

    Warum treten Sie für die Abschaffung der Zeitumstellung ein?

    Ferber: Ich leide selber unter der Zeitumstellung, insbesondere im Frühjahr, wenn die Uhren vorgestellt werden. Ich habe gelernt, dass ich nicht der einzige Mensch bin, dem es so geht, sondern dass viele darunter leiden. Die Zahl der Verkehrsunfälle beispielsweise nimmt im ersten Monat nach der Zeitumstellung zu. Und an einem lauen Sommerabend kann man auch noch mit Normalzeit den Abend wunderbar genießen. Es gibt also eine Reihe von Punkten, die dafür sprechen, sich das zu ersparen.

    Also war es auch der eigene Antrieb, der mit hereingespielt hat?

    Markus Ferber ist seit mehr als 20 Jahren Abgeordneter im Europäischen Parlament.
    Markus Ferber ist seit mehr als 20 Jahren Abgeordneter im Europäischen Parlament. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Ferber: Ich will deutlich sagen, dass wir Studien haben, die belegen, dass es Gesundheitsbeeinträchtigungen gibt. Ich habe zudem sehr viele E-Mails erhalten, eine Umfrage auf Facebook gestartet und ein klares Meinungsbild bekommen. 80 Prozent derer, die sich bei mir gemeldet haben, waren für die Abschaffung der Zeitumstellung. Es geht hier also nicht um mich, sondern um das, was von den Wählern an mich herangetragen wurde.

    Jetzt liegt der Ball bei der EU-Kommission. Haben Sie Hoffnung, dass es zu einer Abschaffung der Zeitumstellung kommen könnte?

    Ferber: Zunächst einmal geht es jetzt darum, dass die Kommission diese Studie wirklich macht und sich nicht drückt. Die zuständige Kommissarin hat noch am Vormittag im Parlament gesagt, dass sich von den Mitgliedsstaaten nur Finnland klar gegen die Zeitumstellung ausgesprochen habe. Vielleicht können wir jetzt auch national versuchen, Druck zu machen, damit Finnland nicht alleine dasteht. Eine klare Meinungsäußerung der Mitgliedsstaaten würde helfen, dass sich die Kommission bewegt.

    Sollte die Studie nun ergeben, dass die Kosten größer sind als der Nutzen: Wann könnte die Zeitumstellung abgeschafft werden?

    Ferber: Um die Wahrheit zu sagen, 2018 sicher noch nicht. Wenn die Kommission willens ist und die Mitgliedsstaaten bereit sind mitzumachen, könnte das schon im nächsten Jahr greifen. Wenn keiner mitmacht, wird es auch im nächsten Jahr eine Zeitumstellung geben.

    Könnten einzelne EU-Staaten sagen, sie schaffen die Zeitumstellung ab und andere tun das nicht?

    Ferber: Das könnte jedes Land selbst entscheiden. Da gab es Diskussionen, aber das ist alles machbar. Da geht es etwa um Flugpläne und Zugfahrpläne. Die Südeuropäer kennen immer schon die Zeitumstellung und würden sie gerne behalten. Ich glaube, das kann man alles, wie es so schön heißt, in der Subsidiarität lösen.

    Also wäre es kein Problem, wenn beispielsweise Deutschland und Italien andere Zeiten hätten?

    Ferber: Überhaupt kein Problem. Zeitunterschiede hatten wir in der Vergangenheit schon, da ist die Welt auch nicht untergegangen.

    Zur Person: Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber ist Vize-Chef des Wirtschafts- und Währungsausschuss im EU-Parlament. Der 53-Jährige ist Vorsitzender der CSU-Schwaben.

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