Gemogelt bei Stuttgart 21? Über Jahre hinweg soll die Deutsche Bahn die Kosten für das Projekt "Stuttgart 21" deutlich niedriger angegeben haben, als intern bei der Bahn errechnet wurde. Das will das Magazin "Der Spiegel" bei seinen Recherchen herausgefunden haben. Wie das Nachrichtenmagazin berichtet, gehe dies aus Vermerken, Protokollen und Berechnungen der Töchterunternehmen DB Projektbau und DB Netz aus den Jahren 2002 bis 2010 hervor
Die Differenz zwischen der öffentlichen und der internen Kalkulation soll Ende 2002 demnach 700 Millionen Euro betragen haben, im März 2005 bereits 1,3 Milliarden Euro. Die Deutsche Bahn habe damals in der Öffentlichkeit von Kosten in Höhe von 2,8 Milliarden Euro gesprochen. Dabei hätten die Projektbauer die Kosten bereits auf 4,1 Milliarden Euro veranschlagt.
Diese Summe habe Bahn-Chef Rüdiger Grube erst über vier Jahre später als Zahl für die zu erwartenden Kosten genannt, berichtete der "Spiegel" weiter. Zu jenem Zeitpunkt hätten die internen Berechnungen allerdings schon bei mehr als fünf Milliarden Euro gelegen.
Ein Bahn-Sprecher wollte sich gegenüber dem "Spiegel" zu Details nicht äußern, erklärte aber, "unterschiedliche Investitionssummen" seien nicht ungewöhnlich. Sie ergäben sich aus "unterschiedlichen, fortgeschrittenen Planungsständen". Solche Berechnungen anzustellen, sei "die ausdrückliche Aufgabe der Projektleitung".
Die Deutsche Bahn attestiert in ihrem Abschlussbericht zur Leistungsfähigkeit von "Stuttgart 21" dem geplanten Tiefbahnhof gute Ergebnisse. Der Südwestrundfunk (SWR) sowie "Stuttgarter Nachrichten" und "Stuttgarter Zeitung" (Samstagausgabe) zitierten aus dem 150 Seiten langen Papier, demzufolge "Stuttgart 21" in der Spitzenstunde die in der Schlichtung geforderten 49 Züge abfertigen und Verspätungen abbauen kann. Bereits vor einer Woche war aus Bahnkreisen durchgesickert, dass "Stuttgart 21" den in der Schlichtung vereinbarten sogenannten Stresstest offenbar bestanden hat. Der Abschlussbericht wird nun von Verkehrsexperten begutachtet. Am 14. Juli soll das Gutachten offiziell vorstellt werden. afp/dpa/dapd