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Modi krempelt Indien um

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Modi krempelt Indien um

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    Eine Inderin feiert den Wahlsieg von Narendra Modi.
    Eine Inderin feiert den Wahlsieg von Narendra Modi. Foto: Dutta, afp

    Die „orange Welle“ hat ganz Indien erfasst. Von Dehradun im Himalaja-Gebirge bis an die Südspitze des Subkontinents feierten Anhänger von Premierminister Narendra Modi am Donnerstag ausgelassen den Wahlerfolg ihrer Partei. Sie überschütteten sich mit orangem und gelbem Farbpulver wie zum Frühlingsfest Holi. Orange ist die Farbe des Hinduismus – Mönche und Sadhus (heilige Männer) tragen sie, Hindu-Tempel sind mit orangen Bändern und Blumen geschmückt. Orange ist aber auch die Farbe der hindunationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP), die unter Premierminister Modi erneut mit einer absoluten Mehrheit in der Volksversammlung in Neu-Delhi rechnen kann. Erstmals seit über drei Jahrzehnten gelang es einer Partei, in Indien in zwei Wahlen hintereinander mit absoluter Mehrheit zu siegen. Bislang galt ein solcher Erfolg als praktisch undenkbar. Denn Indiens Wähler neigten stets dazu, Regierungsparteien an den Wahlurnen abzustrafen und nicht zu belohnen. Damit schreibt der 68-jährige Regierungschef, dem bereits 2014 ein Überraschungssieg gelang, erneut Geschichte. Modi schrieb auf Twitter: „Gemeinsam kommen wir voran. Zusammen werden wir ein starkes Indien für alle erschaffen.“ Nicht alle dürften davon überzeugt sein.

    Modi, bekennender Hindu, hat in seiner fünfjährigen Amtszeit die Religion als politische Waffe instrumentalisiert. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh machte er den radikalen Hindu-Mönch Yogi Adityanath zum Regierungschef, der schon einmal Bollywood-Megastar Shah Rukh Khan, der Muslim ist, mit pakistanischen Terroristen verglich. Angriffe auf Kirchen und Moscheen wurden unter Modi fast salonfähig und hinduistische Mobs können gerade auf dem Lande oft ungestraft Terror verbreiten.

    Überraschenderweise wurde Modi nicht an seinen großen Wahlversprechen von 2014 gemessen, als er Millionen neuer Arbeitsplätze und „gute Tage“ für alle Inder versprach. Seine wirtschaftliche Erfolgsbilanz ist schwach: Indiens Industrie schafft trotz Wirtschaftsboom kaum Arbeitsplätze. Die Landwirtschaft, in der immerhin die Hälfte der Bevölkerung beschäftigt sind, leidet unter Dürre, fallenden Preisen und fehlendem Kapital. Tausende Bauern begehen jedes Jahr Selbstmord, weil sie wegen hoher Schulden und Missernten keine Existenzgrundlage mehr haben. Dennoch ließ die Mehrheit der Wähler ihre Unzufriedenheit nicht an Modi aus.

    Auch dies ist ein Zeichen dafür, wie grundlegend Modi Indien verändert hat. Unter ihm ist aus dem vielfältigen Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern mit verschiedenen Religionen, Sprachen, Ethnien und Kulturen ein Land für Hindus geworden. Dort, wo Modi nicht mit Religion punkten kann, zieht sein robuster Nationalismus. Damit befindet sich Indien auf einem ähnlichen Weg wie das Nachbarland Pakistan, wo der Islam längst der Grundpfeiler der Nation ist.

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