Nach Ermordung eines Piloten durch IS: Ruf nach Rache hallt durch Jordanien
Die grausame Ermordung eines jungen Kampfpiloten hat eine Welle der Wut ausgelöst: Der jordanische König ließ zwei zum Tod verurteilte Islamisten hinrichten. Doch damit nicht genug.
Das Entsetzen ist riesengroß und auf der ganzen Welt spürbar. Die Brutalität der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die bereits für eine Fülle abscheulicher Bluttaten in Syrien und im Irak verantwortlich ist, wurde in ein nicht für möglich gehaltenes Ausmaß gesteigert: Die Terroristen sperren den jungen jordanischen Piloten Muas al-Kasasba in einen Käfig und verbrennen ihn bei lebendigem Leib. Ihre Schandtat verbreiten sie per Video im Internet – so wie sie das früher schon nach der Enthauptung von Geiseln getan haben.
Jordaniens König Abdullah II. erklärt IS-Miliz den Krieg
Durch Jordanien donnert nun der Ruf nach Rache. König Abdullah II., der sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Videos in Washington aufhält, wendet sich per TV-Ansprache an sein Volk und erklärt dem IS den Krieg. Noch gestern im Morgengrauen lässt er die Todesurteile an zwei inhaftierten Terroristen vollstrecken. Regierungssprecher Mohammad al-Momani kündigt eine „welterschütternde“ Antwort Jordaniens auf das grausame Verbrechen an.
Die Stimmung im Volk ist aufgewühlt. Der junge Pilot stammt aus einem königstreuen und einflussreichen Stamm und genießt seit seiner Festnahme große Sympathien in der jordanischen Öffentlichkeit. Königin Rania hat für ihn auf der Internet-Plattform Instagram eine Kampagne gestartet „We All Are Muaz“ (Wir alle sind Muas) – lange bevor der Slogan „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) nach den Attentaten von Paris um die Welt geht. Auf Demonstrationen wird Rache für Muas verlangt. Tausende empfangen gestern in Amman den König bei dessen Rückkehr, um ihm den Rücken zu stärken.
Der Vater des Piloten, Safi al-Kasasba, sagt in der Stadt Kerak dem Sender Al-Dschasira: „Ich verlange, dass keiner dieser Terroristen am Leben bleibt. Die Rache muss größer sein als das Exekutieren von Gefangenen. Ich verlange, dass der IS vernichtet wird.“
Rektion auf Hinrichtung von Muas al-Kasasba: Amman hängt zwei IS-Terroristen
In Amman gehenkt werden gestern Sadschida al-Rischawi, die 2005 einen Anschlag in einem Hotel in Amman verüben wollte, und Siad al-Karbuli, der die damalige Attentatsserie mitgeplant haben soll. Rischawi war verwandt mit einem engen Mitarbeiter von Musab al-Sarkawi, jenem Jordanier, der nach dem US-Einmarsch in Bagdad die besonders brutale Terrorgruppe „Al-Kaida im Irak“ gegründet hatte. Sarkawi wurde 2006 bei einem US-Luftschlag getötet, aber aus seiner Organisation ging der IS hervor.
Aus diesen Verbindungen hat sich zuletzt die Hoffnung auf eine Freilassung des jungen jordanischen Piloten genährt. Denn der IS bot einen Gefangenenaustausch an, in den auch eine japanische Geisel einbezogen sein sollte. Allerdings konnten die Terroristen kein Lebenszeichen des jungen Piloten übermitteln. Offizielle Stellen in Amman glauben inzwischen zu wissen warum: Nach ihrer Überzeugung ist Muas al-Kasasba bereits am 3. Januar ermordet worden. Das Video sei jetzt veröffentlicht worden, um König Abdullah II. während dessen USA-Reise zu treffen.
Tragischer Tod: Muas al-Kasasba verbrannte bei lebendigem Leib
Jordanien ist mit weiteren arabischen Staaten an der von den USA geführten Allianz gegen die Terrormiliz IS beteiligt. Aber nur Amman und die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen auch Luftangriffe. Der 26-Jährige war der erste Pilot, der dem IS in die Hände fiel. Sein F-16-Kampfbomber stürzte an Heiligabend nahe der syrischen Stadt Rakka ab. Der IS behauptet, ihn abgeschossen zu haben. In der Allianz wurden nach dem Vorfall Rufe nach mehr Such- und Rettungsteams für gefangene Soldaten laut. Die Emirate machen seither bei den Luftschlägen nicht mehr mit.
Muas al-Kasasba wurde 26 Jahre alt. Er war verheiratet. Seine Frau weiß nur, dass ihr Mann tot ist. Wie er starb, wollen ihr die Verwandten nicht sagen.
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