Seit Beginn der Eskalation vor elf Tagen stieg die Zahl der Toten nach Angaben der Rettungsbehörden auf 258. Ingesamt seien 1980 Menschen bei israelischen Bombardements verletzt worden.
Auch Israel betrauert den ersten Toten. Die Armee teilte mit, der Soldat sei im Rahmen der Bodenoffensive bei Kämpfen im nördlichen Teil des Palästinensergebiets am Mittelmeer ums Leben gekommen. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurden außerdem zwei Soldaten bei Kämpfen im Gazastreifen verletzt.
Nach dem Scheitern von Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der radikal-islamischen Hamas hatte Israel in der Nacht zum Freitag Bodentruppen in das Palästinensergebiet geschickt. Zudem flog Israel massive Bombenangriffe - vor allem gegen Ziele im nördlichen Gazastreifen. Vielerorts fiel der Strom aus. Dennoch ging der Raketenbeschuss Israels in der Nacht zum Freitag weiter.
Der israelische Militärsprecher Arye Shalicar sagte in der Nacht zum Freitag, es werde im Norden, Süden und Osten des Küstengebiets operiert. Palästinensische Medien berichteten von heftigem Artilleriebeschuss von Zielen im Gazastreifen. Die Armee mobilisierte für den Einsatz 18 000 weitere Reservisten - damit stehen knapp 70 000 Soldaten für die Offensive zur Verfügung.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von beiden Seiten den Schutz von Zivilisten. Die radikalislamische Hamas müsse sofort den Beschuss Israels mit Raketen stoppen, sagte Ban in New York. Israel wiederum habe dafür zu sorgen, dass bei der Offensive keine Zivilisten zu Schaden kommen. "Die Verschärfung der Krise wird die Lasten für die ohnehin schon leidenden Zivilisten auf beiden Seiten noch erhöhen."
Israel hatte nach zehn Tagen mit Luftangriffen eine Bodenoffensive gestartet, bei der auch Kampfpanzer eingesetzt wurden. "Ich bedaure, dass trotz meines wiederholten Drängens und dem zahlreicher anderer Politiker ein schon gefährlicher Konflikt weiter eskaliert ist. Es kann aber keine militärische Lösung dieses Konfliktes geben", sagte der Südkoreaner.
Der Nahost-Konflikt
Israel, Palästinenser, Westjordanland, Gaza-Streifen, Hamas: Was Sie über den Nahost-Konflikt wissen müssen.
1947 beschlossen die Vereinten Nationen, das von den Briten besetzte Palästina zu teilen - in einen arabischen und einen jüdischen Teil. Israel akzeptierte den Plan, die arabische Seite lehnte ihn ab.
1948 proklamierte David Ben Gurion dort die Gründung des Staates Israel.
Nur einen Tag später griffen Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten und der Irak den neuen Staat Israel an. Dieser konnte sich nicht nur verteidigen, Israel eroberte auch arabische Gebiete, die es bis heute besetzt hält.
Bis heute streiten Israel und Palästinenser um diese besetzten Gebiete, darunter das Westjordanland (englisch: Westbank) mit Ost-Jerusalem und den Gazastreifen.
1987 begann die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten einen Aufstand gegen die israelische Besatzung, die sogenannte Intifada. 2000 begann die zweite Intifada, diesmal mit noch mehr militärischer Gewalt. Israel reagierte ebenfalls mit militärischen Mitteln.
Ein gewaltiger Streitpunkt ist auch der israelische Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. Auf den Golanhöhen, in Ost-Jerusalem und im Westjodanland schaffen die Israelis immer neue Siedlungen - und damit Tatsachen. Für die Palästinenser blieben diese Siedlungen Provokationen.
Den Kampf gegen Israel führt vor allem die Hamas. Sie ist eine palästinensische Organisation mit dem Ziel, Israel durch Terror und Gewalt zu vernichten.
Im Jahr 2005 räumten die Israelis den Gazastreifen.
Die Hamas wurde 1987 gegründet. Seit 2007 stellt sie als politische Partei die Regierung des Gaza-Streifens.
Zwischen Israel und Hamas kommt es immer wieder zur Eskalation von Gewalt. Im Sommer 2014 wurden israelische Städte mehrfach mit Raketen beschossen. Israel reagierte mit Luftangriffen.
Auch die Regierung in Paris äußerte sich beunruhigt über die Entwicklung. "Frankreich bringt seine tiefe Besorgnis über die israelische Entscheidung zum Ausdruck, eine Bodenoffensive in Gaza zu beginnen. Es ruft Israel auf, größte Zurückhaltung zu üben", hieß es am Donnerstagabend in einer Stellungnahme des Außenministeriums. "Es muss sichergestellt werden, dass die Zivilbevölkerung geschützt wird und dass neue Opfer vermieden werden." Außenminister Laurent Fabius werde am Freitag in die Region reisen, um die Bemühungen für eine Waffenruhe zu unterstützen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berief für Freitagmorgen das Sicherheitskabinett und das Gesamtkabinett ein, um über die Bodenoffensive zu unterrichten. Ziel Netanjahus sei keinesfalls die Eroberung des Gazastreifens und die Vertreibung der Hamas sondern ein Ende des Raketenbeschusses, hieß es in israelischen Angaben.
In der Nacht zuvor war in Kairo eine erste indirekte Gesprächsrunde zwischen israelischen Regierungsvertretern und Hamas-Unterhändlern zu Ende gegangen. Doch nach Verstreichen der Waffenpause am Nachmittag feuerte die Hamas nach Zählung des israelischen Militärs mehr als 100 Raketen auf Israel ab. dpa, afp