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Nahost-Konflikt: Über 170 Menschen im Gazastreifen getötet - UN will vermitteln

Nahost-Konflikt

Über 170 Menschen im Gazastreifen getötet - UN will vermitteln

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    Israelische Panzer an der Grenze zum Gazastreifen: Im Gazastreifen starben bereits mehr Menschen als bei der letzten Runde der Gewalt vor knapp zwei Jahren.
    Israelische Panzer an der Grenze zum Gazastreifen: Im Gazastreifen starben bereits mehr Menschen als bei der letzten Runde der Gewalt vor knapp zwei Jahren. Foto: Atef Safadi (dpa)

    Die internationale Gemeinschaft will das Blutvergießen im Gazastreifen sowie den Raketenbeschuss Israels stoppen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Konfliktparteien in Nahost zu einem sofortigen Ende der Kampfhandlungen auf. Mit 172 überstieg die Zahl der Toten im Gazastreifen bereits die Opferzahl der letzten großen Runde der Gewalt im November 2012. Die israelische Armee schoss nach eigenen Angaben am Montag eine Drohne ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung der Küstenstadt Aschdod geflogen kam. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) brach zu Gesprächen in die Region auf.

    Die israelische Armee teilte am Montag mit, das unbemannte Fluggerät sei mit einer Rakete des Typs Patriot abgefangen und in der Luft zerstört worden. Nach Medienberichten war die Drohne aus dem Gazastreifen in den israelischen Luftraum eingedrungen. Die Marine suchte vor der Küste nach Überresten des Fluggeräts.

    Der israelische Militärsprecher Arye Shalicar sagte am Montag, es sei unklar, um welches Model es sich bei der abgeschossenen Drohne handele - ein aus dem Iran eingeschmuggeltes Fluggerät oder eine Eigenproduktion der Hamas. "Wir wissen in diesem Fall nicht, wo sie herkommt." Shalicar sagte: "Wir sehen aber seit Jahren Bemühungen der Hamas, ihre Terror-Kapazität in der Luft auszubauen." Er bestätigte Sorgen, die Hamas könnte Fluggeräte mit Kameras ausrüsten oder mit Sprengstoff bestücken. In den Waffenschmieden im Gazastreifen würden solche Versuche seit geraumer Zeit unternommen.

    Der Nahost-Konflikt

    Israel, Palästinenser, Westjordanland, Gaza-Streifen, Hamas: Was Sie über den Nahost-Konflikt wissen müssen.

    1947 beschlossen die Vereinten Nationen, das von den Briten besetzte Palästina zu teilen - in einen arabischen und einen jüdischen Teil. Israel akzeptierte den Plan, die arabische Seite lehnte ihn ab.

    1948 proklamierte David Ben Gurion dort die Gründung des Staates Israel.

    Nur einen Tag später griffen Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten und der Irak den neuen Staat Israel an. Dieser konnte sich nicht nur verteidigen, Israel eroberte auch arabische Gebiete, die es bis heute besetzt hält.

    Bis heute streiten Israel und Palästinenser um diese besetzten Gebiete, darunter das Westjordanland (englisch: Westbank) mit Ost-Jerusalem und den Gazastreifen.

    1987 begann die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten einen Aufstand gegen die israelische Besatzung, die sogenannte Intifada. 2000 begann die zweite Intifada, diesmal mit noch mehr militärischer Gewalt. Israel reagierte ebenfalls mit militärischen Mitteln.

    Ein gewaltiger Streitpunkt ist auch der israelische Siedlungsbau in den besetzten Gebieten. Auf den Golanhöhen, in Ost-Jerusalem und im Westjodanland schaffen die Israelis immer neue Siedlungen - und damit Tatsachen. Für die Palästinenser blieben diese Siedlungen Provokationen.

    Den Kampf gegen Israel führt vor allem die Hamas. Sie ist eine palästinensische Organisation mit dem Ziel, Israel durch Terror und Gewalt zu vernichten.

    Im Jahr 2005 räumten die Israelis den Gazastreifen.

    Die Hamas wurde 1987 gegründet. Seit 2007 stellt sie als politische Partei die Regierung des Gaza-Streifens.

    Zwischen Israel und Hamas kommt es immer wieder zur Eskalation von Gewalt. Im Sommer 2014 wurden israelische Städte mehrfach mit Raketen beschossen. Israel reagierte mit Luftangriffen.

    Im Westjordanland nahm die israelische Armee in der Nacht zum Montag 23 Palästinenser fest, darunter elf Hamas-Abgeordnete. In der Nähe von Hebron wurde bei dem Festnahmeeinsatz ein 21-jähriger Palästinenser erschossen.

    Seit Beginn der israelischen Luftoffensive im Gazastreifen am Dienstag haben militante Palästinenser nach Angaben der Armee knapp 1000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. 760 davon seien eingeschlagen, rund 200 habe die Raketenabwehr abgefangen, teilte das Militär am Montag mit. Die israelische Armee habe im ganzen Gazastreifen insgesamt 1470 Ziele angegriffen, davon etwa 210 Tunnel, 770 verborgene Raketenabschussrampen. Zudem seien Waffen- und Trainingslager bombardiert worden.

    Angesichts der fortwährenden Kampfhandlungen rief UN-Generalsekretär Ban beide Seiten zur Mäßigung auf. Es liege im Interesse von Israelis und Palästinensern, umgehend Maßnahmen zu einem Ende der Kämpfe einzuleiten, statt weitere Schritte zu einer gefährlichen Eskalation zu unternehmen, hieß es in einer am Sonntagabend von den Vereinten Nationen in New York verbreiteten Mitteilung.

    Ban verurteilte den fortgesetzten Raketenbeschuss Israels durch militante Palästinenser aus dem Gazastreifen heraus und forderte ein sofortiges Ende dieser "unanständigen Angriffe". Gleichzeitig äußerte sich der UN-Generalsekretär besorgt über die Auswirkungen der israelischen Militäraktionen.

    Bundesaußenminister Steinmeier wollte seine Vermittlungsgespräche in der Region am Montag in Jordanien beginnen. Am Dienstag wird er auch zu Gesprächen in Israel und den Palästinensergebieten erwartet. Es sind Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geplant. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete, US-Außenminister John Kerry habe mit Netanjahu telefoniert und auch eine Vermittlung der Vereinigten Staaten in dem Konflikt angeboten.

    Nach Warnungen der israelischen Armee, unter anderem mit Flugblättern und SMS, waren am Sonntag nach Medienberichten Tausende von Palästinensern aus dem Norden des Gazastreifens geflohen. Israels Luftwaffe griff anschließend Ziele im Umkreis von Beit Lahia an. Nach Militärangaben werden aus dem Norden des Palästinensergebiets die meisten Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert.

    Hunderte von ausländischen Staatsbürgern verließen den Gazastreifen am Sonntag über den Grenzübergang Erez mit Israel. Sie wurden danach mit Bussen zu dem Allenby-Grenzübergang mit Jordanien gebracht. Nach Angaben der Armee wurden die meisten von insgesamt 812 Ausreiseanträgen gebilligt.

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