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Nizza: Der Roller-Held von Nizza

Nizza

Der Roller-Held von Nizza

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    Am Lastwagen finden sich viele Spuren der Schießerei.
    Am Lastwagen finden sich viele Spuren der Schießerei. Foto: dpa

    Man glaubte, er sei tot. So halsbrecherisch sah seine Aktion aus, die per Video-Clip jetzt im Netz die Runde macht. Doch Franck hat nicht nur überlebt, er gilt sogar als „Held von Nizza“.

    Amateurvideofilme, die Szenen von dem blutigen Attentat auf der Strandpromenade von Nizza am 14. Juli festgehalten haben, zeigen ihn, wie er mit letzter Kraft versuchte, den Lastwagen mit dem Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel am Steuer aufzuhalten. Dieser war mit einem 19 Tonnen schweren gemieteten Fahrzeug in die Menge gerast, die sich für das traditionelle Feuerwerk am französischen Nationalfeiertag versammelt hatte. Er tötete dabei 84 Menschen und verletzte mehr als 300. Erst nach 1,7 Kilometern konnte ihn die Polizei erschießen und damit stoppen – möglicherweise auch, weil er durch Francks Angriff die Geschwindigkeit drosseln musste.

    Inzwischen hat die Regionalzeitung Nice Matin den schmächtigen Mann um die 50, der am Flughafen von Nizza arbeitet, ausfindig gemacht. In einem Interview schildert er seine spontane Reaktion, die ihm nun so viel Applaus einbringt – neben all den anderen Männern, die versucht hatten, den Attentäter zu stoppen.

    Der "Roller-Held von Nizza" wollte eigentlich nur ein Eis essen

    An jenem Abend ist Franck mit seiner Frau auf dem Motorroller unweit der Strandpromenade unterwegs gewesen. Sie wollten sich ein Eis holen, als sie plötzlich das Chaos hinter sich bemerkten. Sie hörten Schreie. Mit Vollgas raste der Lastwagen an ihnen vorbei, von der Straße auf den Bürgersteig wechselnd, erzählt Franck.

    „Im Kopf bleiben mir die Bilder von Körpern, die überall herumfliegen. Ich habe sofort verstanden.“ Er ließ dann seine Frau vom Roller absteigen und nahm die wagemutige Verfolgungsjagd auf. „Wie in einer Art Trance und trotzdem klarsichtig“ habe er gehandelt, so Franck über die entscheidenden Momente – vielleicht auch, weil er seinen Sohn irgendwo am Ende des Boulevard in der Menschenmasse wusste.

    Auf dem Video des deutschen Journalisten Richard Gutjahr sieht man, wie sich ein Rollerfahrer dem weißen Kühllastwagen nähert, neben ihm fährt und schließlich an dem Fahrzeug dranhängt. Franck erzählt es so: Als er auf Höhe des Lastwagens war, sei er von seinem Roller auf die Lkw-Trittbretter, die zur Fahrerkabine führen, gesprungen und ans geöffnete Fenster gelangt – plötzlich von Angesicht zu Angesicht mit dem Terroristen. Und weiter: „Ich habe ihn geschlagen, mit all meinen Kräften. Schläge ins Gesicht. Er sagte nichts. Er zuckte nicht. Er hatte eine Waffe in der Hand, drückte ab, aber die Pistole funktionierte nicht. Ich war bereit zu sterben, um ihn aufzuhalten.“

    Schlimmer als die Verletzungen sind für den Roller-Helden von Nizza die Bilder im Kopf

    Vergeblich habe er versucht, auch die Fahrertür zu öffnen, um den Mörder am Steuer herunterzureißen, so Franck. Stattdessen verpasste ihm Lahouaiej Bouhlel einen Schlag auf den Kopf, sodass er zu Boden fiel. Kurz darauf kam es zum Schusswechsel zwischen dem Attentäter, dessen Waffe schließlich doch losging, und der Polizei. Die nahm zunächst auch Franck fest, weil sie ihn für einen Terroristen hielt.

    Der 50-Jährige hat sich an der Hand und am Kopf verletzt, einen gebrochenen Wirbel und Blutergüsse am Rücken davongetragen. Doch am schlimmsten bleiben all die grausamen Bilder im Kopf, sagt er heute. Der Terrorist sei eiskalt und sehr entschlossen gewesen und war „mit Sicherheit trainiert“, sagt Franck.

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