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Olympia 2024
06.11.2015

Wie Hamburg um Olympia ringt

Das Thema Olympia spaltet die Bürger von Hamburg.
Foto: Markus Scholz (dpa)

In zweieinhalb Wochen entscheiden die Bürger der Hansestadt, ob sie sich Sommerspiele im Jahr 2024 vorstellen können. Ein Blick auf eine gespaltenen Stadt.

Der Tag in Hamburg könnte nicht schöner ausklingen. Die Menschen strömen an den Elbstrand. Auf der Elbchaussee, unweit des Ufers, staut es sich an einer Ampel. In der Schlange ganz vorne ein olivgrüner Opel Corsa, der seine besten Jahre hinter sich hat. An jeder Seite prangen zwischen Rost und furchengroßen Kratzern riesige Schriftzüge, die dazu aufrufen, Olympia 2024 in der Stadt zu verhindern. „Stoppt den Wahnsinn“, heißt es da. Auf dem Heck steht: „Das Millionen-Grab Olympia“. Und auf dem Dach hat der Fahrer einen Aufsteller angebracht, auf dem zu einem „Gemeinsam gegen Olympia“ aufgerufen wird. Als die Ampel auf grün schaltet, raucht es aus dem Auspuff des Opels. Dann knallt es. Der Qualm kommt nun auch aus dem Motor. Fluchend schlägt der Fahrer mit der Hand aufs Lenkrad. Das war’s wohl mit dem schönen Abend.

Für ihn zumindest. Aber aufgeben gilt nicht. Nicht für die Gegner der Olympischen Sommerspiele. Allerdings auch nicht für die Unterstützer. Beide Seiten mobilisieren im Moment alles, was die Kapazitäten hergeben. Denn am 29. November zählt es. Dann stimmen die Hamburger in einem Referendum darüber ab, ob sie grundsätzlich im Jahr 2024 die Spiele in ihrer Stadt ausrichten möchten oder nicht.

Die Gegner sagen, dass nur knapp über 50 Prozent das Ereignis befürworten. Das Bewerberkomitee sieht die Zustimmung der Bevölkerung dagegen bei 63 Prozent. Es dürfte eng werden. Selbst wenn sich die Befürworter durchsetzen: Gewonnen wäre noch nichts. Klar wäre nur, dass Hamburg ins Rennen gehen dürfte gegen die Mitbewerber Paris, Los Angeles, Rom und Budapest. Die Entscheidung fällt dann im September 2017.

„Den Olympia-Wahnsinn stoppen“

Tage später, ein frostiger Samstagmorgen. Wochenmarkt im schnieken Stadtteil Winterhude östlich der Außenalster. Wer sich zwischen den Marktständen durchschlängelt, umgeben von Ingwer-Duft und frisch gepresstem Orangensaft, steht irgendwann vor Marina Wissgeßt. Es fehlt nicht viel, und ihre Stimme versagt. Sie spricht unzählige Menschen an. Wenn sie nicht ins Gespräch vertieft ist, ruft sie den Marktbesuchern „Den Olympia-Wahnsinn stoppen“ und andere Parolen zu. So laut sie kann.

In der Hand hält die 45-Jährige eine Liste, auf der sie Unterschriften gegen Olympia sammelt. „Ich kann einfach nicht verstehen, warum wir ein solches Großprojekt brauchen, während so viele andere Ausgaben wichtiger wären“, sagt die fünffache Mutter. Das Geld könne man sich sparen „und lieber in unseren Nachwuchs, in die Bildung, investieren“. Dort, wo es ihrer Meinung nach fehlt. Das macht sie sauer. So sauer, dass sie sich bis zum Referendum immer samstagmorgens auf den Markt stellen will.

Überall in Hamburg sieht man in den Wochen vor der Abstimmung Menschen, die für ihre Überzeugung kämpfen. Gerade in studentischen Kreisen ist die Gegenwehr groß. Dort will man Olympia in der Hansestadt mit allen Mitteln verhindern. An der Universität gründeten Studenten im Juni das „Anti-Olympische Komitee“. Mit großer Mehrheit hat das Studierendenparlament beschlossen, sich der „Nolympia-Bewegung“ anzuschließen.

Vor knapp drei Wochen gipfelte dieses Engagement dann in einem internationalen Kongress. „Unsere Mission ist es, die Menschen umzustimmen“, sagt Arthur Brückmann, selbst Student und Organisator der Veranstaltung. Er ist der festen Überzeugung, dass 95 Prozent der Menschen keine Vorteile aus Olympischen Spielen ziehen werden. „Je mehr darüber informiert wird, desto geringer ist die Begeisterung“, behauptet er. Brückmann kann man sich vorstellen wie den Stereotyp eines Studenten aus den 70er Jahren. Zotteliges, langes Haar, Kapuzenpulli und ausgewaschene Hosen. Wenn er spricht, schreit er fast. Auch wenn niemand mehr im Raum ist. Brückmann hat, wie er selbst sagt, eine Mission. Er habe nichts gegen Olympia. „Ich habe aber etwas dagegen, wenn Olympia zu einer einzigen Werbeveranstaltung verkommt.“

Hamburg rechnet mit Kosten von über 11 Milliarden Euro

Die Stadt hat Gesamtkosten in Höhe von 11,2 Milliarden Euro errechnet. Davon entfallen jeweils etwa zwei Milliarden auf Sportstätten und Verkehrsinfrastruktur sowie 1,7 Milliarden auf das Olympia-Dorf. Das sind die Zahlen für 2024. Skeptiker glauben wiederum, dass 2024 eh nur eine Art „strategische“ Bewerbung sein könnte. Im selben Jahr würde nämlich der Deutsche Fußball-Bund gerne die Europameisterschaft ausrichten. Beide Ereignisse innerhalb weniger Wochen sind kaum denkbar. Die Strategie könnte deshalb lauten: Bewerbung für Olympia 2024 quasi nur auf dem Papier, um dann die Chancen für 2028 zu verbessern. Wie hoch dann die Kosten wären, weiß niemand.

Der Kampf der Gegner stimmt diejenigen traurig, die sich auf der anderen Seite seit einem Jahr für die Olympischen Spiele einsetzen. Einer von ihnen ist Frederik Braun, 47. „Es bereitet mir vor allem schlaflose Nächte. Manchmal sind meine Tage 24 Stunden lang, in denen ich Menschen mobilisiere, für das Projekt zu kämpfen“, sagt er. Als sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im März zwischen Hamburg und Berlin entscheiden musste, sei ihm gar nicht bewusst gewesen, dass es um alles oder nichts gehe, wie Braun das nennt. Die Zukunft seiner Stadt. Die Zukunft der Infrastruktur. Das Bild seiner Stadt in der Welt.

Frederik Braun brennt für Olympia. Der Unternehmer ließ Videos drehen, Briefmarken drucken, er initiierte eine Menschenkette um die Binnenalster, in der jeder eine Fackel trug. Die Bilder seiner Komposition gingen um die Welt. „Ich war so überwältigt, dass ich Tränen geweint habe.“ Vergangenen Sonntag stellte er das nächste Event auf die Beine. Im Hamburger Stadtpark stellten Menschen in den olympischen Farben die Ringe nach.

Wer mit Frederik Braun über Olympia spricht, kommt kaum zu Wort. Hat er einen Satz beendet, stolpert er schon euphorisch in den nächsten. Und doch ist er keiner, der das Großprojekt unkritisch sieht. Natürlich: die Kosten. Die seien aber nicht das Problem, wenn man sie mit dem Nutzen gegenrechne. Vielmehr sieht er ein Problem darin, „dass die Hamburger natürlich durch Baustellen gebeutelt werden und darauf keine Lust haben“.

Und was tun die Olympia-Verantwortlichen, um die Bürger auf ihre Seite zu ziehen? Wie wollen sie Zweifler überzeugen? Die Verantwortlichen, das betont DOSB-Präsident Alfons Hörmann im Gespräch mit unserer Zeitung wieder und wieder, stellten sich immer die Frage, welchen Sinn Olympia habe. „Wir wissen, dass nicht jeder Sportler und Bürger automatisch auf der Projekt-Seite steht“, sagt der Mann aus Sulzberg bei Kempten. Aber die positiven Seiten, so sieht er das, „überwiegen ganz klar“.

Bei der Begehung des geplanten Olympia-Standorts auf dem Kleinen Grasbrook, einem Gelände gegenüber der Hafencity, erlebt man einen entschlossenen Funktionär. Man hat unserer Zeitung einen Blick dorthin gewährt, wo ein Teil der Spiele stattfinden soll. Noch ist dies Hochsicherheitsgebiet. Alles bewegt sich auf diesem Hafenstück. Schiffe legen an und werden mit Neuwagen von deutschen Autoherstellern beladen, die nach Südamerika und in den Mittleren Osten verfrachtet werden. Vor einer Halle ist gerade eine Bananenstaude von einem Gabelstapler gepurzelt. Noch steht auf dem Gelände eine riesige Anlage, in der tropisches Obst reift, das dann in Deutschland verkauft wird.

Auch der IOC steckt in einer Vertrauenskrise

Mehr als 1000 Menschen arbeiten hier. Sie müssten umziehen, sollte Hamburg den Zuschlag erhalten und an diesem Ort unter anderem das Olympiastadion bauen. Ein wirklich ausgereiftes Konzept gibt es dafür noch nicht. Vor sieben Jahren wurden erst 40 Millionen Euro in neue Anlagen investiert. „Natürlich braucht man eine Alternativfläche für die Unternehmen hier“, sagt Karl Olaf Petters, Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG. „Denn dieser Streifen Industrie ist bei Weitem nicht nur Brache.“

Alfons Hörmann, 55, beeindrucken die großen Industrie-Anlagen. An diesem kühlen Morgen fotografiert er sie mit seinem iPhone. Es sind schwierige Zeiten für ihn. Die Umstände der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sind in aller Munde. Viele Menschen bezweifeln, dass in den Sportkomitees dieser Welt noch alles mit rechten Dingen zugeht. Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, dass DFB- und Fifa-Skandal auch ein schlechtes Licht auf Olympia werfen könnten. Und auf das Referendum.

Doch davon will Hörmann nichts wissen. Die Ungereimtheiten bei der WM-Vergabe dürfe man nicht im Zusammenhang mit Olympia sehen. „Natürlich finde ich es bedauerlich, was da passiert sein soll. Das eine hat aber absolut nichts mit dem anderen zu tun.“ Alle wesentlichen Verträge für das Olympia-Projekt in Hamburg könne jeder Bürger einsehen. „Wir bieten eine lückenlose Nachvollziehbarkeit unserer Arbeit im Internet an.“

Dass aber auch schon in der olympischen Familie Vertrauen zerstört worden ist, weiß der DOSB-Chef. Für die Winterspiele 2002 im amerikanischen Salt Lake City haben Mitglieder des dortigen Bewerbungskomitees Stimmen von Funktionären des Internationalen Olympischen Komitees gekauft. Die Menschen vergessen nicht. Und wenn es ums Geld geht, vergessen sie erst recht nicht. „Das IOC hat aus dem Skandal gelernt. Wir wollen absolute Transparenz bei allen Vorgängen herstellen“, versichert Hörmann.

Sport werde jedoch nie ohne wirtschaftliche Rahmenbedingungen funktionieren, betont er. „Ich will niemanden davon überzeugen, dass Olympia nicht auch ein wirtschaftlicher Faktor ist. Doch ich bin der Meinung, wenn Sport und wirtschaftliche Beteiligung im Einklang sind, dann funktioniert es.“

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