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Kommentar: Politiker müssen sich darum kümmern, dass die Stimmung nicht kippt

Kommentar

Politiker müssen sich darum kümmern, dass die Stimmung nicht kippt

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    02.09.2019, Sachsen, Dresden: Wahlplakate der AfD zur Landtagswahl in Sachsen liegen am Straßenrand auf einem Haufen. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    02.09.2019, Sachsen, Dresden: Wahlplakate der AfD zur Landtagswahl in Sachsen liegen am Straßenrand auf einem Haufen. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Robert Michael

    Die neue Studie zu den Ängsten der Deutschen liefert eine treffende Beschreibung der Stimmung im Lande. Einerseits drückt die Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder Armut im Alter weniger Menschen auf die Brust, als noch vor einigen Jahren. Hinter Deutschland liegt eine Dekade des Wirtschaftsaufschwungs. Insgesamt sind die Menschen so optimistisch wie seit 25 Jahren nicht mehr.

    Andererseits liegen eine große Gereiztheit, Aggressivität und Unzufriedenheit über der Gesellschaft. An der Flüchtlingspolitik scheiden sich noch immer die Geister und eine in Teilen extreme Partei kann bei Landtagswahlen jede vierte Stimme auf sich vereinen.

    Für die Politiker ist dieser Zustand eine Herausforderung. Während es in den vergangenen Jahrzehnten darum ging, die materielle Position des Einzelnen zu verbessern, ist das derzeit nicht ihr vorrangiges Problem. Viel eher müssen sie sich darum kümmern, dass die Stimmung nicht kippt. Vorgemacht hat das sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der seinen Wählern in den letzten anderthalb Monaten zugehört hat. Jeder durfte ihm bei zahllosen Terminen landauf landab seine Geschichte erzählen.

    Die Zuhör-Tour war integraler Bestandteil seiner Arbeit und hat jede Menge Kraft verschlissen. Es ist eine andere Form der politischen Kommunikation als von Bühnen herab oder durch Kameras zu den Bürgern zu sprechen. Letztlich ist sie nicht neu, jeder Bürgermeister von kleineren Städten und Dörfern tut das jeden Tag. Nur für die Spitzenpolitik ist er ungewöhnlich.

    Kretschmers Wahlkampfstrategie hat dazu beigetragen, dass er die AfD auf Distanz halten konnte. Wer den CDU-Politiker im Wahlkampf erlebt hat, weiß, dass der Grat schmal ist. Politik darf aus dem Zuhören nicht den Schluss ziehen, das gefühlte Ängste als hinreichender Grund für politische Entscheidungen genügen. Sie müssen der Prüfung durch die Fakten standhalten. Kretschmer hat vorgemacht, wie es geht.

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