Politiker müssen sich darum kümmern, dass die Stimmung nicht kippt
Gereizt, aggressiv, unzufrieden: In Teilen der Gesellschaft brodelt es. Nun müssen Politiker reagieren.
Die neue Studie zu den Ängsten der Deutschen liefert eine treffende Beschreibung der Stimmung im Lande. Einerseits drückt die Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder Armut im Alter weniger Menschen auf die Brust, als noch vor einigen Jahren. Hinter Deutschland liegt eine Dekade des Wirtschaftsaufschwungs. Insgesamt sind die Menschen so optimistisch wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Andererseits liegen eine große Gereiztheit, Aggressivität und Unzufriedenheit über der Gesellschaft. An der Flüchtlingspolitik scheiden sich noch immer die Geister und eine in Teilen extreme Partei kann bei Landtagswahlen jede vierte Stimme auf sich vereinen.
Für die Politiker ist dieser Zustand eine Herausforderung. Während es in den vergangenen Jahrzehnten darum ging, die materielle Position des Einzelnen zu verbessern, ist das derzeit nicht ihr vorrangiges Problem. Viel eher müssen sie sich darum kümmern, dass die Stimmung nicht kippt. Vorgemacht hat das sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der seinen Wählern in den letzten anderthalb Monaten zugehört hat. Jeder durfte ihm bei zahllosen Terminen landauf landab seine Geschichte erzählen.
Die Zuhör-Tour war integraler Bestandteil seiner Arbeit und hat jede Menge Kraft verschlissen. Es ist eine andere Form der politischen Kommunikation als von Bühnen herab oder durch Kameras zu den Bürgern zu sprechen. Letztlich ist sie nicht neu, jeder Bürgermeister von kleineren Städten und Dörfern tut das jeden Tag. Nur für die Spitzenpolitik ist er ungewöhnlich.
Kretschmers Wahlkampfstrategie hat dazu beigetragen, dass er die AfD auf Distanz halten konnte. Wer den CDU-Politiker im Wahlkampf erlebt hat, weiß, dass der Grat schmal ist. Politik darf aus dem Zuhören nicht den Schluss ziehen, das gefühlte Ängste als hinreichender Grund für politische Entscheidungen genügen. Sie müssen der Prüfung durch die Fakten standhalten. Kretschmer hat vorgemacht, wie es geht.
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"Zuhören" hat so etwas von "Einlullen" oder "Miezeln". Und dass das öffentlich Empathie zeigen kurzfristig Wählerstimmen bringt, ist auch ein ziemlich alter Hut. Ob z. B. die Regierung Kretschmer in Sachsen eine gute wird oder - wie die ihrer Vorgänger Biedenkopf, Milbradt und Tillich - wenig taugt, ist noch lange nicht erwiesen, da seien auch die dortigen, durchaus als schräg zu bezeichnenden möglichen Koalitionen der selbsternannten Demokraten als Beispiel genannt. Persönlich habe ich den Eindruck, dass sich diese "Arbeitsgemeinschaften" zwecks Machterhalt eher weiter in ihre Wagenburg zurückziehen möchte, als wirklich Probleme zu lösen.
Zuhören setzt voraus, dass die Leute - auch öffentlich - sagen dürfen, was sie denken. Dass dem nicht so ohne weiteres so ist, sondern bei manchen Themen eine politisch korrekte Bevormundung den Alltag dominiert, trägt ebenfalls zur schlechten Stimmung bei.
Die AfD ist eine respektable Partei!
Zitat: "An der Flüchtlingspolitik scheiden sich noch immer die Geister und eine in Teilen extreme Partei kann bei Landtagswahlen jede vierte Stimme auf sich vereinen."
Die AfD wurde anfangs sogar etwas spöttisch Professoren-Partei genannt, sie ist sehr solide. Der Widerstand der AfD gegen die massive Einwanderung ist für mich wichtig. Ich fürchte vor allem eine Völkerwanderung aus Afrika nach Deutschland und arabische Clans.
Joachim Datko - Ingenieur, Physiker
Hallo Herr Datko,
vielleicht können Sie, als Physiker, der Frau von Storch dann erklären, dass die Sonne nicht für die globale Erderwärmung verantwortlich ist?
Christoph M. - Master of Science