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Politisches Buch: Frühere Kohl-Beraterin Höhler liefert Breitseiten gegen Kanzlerin Merkel

Politisches Buch

Frühere Kohl-Beraterin Höhler liefert Breitseiten gegen Kanzlerin Merkel

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    Eine ehemalige Kohl-Beraterin findet kaum ein gutes Haar an der Regentschaft von Kanzlerin Angela Merkel.  
    Eine ehemalige Kohl-Beraterin findet kaum ein gutes Haar an der Regentschaft von Kanzlerin Angela Merkel.   Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Angela Merkel habe die Bundesrepublik verändert wie kein Kanzler vor ihr. Machtwille und politische Bindungslosigkeit hätten sie den Westpolitikern überlegen gemacht. Es ist Gertrud Höhler, die zu dieser Einschätzung kommt und damit zunächst einmal eine qualitative Einordnung der Politikerin offenlässt. Das ändert sich mit dem Titel, des Buches. „Das Requiem“ überschreibt sie die 344 etwas lieblos geschriebenen Seiten, auf denen sie sich an Merkel abarbeitet. Manche Kritiker sprechen gar davon, dass Höhler ihr „Merkel-Trauma“ zu bewältigen versucht.

    Die Autorin malt ein düsteres Bild der Merkel-Ära

    Es kommt jedenfalls, wie man nach ihrem ersten Werk über Merkel („Die Patin“) vermuten konnte: Höhler, einst Helmut Kohls Beraterin, malt ein düsteres Bild der zu Ende gehenden Ära. Angebliches Herrschaftswissen über die gescheiterte DDR und mächtige Gönner in der West-CDU hätten Merkel den Spielraum für eine Kehrtwende in der gesamtdeutschen Politik geliefert, resümiert die Autorin. Die Kanzlerin habe christdemokratische Werte über Bord geworfen.

    In Teilen hat die 79-Jährige durchaus recht. Die erste Frau im Kanzleramt hat die politische Mitte nach links verschoben und den Begriff „konservativ“ neu definiert. Was in diesem Zusammenhang allerdings auch gesagt werden muss: Unter Merkels „Linksrutsch“ leidet vor allem die SPD. Manchmal klingt die Autorin in ihrer Merkel-Kritik beinahe verschwörungstheoretisch. Weil wir Deutsche den von Höhler beklagten „Rechtsbruch“ in der Flüchtlingskrise sozusagen nicht zur Revolution nutzen, fragt die Autorin, in Anspielung auf die NS-Zeit: „Entgleitet uns das vielleicht im Rüttelstress auf der Epochenfuge mehr als nötig, weil wir Traumaerben aus der finstersten Weltsekunde unter dem teuflischen Kommando eines Massenmörders sind?“ So eine Formulierung ist ziemlich dick aufgetragen.

    Buch über Merkel: Eine „quasi parteilose Kanzlerin“

    Abgesehen davon ist Höhler selbst nicht unumstritten. In den 80ern galt sie als Kandidatin für ein Ministeramt. Beraten hat sie damals auch die Deutsche Bank und den Volkswagenkonzern. Später legte sie vor knapp 30 Jahren ihre Professur in Paderborn nieder, um als Publizistin und Unternehmensberaterin zu arbeiten. Professoren und Studenten hatten ihr die Vernachlässigung der Lehrpflicht vorgeworfen. Höhler sprach von „Mobbing“.

    Irgendwann wollte sie offenbar auch selbst austeilen. Im Visier: Angela Merkel. Vor acht Jahren übte sie in einem Zeitungsbeitrag sowie in ihrem früheren Buch bereits massive Kritik am Regierungsstil der Bundeskanzlerin. Sie warf ihr eine schleichende Zersetzung politischer Werte vor. Ähnlich argumentiert sie auch diesmal. Immer wieder thematisiert Höhler Merkels ostdeutsche Sozialisation und ihre Politik der Beliebigkeit. Schon damals wurden die Angriffe auf Merkel von Kritikern als überzogen gewertet. Das wird diesmal wohl wieder der Fall sein. Denn Höhler reitet auf der Politik der „quasi parteilosen Kanzlerin“ herum wie eine Furie.

    Angela Merkel sei Agentin einer wertneutralen Zukunft, die Bekenntnisse überflüssig macht, schreibt sie. Das kann man beklagen, muss es aber nicht. Die Folgen seien jedenfalls der Ausstieg aus den wichtigsten Spielregeln von Demokratie, Vertragstreue und Wettbewerb. Höhlers bittere Bilanz nach 14 Jahren Merkel: Deutschland wird aus dem Stresstest durch Merkel geschwächt hervorgehen.

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