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Porträt: Franz Josef Strauß, die Ikone der CSU

Porträt

Franz Josef Strauß, die Ikone der CSU

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    Franz Josef Strauß starb am 3. Oktober 1988.
    Franz Josef Strauß starb am 3. Oktober 1988. Foto: Heinz Wieseler dpa/lby, Archiv

    Franz Josef Strauß galt als schillernd, krachledern und als eine der markantesten Figuren auf der Bühne der Bonner Politik. Er wurde geliebt und gehasst wie keiner sonst. Für seine Bewunderer war er der heilige Franz Josef, für andere die Verkörperung des machthungrigen und korrupten Politikers. Er selbst gefiel sich als "Mensch in seinem Widerspruch". Eines gilt unter Politikwissenschaftlern als gesichert: Ohne Franz Josef Strauß wäre die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland anders verlaufen.

    Wer war Franz Josef Strauß?

    Wer war aber dieser Mann, dem Bayern nach seinem Tod ein bislang seit Königszeiten nie da gewesenes Staatsbegräbnis widmete? Beginnen wir in der Jugend, als sich die Weichen stellten. Der gebürtige Münchner - sein Vater hatte eine Metzgerei - war früh ein Ausnahmetalent. Schon in der Schule der Primus, so gut, dass er aufs Gymnasium durfte, obwohl seine Familie die Nazis ablehnte. Mit seinen Lateinkenntnissen glänzte Strauß sein ganzes Leben lang.

    Nach dem Krieg lief es für ihn wie geschmiert. Er war der jüngste Generalsekretär der CSU, der jüngste Ausschussvorsitzende im gerade neu gegründeten Bundestag, der jüngste Minister in der neu geschaffenen Bundesrepublik. Intelligent, rhetorisch brillant, mit Machtinstinkt ausgestattet, machte der junge Bayer seit 1949 eine steile politische Karriere. Er organisierte unter anderem Adenauers Wiederbewaffnungs- und Atompolitik und galt sogar als dessen potenzieller Nachfolger. Das war die eine Seite des Vollblutpolitikers.

    Adenauer musste Franz Josef Strauß fallen lassen

    Franz Josef Strauß' Leben war aber auch geprägt von Affären. Anfang der 1960er Jahre waren die "Starfighter-Affäre" (finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Beschaffung der Jets) und die "Spiegel-Affäre" (die Bundesanwaltschaft wirft dem Magazin Landesverrat vor) die bekanntesten. Wegen Letzterer belog Strauß 1962 das Parlament und verschleierte seine eigene Rolle in dem Fall. Die Folge: Adenauer musste ihn fallen lassen. Für den Bayern war das ein tiefer Sturz und eine traumatische Erfahrung. Seit damals sah er sich als Verfolgter, als Objekt einer Verleumdungskampagne, als Opfer der kritischen Medien ("die Gestapo unserer Tage").

    Doch schon bald ging es politisch wieder aufwärts. Im Kabinett der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wurde Strauß 1966 Bundesfinanzminister. Es war seine politisch vielleicht beste Zeit. Strauß arbeitete vertrauensvoll und erfolgreich mit dem SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller zusammen. "Plisch und Plum" nannte man die beiden.

    Ein markantes Jahr für die CSU war 1976. Nach der von der Union knapp verlorenen Bundestagswahl verkündete Strauß in Kreuth die Trennung von der CDU. Er plante, die CSU auf das ganze Bundesgebiet auszuweiten. So sollten die Wahlchancen der Union verbessert werden. Die Wogen schlugen hoch. Schließlich wurde der Beschluss wieder zurückgenommen. In diesem Jahr schwang Strauß auch seine legendäre Schimpfrede gegen Helmut Kohl. Die Kernsätze: "Der wird nie Kanzler werden. Er ist total unfähig dazu. Ihm fehlen die charakterlichen, die geistigen und die politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles dafür." Dass Kohl es später doch schaffte, war für Strauß eine der bittersten Niederlagen. Zumal er selbst 1980 gegen Helmut Schmidt angetreten war - und verloren hatte. Als Kohl Kanzler wurde, zog sich Strauß stärker nach Bayern zurück und bekundete: Ministerpräsident (er war es seit 1977) sei das "schönste Amt der Welt".

    Franz Josef Strauß starb an Herz-Kreislauf-Versagen

    Die besten Zitate von Franz Josef Strauß

    "Everybody's darling is everybody's Depp". So ließ sich Strauß über nach Aufmerksamkeit heischende Politiker aus.

    "Man muss einfach reden, aber kompliziert denken - nicht umgekehrt." So beschrieb Strauß seine Ansichten zu einer gelungenen Rede.

    "Es ist reizvoller, in Alaska eine Ananasfarm zu errichten, als Bundeskanzler zu werden." Das waren Strauß' Gedanken zu einer Kandidatur.

    "Wenn's schon kein Hirn haben, dann halten Sie's Maul wenigstens. Dieses dämliche Gequatsche eines politisierenden Beatles. Sie Pilzkopf!" Mit Zwischenrufern bei seinen Reden und Wahlkampfveranstaltungen ging Strauß nie zimperlich um.

    "Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder." Mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften hatte Strauß so seine Probleme.

    "Helmut Schmidt und ich kennen uns sehr gut. Wenn er mich anredet 'Alter Gauner' und ich sage 'Alter Lump', so ist das durchaus eine von gegenseitiger Wertschätzung und realistischer Kennzeichnung getragene Formulierung." Mit dem Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte Strauß stets ein gutes Verhältnis...

    "Der wird nie Kanzler werden. Der ist total unfähig; ihm fehlen alle charakterlichen, geistigen und politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles." ... mit Altkanzler Helmut Kohl dagegen weniger.

    "Solange die Liberalsozialisten an der Regierung sind, kann ich nur sagen: Eher legt sich ein Hund einen Salamivorrat an, als dass die eine einmal eingeführte Steuer wieder abschaffen." Spitzen gegen die rot-gelbe Koalition unter Helmut Schmidt ließ sich Strauß selten nehmen.

    "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher." Gegen Kommunisten und deren Sympathisanten wurde er noch deutlicher.

    "Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was er schreibt." Franz Josef Strauß war Herausgeber des "Bayernkurier". Chefredakteur Wilfried Scharnagl war da, wenn man Strauß' Zitat wörtlich nimmt, nur Beiwerk.

    "In Bayern gehen die Uhren anders. Wenn in Bayern die Uhren wirklich anders gehen, dann haben wir, soweit die Politik es vermag, diesen Beitrag zur geistigen Führung unseres Landes geleistet, damit in Bayern die Uhren richtig gehen und nicht nach Zeitgeist jeweils verschieden eingestellt werden." Und die Liebe zu seiner Heimat Bayern drückte Franz Josef Strauß oft auf seine sehr eigene Art aus.

    Als solcher führte er die erfolgreiche Industriepolitik seiner Vorgänger fort. Noch lieber sah er sich jedoch in seiner außenpolitischen Rolle. Bereits 1975 hatte Strauß als erster deutscher Politiker den chinesischen Parteichef Mao Zedong getroffen. Er pflegte auch diverse andere, teilweise umstrittene Auslandsbeziehungen bis hin zum Präsidenten von Togo, mit dem er die Bayerisch-Togoische Gesellschaft gründete. 1983 sorgte Strauß durch das Einfädeln eines Milliardenkredits für die DDR für Aufregung, auch in den eigenen Reihen. Dies führte übrigens zur Gründung der Republikaner.

    Gestorben ist Strauß so barock, wie er lebte. Vor einer von Johannes von Thurn und Taxis in Regensburg veranstalteten Hirschjagd brach er völlig unvermutet zusammen - Herz-Kreislauf-Versagen. jok/AZ

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