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Italien: Schüsse eines Rechtsextremen auf Afrikaner versetzen Italien in Aufruhr

Italien

Schüsse eines Rechtsextremen auf Afrikaner versetzen Italien in Aufruhr

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    Italienische Kriminaltechniker fotografieren den Tatort in Macerata. Sechs Afrikaner wurden durch Schüsse zum Teil schwer verletzt.
    Italienische Kriminaltechniker fotografieren den Tatort in Macerata. Sechs Afrikaner wurden durch Schüsse zum Teil schwer verletzt. Foto: Carotti/ANSA/AP/dpa

    Die Straßen von Macerata 50 Kilometer südlich von Ancona sind gut gefüllt zur Einkaufszeit am Samstagvormittag. Als plötzlich Schüsse zu hören waren, herrscht Panik unter den Passanten. Ein junger Mann, so lauteten die ersten Gerüchte, schießt wahllos auf Passanten. Doch wahllos geht Luca T. nicht vor, als er im Zentrum der 42.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt der italienischen Region Marken aus seinem fahrenden Auto insgesamt knapp 30 Schüsse aus seiner Pistole abgibt. Sechs Menschen werden getroffen, fünf Männer und eine Frau. Alle Opfer sind dunkelhäutige Afrikaner, aus Ghana, Mali und Nigeria. Einer der Männer wird schwer verletzt.

    Wenig später überwältigten Polizisten den 28 Jahre alten Täter. Als Luca T. festgenommen wurde, hatte er eine italienische Fahne umgehängt, zeigte den Hitlergruß und rief Parolen wie: „Italien den Italienern!“ Der Verdacht, es handele sich bei dem Täter um einen Rechtsradikalen, bestätigte sich. In der Wohnung, in der Luca T. mit seiner Mutter und seiner Großmutter in der Nähe von Macerata wohnte, fanden die Ermittler eine Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ und Fahnen mit Nazisymbolen.

    Innenminister Marco Minniti sprach von einem rechtsextremistischen Hintergrund mit klaren Bezügen zum Faschismus. „Die einzige Verbindung zwischen den Opfern ist ihre Hautfarbe“, fügte er hinzu. Der Täter gab auch auf das Büro der linksgerichteten Demokratischen Partei in Macerata Schüsse ab.

    Der Tat ging ein Mord in Macerata voraus

    Luca T. hatte bei Kommunalwahlen im vergangenen Jahr erfolglos für die rechtspopulistische Lega Nord kandidiert und befand sich zuletzt in psychologischer Behandlung. Er erklärte den Ermittlern nach seiner Festnahme, seine Tat sei die Reaktion auf den Mord an einer 18-jährigen Italienerin in Macerata.

    Der Körper des Mädchens war am Mittwoch in zwei Koffern zerstückelt aufgefunden worden. Am Samstag nahm die Polizei als dringend tatverdächtig einen 29 Jahre alten Nigerianer mit abgelaufener Aufenthaltserlaubnis fest, der als Drogendealer aktiv gewesen sein soll. Luca T. soll bei seiner Vernehmung erzählt haben, als er von der Festnahme des Nigerianers im Radio gehört hatte, habe er sich spontan entschlossen, Rache für die 18-Jährige zu nehmen und auf Schwarze zu schießen. Nun sitzt er im gleichen Gefängnis in Untersuchungshaft wie der mutmaßliche Mörder der 18-Jährigen.

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