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Bildung: Schulminister Piazolo: "Wir wollen Tempo machen"

Bildung

Schulminister Piazolo: "Wir wollen Tempo machen"

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    Kultusminister Michael Piazolo findet mehr Vergleichbarkeit in der Bildung gut - aber nicht in jedem Bereich.
    Kultusminister Michael Piazolo findet mehr Vergleichbarkeit in der Bildung gut - aber nicht in jedem Bereich. Foto: Marcus Merk

    Herr Piazolo, was ist der Unterschied des von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossenen neuen „Bildungsrat“ und dem „Nationalen Bildungsrat“, dem Bayern sich erst kürzlich verweigert hat?

    Michael Piazolo: „Beim Nationalen Bildungsrat lag das Problem schon in der Geburt. Die Kompetenzen im Bildungsbereich liegen bei den Ländern. Den Bund hier hineinzunehmen, war der falsche Ansatz. Über eineinhalb Jahre hat man verhandelt, es ging vor allem um Stimmrechte – zum Teil könnte man es auch Befindlichkeiten nennen. Man merkte einfach, dass überhaupt nichts vorangeht.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Piazolo: Wir wollen ein bisschen Tempo in die Sache reinbringen. Meine Meinung ist: Wenn man die Reißleine zieht, muss man auch eine Alternative anbieten. Die Grundidee des Nationalen Bildungsrats war ja richtig: Wir wollen wissenschaftliche Expertise – aber die haben wir als Länder selbst. Für den Nationalen Bildungsrat hätte man ein Büro mit 70 Leuten eingerichtet, das hätte enorm viel Geld gekostet: Das ist in der Größenordnung nicht nötig. Aber unser Vorhaben soll nicht wieder ein, zwei Jahre auf die lange Bank geschoben werden. Beim nächsten KMK-Treffen wollen wir konkrete Ergebnisse haben.

    Ministerpräsident Söder hat erst am Donnerstag wieder betont, mit Bayern werde es „kein Zentralabitur geben“. Geht es Ihnen denn immer nur um die Abschlüsse? Die Länder könnten doch in so vielen Bereichen voneinander lernen.

    Piazolo: In Bayern sollten wir uns Sorgen machen, wenn es heißt: „Wir wollen eine Angleichung der Abschlussprüfungen.“ Wir möchten unseren hohen Qualitätsstandard nicht nur halten, sondern ihn weiter ausbauen. Da sind wir renitent. Manche Bundesländer wären vielleicht auch gar nicht so unglücklich, wenn Bayern ein nicht mehr ganz so hohes Bildungsniveau hätte, um selber besser dazustehen. Diesen Wunsch erfüllen wir aber nicht. Deshalb sagen wir: gerne Vergleichbarkeit und Transparenz, aber keinen Einheitsbrei.

    Hat Bayern denn in anderen Bereichen als den Abschlussprüfungen auch schon von anderen Bundesländern gelernt?

    Piazolo: Man macht sich innerhalb der KMK Gedanken, wo länderübergreifend gearbeitet werden kann. Zum Beispiel tun sich alle Länder schwer, in den MINT-Fächern (Fächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik; Anm. d. Red.) Lehrer zu finden. Das muss sich ändern. Wir tauschen uns auch über die Inklusion aus, zum Beispiel überlegen wir, wie man multiprofessionelle Teams an den Schulen einsetzen kann.

    Die Kultusministerkonferenz hat eine gemeinsame Lehrerbedarfsprognose über die gesamte Bundesrepublik hinweg veröffentlich. Wie steht Bayern da?

    Piazolo: Im Vergleich zu anderen Bundesländern stehen wir vergleichsweise gut da. In Berlin zum Beispiel sind 7000 Stellen unbesetzt. Aber kaufen kann man sich davon natürlich nichts. Derzeit diskutieren wir mit der Fraktion und den Verbänden, wie man den Lehrerbedarf decken kann.

    Könnten Sie sich vorstellen, Lehrer über die Landesgrenzen hinweg auszutauschen?

    Piazolo: Schon seit längerem gibt es eine Absprache, dass man sich die Lehrer nicht gegenseitig abwirbt, aber einen Austausch gibt es. Das heißt: Wenn fünf Lehrerinnen und Lehrer aus Nordrhein-Westfalen zu uns kommen, müssen auch fünf Lehrkräfte aus Bayern nach NRW gehen. Aber ich bin nicht in der Pause der Kultusministerkonferenz in Berlin mit Flyern herumgelaufen und habe Lehrern gesagt: „Komm zu uns.“

    Zu Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie sich als Ziel gesetzt, das Lehramt an Grund- und Mittelschulen attraktiver zu machen, auch finanziell. Hat sich schon etwas getan?

    Piazolo: Im Koalitionsvertrag haben wir festgesetzt, dass die Lehrer künftig zu Beginn ihrer Karriere mit einer höheren Grundgehaltsstufe starten. Das macht im Jahr über 2000 Euro brutto Unterschied im Vergleich zu vorher.

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