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Flüchtlinge: Singhammer: Familiennachzug größeres Problem als neue Flüchtlinge

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Singhammer: Familiennachzug größeres Problem als neue Flüchtlinge

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    Flüchtlinge warten an der deutsch-österreichischen Grenze. Beim Thema Familiennachzug gibt es Streit.
    Flüchtlinge warten an der deutsch-österreichischen Grenze. Beim Thema Familiennachzug gibt es Streit. Foto: Armin Weigel/Archiv/Symbolbild (dpa)

    Der Nachzug der Angehörigen von Flüchtlingen wird Deutschland laut Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer auf Dauer stärker belasten als die Zahl der Neuankömmlinge. Nahezu alle Syrer würden als Flüchtlinge anerkannt oder einen gesicherten Status bekommen und seien damit berechtigt, Familienmitglieder nachzuholen, sagte der CSU-Politiker der Deutschen-Presse-Agentur in Berlin. Damit werde sich die Zahl der Syrer im Land in etwa verdoppeln.

    Familiennachzug von Flüchtlingen steigt um 50 Prozent

    Den Kommunen stehe "eine außerordentlich große Herausforderung" bevor. "Irgendwann werden vielleicht nicht mehr genügend Wohnraum, Lehrer und Erzieher vorhanden sein. Wir müssen alles tun, dass die Integrationsfähigkeit gewahrt bleibt", sagte Singhammer.

    Er konzentrierte sich auf die Zahl der syrischen Flüchtlinge, weil sich die Anerkennungsquote für deren Schutz im dritten Quartal 2016 bei insgesamt rund 82 000 Menschen auf 99,9 Prozent belaufen habe. Die Syrer stellten damit mit Abstand die größte Gruppe der Schutzbedürftigen dar. Die zweitgrößte Gruppe seien Iraker mit knapp 14 000 Menschen und einer Anerkennungsquote von 73 Prozent gewesen.

    "Die Belastung durch den Nachzug von Familienmitgliedern könnte in nächster Zeit höher sein als die Belastung durch neu ankommende syrische Flüchtlinge", sagte Singhammer. "Nach meinen Informationen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist es so, dass pro anerkanntem syrischen Flüchtling mindestens ein Familienmitglied nachkommen wird." Das BAMF habe ihm mitgeteilt: "Das Bundesamt geht von einem Nachzug von etwa 0,9 bis 1,2 Familienangehörigen pro syrischem Geflüchteten aus."

    Bei subsidärem Schutz ist Familiennachzug für zwei Jahre ausgesetzt

    Die meisten syrischen Flüchtlinge in Deutschland erhalten zurzeit allerdings nur subsidiären, also eingeschränkten Schutz. Ihre Aufenthaltserlaubnis gilt zunächst nur für ein Jahr, das Recht auf Familiennachzug ist für zwei Jahre ausgesetzt. 

    Die Prognose beruht auf bisher erfolgtem Familiennachzug. Die Verfahren dazu dauern oft ein Jahr. Es gibt in deutschen Botschaften im Ausland einen großen Antragsstau, der nur langsam abgearbeitet werden kann. Schätzungen, wie viele Familienangehörige tatsächlich nachziehen werden, gelten daher als ungewiss. Für die Integration von Flüchtlingen gilt es grundsätzlich als wichtig, dass Angehörige nachkommen können, auch weil sie sonst in steter Sorge um ihre im Kriegs- oder Krisengebiet zurückgebliebene Familie leben müssen. 

    Singhammer unterstützte die Haltung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), stärker mit nordafrikanischen Staaten zu kooperieren. Dort müssten "sichere Zukunftsorte" geschaffen werden. Ägypten sei da ein wichtiger Partner. Der Türkei werde bei der Versorgung von Flüchtlingen geholfen. "Warum sollten wir das nicht auch bei Ägypten tun, das eine hohe Zahl von Flüchtlingen schon aufgenommen hat." dpa

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