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Streit um Genozid: Völkermord an Armeniern: US-Präsident Biden legt sich mit der Türkei an

Streit um Genozid

Völkermord an Armeniern: US-Präsident Biden legt sich mit der Türkei an

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    Mit der Anerkennung der Massaker als Völkermord hat Biden ein Wahlkampfversprechen eingelöst.
    Mit der Anerkennung der Massaker als Völkermord hat Biden ein Wahlkampfversprechen eingelöst. Foto: Andrew Harnik, dpa

    Genau 106 Jahre nach dem Beginn des ersten Genozids des 20. Jahrhunderts hat der neue US-Präsident etwas getan, wovor alle seine Vorgänger zurückgeschreckt waren. Biden erkannte offiziell die Ermordung von rund 1,5 Millionen Armeniern als Völkermord an. Diese Menschen waren in der Schlussphase des „Osmanischen Reiches“ auf Todesmärschen in die syrische Wüste und bei Massakern ums Leben gekommen.

    Der Völkermord begann am 24. April 1915 mit der Festnahme armenischer Intellektueller und Führer im damaligen Konstantinopel. „Jedes Jahr an diesem Tag erinnern wir an all diejenigen, die bei dem Genozid der Osmanischen Zeit an den Armeniern ihr Leben verloren haben“, erklärte der US-Präsident am Jahrestag. „Wir erinnern uns, damit wir für immer wachsam bleiben gegen den zersetzenden Einfluss von Hass in allen Formen.“

    Schon 20 Staaten erkennen den Genozid an den Armeniern an

    Die USA reihen sich damit ein in die mehr als 20 Staaten, die den Völkermord an den Armeniern bereits in der Vergangenheit anerkannt hatten; darunter auch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zog im Vorfeld alle Stricke, die Kategorisierung der Verbrechen als Genozid durch die USA zu verhindern. „Weder ändern Worte noch schreiben sie Geschichte um“, reagierte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu verschnupft. „Wir haben nichts von anderen über unsere eigene Vergangenheit zu lernen.“

    Eine Frau und ein Kind trauern über der Leiche eines kleinen Jungen, der bei dem Massakern an den Armeniern getötet wurde.
    Eine Frau und ein Kind trauern über der Leiche eines kleinen Jungen, der bei dem Massakern an den Armeniern getötet wurde. Foto: Epa Crda, dpa (Archiv)

    Bidens Erklärung, die „historische Fakten verzerre“, reiße eine tiefe Wunde, die das gegenseitige Vertrauen und die Freundschaft der beiden Länder untergrabe. Die Türkei besteht darauf, dass die Zahl der Getöteten bei 300.000 liegt und lehnt den Begriff des Völkermords ab.

    Seit der Amtsübernahme Bidens kühlte das Verhältnis zwischen den Nato-Partnern deutlich ab. Für Spannung sorgte der Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 durch Ankara, der Kurs in Syrien, der Umgang mit den Kurden sowie die Rolle eines islamischen Klerikers, der im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt, dem Erdogan vorhält, 2016 einen Putsch gegen ihn organisiert zu haben.

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