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Terror: Warum das Iran-Attentat für den IS enorm wichtig ist

Terror

Warum das Iran-Attentat für den IS enorm wichtig ist

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    Iranische Polizisten sichern den Platz vor dem Mausoleum des Revolutionsführers Ajatollah Chomeini. Hier hat sich mindestens ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
    Iranische Polizisten sichern den Platz vor dem Mausoleum des Revolutionsführers Ajatollah Chomeini. Hier hat sich mindestens ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Foto: Ebrahim Noroozi (dpa)

    Noch nie zuvor hatten es die Extremisten geschafft, eine Tat dieses Ausmaßes im schiitischen Iran zu verüben: Mit dem Doppelanschlag in Teheran hat die sunnitische Terrormiliz IS einen Anschlag für sich reklamiert, der ihr viel Prestige und Zulauf unter Sympathisanten bescheren könnte, denen Angehörige der schiitischen Glaubensrichtung abgrundtief verhasst sind. 

    Das kann der IS derzeit gut gebrauchen, denn in seinem Kerngebiet in Syrien und dem Irak steht er mit dem Rücken zur Wand. Seine wichtigste Hochburg im Irak, Mossul, hat er fast komplett an die irakische Armee verloren. In Syrien begann am Dienstag ein kurdisch geführtes Bündnis mit der Erstürmung der Stadt Al-Rakka, der inoffiziellen Hauptstadt der Extremisten. Zu einer der Taktiken des IS gehört es, bei Niederlagen andernorts brutal zurückzuschlagen. 

    In der Vergangenheit hatte die IS-Propaganda mehrmals zu Anschlägen im Iran aufgerufen. Dass es den Dschihadisten nun offenbar gelungen ist, dürften sie als wichtigen Erfolg für sich werten. Die Art des Bekenntnisses zur Tat und ein schnell veröffentlichtes Video, das aus dem Parlament in Teheran stammen soll, deuten zudem auf eine direkte Beteiligung der IS-Führung bei der Planung der Tat hin.

    Tote bei Terroranschlägen in Teheran: IS bekennt sich

    Iranische Polizisten eilen ins Parlamentsgebäude.
    Iranische Polizisten eilen ins Parlamentsgebäude. Foto: Omid Vahabzadeh (dpa)

    Nach Bagdad, Kabul und London ist die Tat in Teheran schon der vierte große Anschlag seit Beginn des Ramadans, den der IS für sich reklamiert. Schon im März hatte es Aufrufe des IS gegeben, den Iran anzugreifen. Eigentlich soll der Fastenmonat eine Zeit des Friedens sein. Dschihadisten wie der IS rufen ihre Anhänger in dieser Zeit hingegen ausdrücklich zum Kampf und zu Anschlägen auf. Sie sehen sich damit in der Tradition des Propheten Mohammed, der eine seiner wichtigsten Schlachten im Ramadan geführt hatte.

    Alle sechs Terroristen waren nach Geheimdienstangaben nach dem Doppelanschlag tot. Medien hatten zunächst von sieben Angreifern berichtet. Vier Männer hatten sich nach Angaben des iranischen Innenministeriums als Frauen verkleidet ins Parlament geschlichen. Drei von ihnen wurden erschossen, einer sprengte sich in die Luft, wie Medien berichteten. Auch im Mausoleum des verstorbenen iranischen Revolutionsführers Ruhollah Chomeini in Südteheran gab es einen Selbstmordattentäter, ein weiterer Angreifer wurde erschossen. Bei den Anschlägen kamen außerdem mindestens zwölf Wächter und Zivilisten ums Leben. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt.

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    AZ/dpa

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