Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

"Peinlich": Trittin und Gabriel kritisieren Merkels Einsatz für Sarkozy

"Peinlich"

Trittin und Gabriel kritisieren Merkels Einsatz für Sarkozy

    • |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy bei einem interview im Elysee Palast in Paris. Foto: Jesco Denzel dpa
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy bei einem interview im Elysee Palast in Paris. Foto: Jesco Denzel dpa

    Jürgen Trittin, Grünen-Fraktionschef im Bundestag, hat die Wahlkampfunterstützung von Kanzlerin Angela Merkel für den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy kritisiert.

    Merkel schade mit ihrem Engagement für einen Präsidenten, "der mit dem Rücken zur Wand steht", den französischen-deutsch Beziehungen, mahnte Jürgen Trittin in den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" vom Dienstag. Wenn die deutsche Bundeskanzlerin gemeinsam mit Nicolas Sarkozy ein Interview gebe, dessen Mittbewerber François Hollande jedoch ein solches Treffen verweigere, verletzte sie die für eine deutsche Kanzlerin gebotene Neutralität.

    Trittin: Sarkozy steht mit dem Rücken zur Wand

    Diese Art von Wahlkampfeinmischung belaste die  deutsch-französischen Beziehungen, sagte der Grünen-Fraktionschef.  Es könne nicht sein, dass "Regierungstreffen für Wahlkampfhilfe  unter konservativen Politikern zweckentfremdet werden".

    Gabriel nennt Merkels Auftritt peinlich

    Auch Sigmar Gabriel hat Angela Merkel auf seiner Facebook-Seite kritisiert. Ihre Hilfsaktion nannte er "eher peinlich" und bezweifelte zugleich, ob es überhaupt eine Hilfe für Sarkozy gewesen sei.

    Das ist Nicolas Sarkozy

    Es ist der 28. Januar 1955, als Nicolas Paul Stéphane Sarkozy de Nagy-Bocsa in Paris auf die Welt kommt. Sein Vater kam als Emigrant von Ungarn nach Frankreich. Die Mutter stammt von sephardischer Juden aus Thessaloniki ab.

    Sarkozy studierte Öffentliches Recht und Politikwissenschaft und wurde 1981 als Rechtsanwalt zugelassen. 1983 hat man ihn zum Bürgermeister von Neuilly gewählt. Im selben Jahr heiratet er seine erste Frau Marie-Dominique Culioli, mit der er zwei Söhne hat.

    1988 wird Sarkozy Abgeordneter für die neogaullistische RPR unter Jacques Chirac. Von 1993 bis 1995 ist er Regierungssprecher und Haushaltsminister. Im anschließenden Präsidentschaftswahlkampf schlägt er sich auf die Seite von Edouard Balladur und agiert gegen Chirac. Dieser konnte die Wahl trotzdem für sich entscheiden.

    Im Oktober 1996 heitatet Sarkozy zum zweiten Mal. Aus der Ehe mit Cécilia Ciganer-Albeniz geht ein Sohn hervor.

    Als Innenminister nimmt er zwischen 2002 und 2004 den Kampf gegen die Kriminalität auf. Sein Engagement bringt ihm viele Anhänger.

    2004 übernimmt er das Wirtschafts- und Finanzministerium, verlässt die Regierung aber bald, um den UMP-Vorsitz zu übernehmen. 2005 kehrt er schließlich als Innenminister ins Kabinett zurück. Er behält das Amt bis 2007. Im Zuge der Pariser Krawalle 2005 beschimpft er die Randalierer als "Gesindel" und verspielt dadurch viele Sympathien unter den jungen Franzosen.

    Die Präsidentschaftswahl 2007 konnte er im zweiten Wahlgang für sich entscheiden. Er hat knapp gegen die Demokratin Ségolène Royal gewonnen. Seither hat es zahlreiche Skandale gegeben. Die Räumung einiger Roma-Wohnsiedlungen und die erbarmungslose Abschiebung der Bewohner nach Rumänien und Bulgarien 2010 brachte ihm viel negative Presse.

    Im Februar 2008 heiratete Sarkozy zum dritten Mal. Neue First Lady wurde die italienisch-französische Sängerin Carla Bruni, der unter anderem eine Affäre mit der Rolling-Stone-Legende Mick Jagger nachgesagt wird. Die Verbindung hat ein enormes Medienecho provoziert. 2011 hat das Paar eine Tochter bekommen. Sie heißt Giulia.

    2012 unterlag Sarkozy bei den Präsidentschaftswahlen seinem sozialistischen Widersacher François Hollande.

    Merkel hatte am Montag bei einem gemeinsamen Fernseh-Interview mit  dem französischen Präsidenten ihre Wahlkampf-Hilfe für Sarkozy  verteidigt. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hatte zuvor  gemeinsame Wahlkampfauftritte von Merkel mit Sarkozy angekündigt,  der noch nicht offiziell Präsidentschaftskandidat ist. Dies war  zuletzt auch innerhalb der schwarz-gelben Koalition auf Vorbehalte  gestoßen. Hollande liegt in Umfragen seit Monaten deutlich vor Sarkozy.

    Pressestimmen zu Merkel und Sarkozy

    "La République du  Centre" aus Orléans: "Es bleibt offen, ob es sich um ein ausgewogenes Paar handelt.  Die Bilder, die gestern abend im Fernsehen gezeigt wurden, (...)  scheinen viel auszusagen. Während Nicolas Sarkozy sprach, lächelte  Angela Merkel. Auf dem Bildschirm hat sie viel weniger das Wort  ergriffen als ihr Nachbar, der darauf bedacht war, Überzeugung für  zwei zu leisten. Aber man darf sich nicht täuschen: Angela Merkel  denkt nicht weniger. Sicher hat sie Nicolas Sarkozy ohne Vorbehalt  unterstützt (...). Die Kanzlerin braucht Nicolas Sarkozy, um dem  Vorwurf einer 'deutschen Dominanz' zu entgehen. Deshalb - Ja zur  Konvergenz. Die Frage ist nur einfach, ob Nicolas Sarkozy seinen  zukünftigen Wahlkampf nicht zu weit in den Westen verlegt".

    Das ist Angela Merkel

    Angela Dorothea Merkel kam am 17. Juli 1954 als erste Tochter von Horst und Herlind Kasner in Hamburg zur Welt. Die Mutter arbeitete als Lehrerin, der Vater ist evangelischer Theologe.

    Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie in die DDR.

    Ab 1961 besuchte Angela Merkel die Polytechnischen Oberschule in Templin. 1973 machte sie an der Erweiterten Oberschule in Templin ihr Abitur mit 1,0.

    Anschließend studierte sie Physik an der ehemaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig. Bei einem Studentenaustausch mit Moskau und Leningrad lernte sie den Physiker Ulrich Merkel kennen, den sie 1977 heiratete. Die Ehe hielt vier Jahre.

    An der Akademie der Wissenschaften in Berlin, wo sie am Zentralinstitut für physikalische Chemie arbeitete, lernte Merkel ihren aktuellen Lebensgefährten Joachim Sauer kennen. Das Paar heiratete 1998.

    Der Titel ihrer Doktorarbeit lautet: "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden". Angela Merkel hat die Arbeit 1986 eingereicht.

    Merkel war kein SED-Mitglied, aber auch nicht im zivilen oder kirchlichen Widerstand gegen das Regime aktiv. Erst in der Umbruchphase am Ende der 80er Jahre hat sie sich politisch engagiert. Sie arbeitete erst ehrenamtlich, später hauptberuflich für die Partei "Demokratischer Aufbruch".

    Nach dem Wahldebakel ihrer Partei 1990 schloss sich Angela Merkel der CDU an. Am 3. desselben Jahres wurde sie Ministerialrätin im Bundespresse- und Informationsamt.

    Kohls nominierte sie im November 1990 überraschend als Bundesministerin für Frauen und Jugend. Den schnellen Quereinstieg verdankt sie vor allem ihrem Gönner Helmut Kohl. Angela Merkel wird deshalb auch "Kohls Mädchen" genannt.

    Im Oktober 1994 übernahm sie im Kabinett Kohl das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

    Anlässlich der CDU-Spendenaffäre 1999, in die Helmut Kohl verstrickt war, kritisierte sie ihren Wegbereiter öffentlich und distanzierte sich von ihm.

    Als Schäuble im Februar 2000 als Partei- und Fraktionsvorsitzender zurücktrat, übernahm Angela Merkel den Vorsitz. Auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen wurde sie mit überwältigender Mehrheit zur neuen DCU-Chefin gewählt.

    Seit 22. November 2005 ist Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die erste Frau an der Spitze Deutschlands, das erste Staatsoberhaupt aus den neuen Bundesländern und war 51 Jahren die jüngste Amtsinhaberin.

    Zentrale Bestandteile ihrer Regierungsarbeit waren zunächst Klima- und Energiepolitik sowie die Vertiefung transatlantischer Beziehungen. Später standen die Finanzkrise und ihre weitreichenden Folgen an der Spitze der Agenda.

    Merkel galt als Befürworterin der Stromerzeugung durch Kernenergie. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 änderte sie offiziell ihre positive Meinung zur Atomkraft.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für «Forbes» der zweitmächtigste Mensch der Welt. Das US-Magazin platzierte die CDU-Politikerin 2012 direkt hinter US-Präsident Barack Obama.

    2013 holte Angela Merkel für die CDU den Sieg bei der Bundestagswahl.

    "Sud-Ouest" aus dem westfranzösischen  Bordeaux: "Das überraschende Wahlbündnis, das sich zwischen dem  Präsidenten und der Kanzlerin bildet, erklärt sich weniger durch  die ideologische Nähe der beiden als vielmehr durch die Unruhe von  Frau Merkel angesichts der Hypothese eines Siegs der Linken.  Nachdem François Hollande gewarnt hatte, er werde den europäischen  Pakt neu verhandeln, macht Angela Merkel in Frankreich Wahlkampf,  um den sogenannten Pakt zu verteidigen. Aber ist dieses plumpe  Eindringen der Kanzlerin in den französischen Wahlkampf nicht  unproduktiv? Frau Merkel riskiert damit, denen Recht zu geben, die  in diesem Pakt von Brüssel den Sieg deutscher Ideen sahen. Und  Nicolas Sarkozy mehr wie einen Vasallen als wie einen Verbündeten  aussehen zu lassen." AZ/afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden