
Grüne: Gülle macht Trinkwasser teurer


Fraktionschef Toni Hofreiter gibt der Agrarindustrie die Hauptschuld für den Preisanstieg. Aber auch Versorger mahnen die Landwirtschaft.
Trinkwasser wird in Deutschland immer teurer, kritisieren die Grünen, und schuld daran sei die Gewässerverschmutzung durch die industrialisierte Landwirtschaft. Innerhalb von zehn Jahren seien die Preise für das wichtigste Lebensmittel um rund ein Viertel gestiegen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor, die die Grünen-Fraktion im Bundestag ausgewertet hat. Je nach Bundesland weist die Preisentwicklung dabei große Unterschiede auf. Besonders stark sind die Trinkwasserkosten nach der Analyse, die unserer Zeitung vorliegt, in Bayern. Dort mussten Verbraucher im Jahr 2016 fast 60 Prozent mehr fürs Trinkwasser bezahlen als 2005.
In Baden-Württemberg erhöhte sich die Wasserrechnung im selben Zeitraum um fast 40 Prozent, in Hessen um rund 26 Prozent. Dagegen sanken die Trinkwasserpreise in Berlin und Thüringen sogar leicht. Im Bundesdurchschnitt haben sich die Kosten für einen Zweipersonenhaushalt im Vergleichszeitraum um rund 50 Euro erhöht. Die Grünen führen die Preissteigerung unter anderem darauf zurück, dass das Trinkwasser stark mit Nitrat belastet sei und die Aufbereitung immer aufwendiger und teurer werde.
Nitrat und Medikamente lassen Trinkwasserpreise steigen
Immer mehr Brunnen müssen aufgrund von Verunreinigungen mit Nitrat und Medikamenten sogar ganz aufgegeben werden, warnen die Grünen, die in der Landwirtschaft den Hauptverursacher der Trinkwasserbelastung sehen. Bundestags-Fraktionschef Toni Hofreiter sagte gegenüber unserer Zeitung: „Die rasant steigenden Trinkwasserpreise in Bayern haben uns nicht zuletzt die Bundesregierung und die bayrische Staatsregierung mit ihrer Lobbypolitik für die Agrarindustrie eingebrockt.“ Die Verbraucher zahlten die Zeche dafür, „dass Bundes- und Staatsregierung entspannt zuschauen, wenn Unmengen Gülle auf die Äcker gekippt und die Felder überdüngt werden. Das sind die Kosten für Massentierhaltung und Intensivackerbau.“ Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und ihre bayerische Kollegin Michaela Kaniber (CSU) müssten „Schluss machen mit der Überdüngung unseres Grundwassers und unserer Landschaft“, so Hofreiter.
Deutsche Wasserwirtschaft: Preise sind moderat gestiegen
Die deutsche Wasserwirtschaft weist die Darstellung der Grünen, die Wasserpreise seien unverhältnismäßig gestiegen, zurück. Die Preise hätten sich „moderat“ entlang der Inflationsrate entwickelt. Laut dem Verband Kommunaler Unternehmen seien die Zahlen auch dadurch nicht vergleichbar, dass seit dem Jahr 2014 ein neuer Musterhaushalt mit höherem Wasserverbrauch angenommen werde.
Doch die Gefahr, dass Trinkwasser wegen der hohen Nitratbelastung künftig noch erheblich teurer wird, besteht auch nach Einschätzung des Energie- und Wasserwirtschaftsverbands (BDEW). „Wenn sich die gängige Düngepraxis nicht ändert, könnten erhebliche Mehrkosten auf die Verbraucher zukommen“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.
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