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AfD: Verhöhnt Gauland die Opfer der Nazi-Diktatur?

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Verhöhnt Gauland die Opfer der Nazi-Diktatur?

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    AFD-Chef Alexander Gauland hat mit seinen Aussagen auf dem Bundeskongress der Jungen Alternative für mächtig Diskussionen gesorgt.
    AFD-Chef Alexander Gauland hat mit seinen Aussagen auf dem Bundeskongress der Jungen Alternative für mächtig Diskussionen gesorgt. Foto: Jürgen Heinrich

    Adolf Hitler und die Nazis sind für Alexander Gauland „nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“. Das sagte der AfD-Chef in einer Rede vor der Parteijugend in Thüringen – und provozierte damit empörte Reaktionen.

    "Vogelschiss"-Zitat: CSU-Vize Weber wirft Gauland Hetze vor

    Wolfgang Kubicki attackiert Alexander Gauland scharf für dessen "Vogelschiss"-Äußerung zur NS-Zeit.
    Wolfgang Kubicki attackiert Alexander Gauland scharf für dessen "Vogelschiss"-Äußerung zur NS-Zeit. Foto: Anne Wall (Archivfoto)

    Selbst der Bundespräsident sieht sich am Sonntag zu einem Kommentar gezwungen. Er empfindet Gaulands Worte als Verharmlosung der Nazi-Diktatur. „Wer diesen einzigartigen Bruch mit der Zivilisation leugnet, klein redet oder relativiert, der verhöhnt nicht nur die Opfer, sondern der will alte Wunden wieder aufreißen und sät neuen Hass“, sagt Frank-Walter Steinmeier und appelliert zugleich: „Dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen.“

    Alexander Gauland - Strippenzieher der AfD

    Alexander Gauland ist der wichtigste Strippenzieher der Partei seit 2015.

    Der ehemalige CDU-Mann genoss früher auch in ideologisch anders gelagerten Milieus einen gewissen Respekt als konservativer Intellektueller.

    Einige seiner einstigen Weggefährten und Bekannten aus der Zeit als Staatskanzleichef in Hessen und Zeitungsverleger in Potsdam haben sich heute von ihm abgewandt.

    Gauland gilt als wichtigster Unterstützer der Rechtsnationalen in der AfD.

    Auch über den Thüringer Rechtsausleger Björn Höcke, gegen den ein Parteiausschlussverfahren läuft, hält er seine schützende Hand.

    In Sachen Zuwanderung liegt Gauland mit ihm auf einer Linie. Kürzlich warnte er: "Der Bevölkerungsaustausch in Deutschland läuft auf Hochtouren."

    Parteifreunde sagen über Gauland, der Bildungsbürger im feinen Tweed habe erst im direkten Kontakt als Wahlkämpfer seine Liebe zum "kleinen Mann" entdeckt.

    Für Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki kommt die neuerliche verbale Grenzüberschreitung des AfD-Fraktionschefs wenig überraschend. „Diese Äußerung war sowohl dumm als auch geschichtsvergessen – also entsprach sie genau dem, was ich von Herrn Gauland erwartet hatte“, sagt der FDP-Politiker. Auch in der Union herrscht Fassungslosigkeit.

    Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber hat dem AfD-Fraktionschef Gauland wegen dessen "Vogelschiss"-Zitat Hetze vorgeworfen.
    Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber hat dem AfD-Fraktionschef Gauland wegen dessen "Vogelschiss"-Zitat Hetze vorgeworfen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber ist überzeugt davon, dass Gauland die Nazi-Verbrechen mit „vollem Kalkül“ relativiert. „Er hat den letzten Beweis dafür erbracht, warum wir mit aller Kraft gegen die Hetzer und Verharmloser der AfD kämpfen müssen“, sagt Weber. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer spricht von einem Schlag ins Gesicht der Opfer. „Wer so etwas als Vorsitzender einer Partei sagt und dann sagt, das sei eine bürgerliche Partei, das macht einfach fassungslos.“

    Auch SPD, CDU und Grüne kritisieren Gauland

    Ihren Anfang nimmt die hitzige Debatte auf dem Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative am Samstag. Dort soll Gauland ein Grußwort sprechen. Und natürlich redet der Mann mit den Tweed-Sakkos und der Hundekrawatte am liebsten über Deutschland und dessen „ruhmreiche Geschichte“.

    Die habe schließlich länger gedauert als „die verdammten zwölf Jahre“ sagt er und meint damit die NS-Herrschaft von 1933 bis 1945. „Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung“, stellt Gauland zunächst noch klar. Doch dann schiebt er den entscheidenden Satz hinterher: „Aber liebe Freunde: Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“

    SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil kann es kaum glauben, als er einen Ausschnitt der Rede sieht. „Das ist eine erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus. Es ist eine Schande, dass solche Typen im Deutschen Bundestag sitzen“, sagt er.

    Gauland lasse jegliche Fassade fallen. Für Grünen-Chef Robert Habeck ist klar: „Solche Sätze sind keine Ausrutscher, sondern System.“ Die AfD versuche nicht nur, mit immer böseren Provokationen die Debatte nach rechts zu verschieben. Sie ziele auch darauf ab, die Demokratie zu entkernen. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt findet es „erschreckend, zu welcher Verrohung die AfD mit solchen Äußerungen beiträgt“.

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