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Equal Pay Day: Warum die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen so groß ist

Equal Pay Day

Warum die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen so groß ist

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    Frauen arbeiten häufig in Teilzeit oder müssen einen Minijob annehmen, weil sie sich nebenbei um die Kinder kümmern.
    Frauen arbeiten häufig in Teilzeit oder müssen einen Minijob annehmen, weil sie sich nebenbei um die Kinder kümmern. Foto: Jan Woitas, dpa

    An diesem Montag ist rein statistisch der Tag, an dem die Frauen in Deutschland beginnen, Geld zu verdienen. Ein Fünftel weniger als Männer haben sie noch immer auf dem Lohnzettel, darauf macht der sogenannte „Equal Pay Day“, der Tag der gleichen Bezahlung, aufmerksam. Die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern schrumpfte auch im vergangenen Jahr nicht.

    Konkret verdienten Frauen 2018 laut statistischem Bundesamt 17,09 Euro brutto je Stunde und damit im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Diese kamen auf 21,60 Euro. Deutschland liegt europaweit am unteren Ende der Skala. Nur in Estland (26,9 Prozent) und Tschechien (22,5 Prozent) gibt es einen noch höheren Unterschied.

    Besonders groß ist der Abstand in den alten Bundesländern mit 22 Prozent, während Frauen im Osten „nur“ sieben Prozent weniger verdienten. Und: Die Lücke klafft in Bayern (24 Prozent) und Baden-Württemberg (26 Prozent) viel stärker auseinander als in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen (beide fünf Prozent). Ein Grund: In Bayern und Baden-Württemberg gibt es viele Jobs in der gut bezahlten Autobranche – das ist traditionell eine Männerdomäne.

    Die Gleichstellung beim Gehalt dauert Jahrzehnte

    „Die Geschlechter sind auf dem Arbeitsmarkt noch lange nicht gleichgestellt“, sagt Aline Zucco vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. „Es wird zwar im Moment viel über das Thema diskutiert, aber es ändert sich nur sehr wenig.“ Hoffnung auf eine schnelle Änderung macht sie nicht: Solche Prozesse würden Jahrzehnte dauern und würden häufig Anreize von außen benötigen. Noch aber seien jene Frauen, die im Berufsleben offensiv auftreten, vielen Männern suspekt, weibliches Karrierestreben tendenziell negativ belegt. „Solche Normen werden durch Erziehung geformt“, sagt Zucco.

    Rund drei Viertel des Verdienstunterschieds sind strukturbedingt: Frauen sind in schlechter bezahlten Branchen beschäftigt, sie arbeiten häufiger Teilzeit: Fast jede zweite berufstätige Frau hat eine Teilzeitstelle – bei den Männern ist es nicht einmal jeder Zehnte. Das verbleibende Viertel des Verdienstunterschieds entspricht der bereinigten Lohnlücke. Demnach verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation sieben Prozent weniger.

    Einige Branchen sind besonders problematisch

    Langfristig nimmt die Gehaltskluft zumindest etwas ab: 2006 verdienten Frauen im Mittel noch 23 Prozent weniger als Männer. Doch eine Statistik, die der Linkspartei vorliegt, zeigt, dass die zehn Berufe mit den niedrigsten Entgelten mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden. Dazu gehören Jobs in der Pflege, im Friseurhandwerk und im Dienstleistungsgewerbe. „Diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit muss endlich ein Ende haben“, sagt Susanne Ferschl, stellvertretende Fraktionschefin der Linken.

    Frauen werden in unserer Gesellschaft immer noch benachteiligt, wenn es um einen gerechten Lohn für gleiche Arbeit geht“, sagt Justizministerin Katarina Barley (SPD). „Das dürfen wir nicht tolerieren", so die Justizministerin weiter. „Wir haben schon viel getan, um diese Lücke zu schließen“, erklärt Barley: das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit, der Mindestlohn und der Auskunftsanspruch, nach welchen Kriterien jemand bezahlt wird.

    Genauso wichtig sei das Umdenken in der Gesellschaft: „Väter in Elternzeit sind heute fast normal geworden, Frauen in Führungspositionen oft noch die Ausnahme“, sagt Barley. „Die Lohnlücke überwinden wir nur, wenn Frauen ihre Rechte konsequent einfordern.“ Das ebenfalls von der SPD geführte Familienministerium will sozialen Berufe aufgewerten. Mehr als 5,7 Millionen Menschen arbeiteten in diesen Berufen, 80 Prozent davon seien Frauen.

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