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Anschlag in Straßburg: Wer ist der mutmaßliche Straßburg-Attentäter Chérif Chekatt?

Anschlag in Straßburg

Wer ist der mutmaßliche Straßburg-Attentäter Chérif Chekatt?

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    Im Straßburger Stadtteil Neudorf haben französische Polizisten den mutmaßlichen Attentäter erschossen. Zwei Tage lang hatten die Ermittler unter Hochdruck nach dem 29-Jährigen gesucht.
    Im Straßburger Stadtteil Neudorf haben französische Polizisten den mutmaßlichen Attentäter erschossen. Zwei Tage lang hatten die Ermittler unter Hochdruck nach dem 29-Jährigen gesucht. Foto: Christophe Ena, dpa

    Für Chérif Chekatt ist Flucht nichts Ungewöhnliches. Der Mann mit französischem Pass und nordafrikanischen Wurzeln, der nach dem mutmaßlichen Terroranschlag in Straßburg fliehen konnte, war schon einmal der Polizei entkommen: Das war in Deutschland vor fast drei Jahren – in Engen im Kreis Konstanz (Baden-Württemberg). Am frühen Morgen des 15. Januar 2016 hatte ihn eine Streife der Bundespolizei in einem Zug zwischen Singen und Engen aufgegriffen. Die Beschreibung habe zu einem Einbrecher gepasst, der wenige Stunden zuvor von der Überwachungskamera einer Apotheke gefilmt worden war. Mit einem Schraubenzieher hatte er dort nachts um 2.24 Uhr die Doppel-Glasflügeltür aufgehebelt und 315 Euro aus der Kasse gestohlen, wie das spätere Gerichtsurteil vermerkt. Als Alarm ausgelöst wurde, flüchtete der damals 26-Jährige und stieg später in den Zug ein. Bei seiner Festnahme fanden die Beamten auch Einbruchswerkzeug. Als sie aber den Bahnhof erreichten, rannte er davon. Mit einem Großaufgebot von 15 Streifen und einem Hubschrauber durchkämmten Bundes- und Landespolizei die Gegend rund um Engen.

    Chérif Chekatt saß in Konstanz in Untersuchungshaft

    Chérif Chekatt kam zunächst in Konstanz in Untersuchungshaft, bis ihm knapp sechs Monate später der Prozess gemacht wurde. Die Strafe fiel mit zwei Jahren und drei Monaten auf den ersten Blick recht hoch aus. Allerdings blickte das Amtsgericht Singen damals auf die üppige Liste an Vorstrafen des Angeklagten. So hatte er 2008 bereits in Frankreich wegen mehrerer Einbrüche eine zweijährige Haftstrafe erhalten. In Basel verurteilte ihn ein Schweizer Gericht 2013 ebenfalls wegen mehrerer Einbrüche zu einem Jahr und sechs Monaten. Und nun Engen: Auch dieser Tat war eine andere vorausgegangen, die bei der Gelegenheit aufgeklärt wurde. So war Chekatt im Februar 2012 in die Räume einer Zahnarztpraxis in Mainz eingebrochen. Dabei nahm er einen Tresor mit, der an der Wand befestigt war, und brach zwei Geldkassetten auf, deren Inhalt er raubte: 1467 Euro Bares, Briefmarken sowie Zahngold im Wert von 6572 Euro. Ein Taschentuch, das seine DNA trug, überführte ihn. Das einzige, was ihn entlastete, war sein Geständnis. In Untersuchungshaft saß er in Konstanz, nach der Verurteilung kam er dann in Freiburg in Haft. Einen Teil der Strafe saß er ab, dann wurde er nach Frankreich abgeschoben. Einen deutschen Wohnsitz außerhalb der Gefängnisse in Konstanz und Freiburg habe der Mann nie gehabt.

    Mutmaßlicher Attentäter von Straßburg ist mit sechs Geschwistern aufgewachsen

    1989 in Straßburg geboren, wuchs Chekatt zusammen mit sechs Geschwistern in seinem Elternhaus auf. Er ging bis zum 16. Lebensjahr in die Schule und machte einen Hauptschulabschluss. Chekatt soll nach der Schulausbildung bei der dortigen Gemeinde beschäftigt und seit 2011 arbeitslos gewesen sein. Vier Jahre hatte er bereits in Gefängnissen verbracht. Die Strafe von Engen verbüßte er teilweise in der Haftanstalt in Freiburg, bis er nach Frankreich abgeschoben wurde. Von ihm gehe die konkrete Gefahr neuer Störungen der öffentlichen Sicherheit aus. Ihm wird eine rücksichtslose Persönlichkeit attestiert.

    Radikalisiert hatte sich Chekatt bereits bei einem Gefängnisaufenthalt 2015. In Frankreich wurde er in die „S“-Datei für „Staatssicherheit“ aufgenommen, in der die französischen Sicherheitsbehörden mehr als 20.000 mögliche Gefährder führen.

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