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Werbeflächen: Mit dem Verschwinden der Litfaßsäule geht eine Tradition verloren

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Mit dem Verschwinden der Litfaßsäule geht eine Tradition verloren

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    Traditionelle Litfaßsäulen wie diese hier in Nürnberg werden nach und nach durch moderne Konstruktionen mit Displays ersetzt.
    Traditionelle Litfaßsäulen wie diese hier in Nürnberg werden nach und nach durch moderne Konstruktionen mit Displays ersetzt. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Ampeln bleiben. Laternen bleiben. Poller bleiben. Andere altgediente Stützpfeiler des Stadtbildes aber haben einen schweren Stand – oder sind bereits gefallen. Erst verschwanden die viereckigen, jetzt sind die runden dran.

    Der Litfaßsäule droht das gleiche Schicksal wie der Telefonzelle. Immer mehr werden abgebaut. Sie verschwinden schleichend aus dem öffentlichen Raum, in dem sie seit 150 Jahren allgegenwärtig waren.

    Werbung: Litfaßsäulen müssen modernen Displays weichen

    In Augsburg ist bereits 2017 ausgelichtet worden. Über 100 Litfaßsäulen sind weg – und viele Plakatwände gleich mit. Über ein paar stille Seufzer hinaus gab es kein Echo auf die Verluste im urbanen Inventar. Anders ist das in Berlin, der Metropole und Heimat der Litfaßsäule. Dort stehen derzeit über 1000 Säulen nackt da – einfarbig tapeziert vorbereitet für den Abtransport.

    Das Herausbrechen der Litfaßsäulen aus dem Straßenbild stößt auf Proteste. „Erhaltet diese Säule!“ kritzeln Leute aufs Leichenhemd. Künstler intervenieren, Nostalgiker reagieren. Trendforscher trösten, Werbefirmen beschwichtigen. Von Patenschaften ist außerdem die Rede, einige Werbeträger sind als Säulenheilige des Denkmalschutzes sowieso gerettet.

    Was mit dem Verschwinden der Litfaßsäule verloren geht

    Weil sich die Außenwerbung verändert, weil viele Litfaßsäulen marode sind und Städte neue Auflagen machen, weil die Branche auf Displays, Hinterglasplakate und Digitalschnickschnack setzt, werden die Fossile unter den klassischen Stadtmöbeln unaufhaltsam weniger.

    Was mit verloren geht, sind die übereinandergeklebten Zeitschichten, wehende Plakatschöße im Sturm und die Idee von der universell nutzbaren Anschlagtafel. Litfaßsäulen waren analoge Ausrufezeichen des Papierzeitalters. Bald werden sie nur noch die drei Punkte am Ende sein …

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