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Wolfgang Vogel gestorben: Makler der Ost-West-Agentendeals ist tot

Wolfgang Vogel gestorben

Makler der Ost-West-Agentendeals ist tot

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    Der ehemalige DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel ist tot. (Archivfoto von 1996)
    Der ehemalige DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel ist tot. (Archivfoto von 1996) Foto: DPA

    Von Martin Ferber Berlin - Es war eine Tätigkeit im Zwielicht, wie sie nur unter den besonderen Bedingungen des Kalten Krieges möglich war. Wolfgang Vogel, mit allen nur erdenklichen Privilegien ausgestatteter Rechtsanwalt in Ost-

    Der 1925 in Niederschlesien geborene Vogel war drei Jahrzehnte lang der Mann für alle aussichtslosen Fälle, letzte Anlaufstelle, wenn es um humanitäre Fragen im geteilten Deutschland ging. Er unterhielt beste Kontakte zu den Regierungen in Ost-Berlin wie Bonn. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt nannte den Anwalt "unseren Briefträger", DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker ernannte ihn zu seinem "persönlichen Beauftragten in humanitären Fragen".

    1961/62 organisierte Vogel im Auftrag des sowjetischen Geheimdienstes KGB den ersten spektakulären Agentenaustausch des Kalten Krieges, bis zum Fall der Mauer 1989 wurden unter Vermittlung Vogels rund 150 Agenten aus 23 Ländern ausgetauscht. Gleichzeitig spielte der Ost-Berliner Anwalt, dessen Markenzeichen ein goldfarbener Mercedes war, eine zentrale Rolle beim so genannten Häftlingsfreikauf. Nach der von der DDR-Führung ausgegebenen Devise "Menschliche Erleichterungen gegen harte D-Mark" wurden insgesamt 33 755 politische Häftlinge durch die Bundesrepublik freigekauft, pro Häftling zahlte die Bundesregierung von 1977 an rund 96 000 Mark. Zudem verhalf Vogel 215 019 DDR-Bürgern zu einer Ausreise in den Westen.

    Nach dem Mauerfall fand sich der schillernde Anwalt auf der Anklagebank wieder, das Verfahren wegen Erpressung stellte der BGH ein. Verurteilt wurde er wegen Urkundenfälschung und eines Meineids.

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